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EZB-Leitzinssenkung bereits im Sommer 2024

15.12.2023

  • Fed diskutiert erstmals über Leitzinssenkungen
  • EZB versucht Leitzinssenkungseuphorie zu dämpfen
  • Wir bleiben bei unserer Anlagestrategie

Fed öffnet die Tür für Leitzinssenkungen
Die US-Notenbank Fed hat auf der Sitzung am 13. Dezember die Leitzinsspanne unverändert bei 5,25% bis 5,50% belassen. Gemäß ihrer neuen Projektionen erwartet die Fed nächstes Jahr jetzt aber drei statt bisher zwei Zinssenkungen. Für die Wirtschaft rechnet die Fed mit einer weichen Landung. Fed-Chef Powell bestätigte in der Pressekonferenz erstmals, dass die Fed angefangen hat, über kommende Zinssenkungen zu diskutieren. Er betonte aber auch, dass es noch zu früh sei, um den Sieg über die Inflation zu verkünden.

Sechs Zinssenkungen der Fed in 2024
Bisher sind wir davon ausgegenagen, dass die Fed die Leitzinsen im nächsten viermal um insgesamt 100 Bp. senken dürfte. Dafür spricht die überraschend gute Inflationsentwicklung. Zudem geht die Fed jetzt von drei Zinssenkungen für 2024, bisher waren es nur zwei. Wir rechnen jetzt mit der ersten Zinssenkung bereits im Mai 2024. Insgesamt gehen wir jetzt für 2024 von sechs Zinssenkungen zu je 25 Bp aus. und zwei Anfang 2025. Der Leitzins würde um insgesamt 200 Bp auf dann 3,25%-3,50% sinken. Wir erwarten stärkere Zinssenkungen als die Fed, da wir ein ungünstigeres Wachstumsbild haben, mit einer leichten Rezession im Frühjahr/Sommer 2024. Unsere Inflationsprognose für 2024 revidieren wir nach den relativ günstig ausgefallenen Daten der letzten Wochen leicht von 3,0% auf 2,8%.

EZB-Chefin Lagarde dämpft Zinssenkungseuphorie
Nachdem der Markt vor der EZB-Sitzung gut 150 Basispunkte an Zinssenkungen im nächsten Jahr erwartet hatte, versuchte EZB-Chefin Lagarde, die Zinssenkungserwartungen zu dämpfen. So hat sie nicht mehr gesagt, dass die Inflation „zu lange zu hoch“ bleibe. Außerdem stellte sie klar, dass der EZB-Rat, anders als die US-Notenbank, nicht über Zinssenkungen diskutiert habe. Dagegen betonte sie, dass die EZB wachsam bleiben müsse. Aber ihr Inflationsausblick ist verglichen mit der letzten Pressekonferenz deutlich optimistischer geworden. Wir rechnen deshalb damit, dass die EZB nicht wie bisher von uns prognostiziert ihre erste Zinssenkung erst im 4. Quartal 2024 vornehmen wird, sondern bereits im Juni, wenn sie ihre Projektionen aktualisiert. Bis zum Frühjahr 2025 sehen wir nun insgesamt vier statt zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte.

EZB senkt Inflationsprognose für 2024
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Wir erwarten die erste Zinssenkung der EZB im Juni 2024
Der bessere Ausblick für die Inflation in den kommenden Monaten dürfte den „Tauben“ im EZB-Rat genügend Argumente liefern, um ab dem Sommer Zinssenkungen durchzusetzen. Dafür spricht auch, dass die Konjunktur sich weiterhin schwach entwickeln und sich der politische Druck auf die EZB erhöhen wird. Wir gehen jetzt davon aus, dass die EZB die Zinsen bereits im Juni 2024 (vorher Dezember) um 25 Basispunkte senken wird, wenn die neuen Projektionen veröffentlicht werden. Bis zum Frühjahr 2025 dürften drei weitere Zinssenkungen von jeweils 25 Basispunkte folgen, sodass der Einlagensatz um 100 Bp. niedriger bei 3,0% liegen sollte.

Renditeausblick und Strategie
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Auch das Segment der Unternehmensanleihen verzeichnete in den letzten Wochen aufgrund der angepassten Leitzinserwartungen seitens der Marktteilnehmer teils deutlichere Renditerückgänge. Neben eines allgemein zu beobachteten Marktzinsrückgangs konnten zudem auch rückläufige Risikoaufschläge beobachtet werden. Entsprechend trugen auch diese zur positiven Performance bei.

Zwar wurde durch die nun erfolgte Neubewertung ein gewisser Anteil des erwarteten Performancepotenzials für das neue Jahr bereits vereinnahmt, jedoch erscheinen die erzielbaren Renditen auch auf dem aktuell reduzierten Niveau weiterhin attraktiv. Selbst wenn es im ersten Halbjahr aufgrund einer sich weiter abschwächenden Wirtschaft zu temporären Spreadausweitungen kommt, sollte die laufende Verzinsung größeres Ungemach verhindern können.

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Stärkerer Euro erwartet
Der US-Dollar hat nach der überraschenden Wende der Fed deutlich abgewertet. Der Euro konnte die Marke von 1,10 US-Dollar schnell wieder erreichen. Da wir einen kräftigeren Leitzins- und Renditerückgang in den USA als im Euroraum sehen, prognostizieren wir weiterhin eine Erholung des Euro bis in den Bereich 1,15 bis 1,20 US-Dollar.

Fazit

Fazit

Wir haben nach den Notenbanksitzungen unsere Leitzinsprognosen geändert. Für die Fed rechnen wir jetzt mit sechs Leitzinssenkungen ab Mai im nächsten Jahr, für die EZB mit vier Zinslockerungen ab Juni. Wir stufen auch nach dem Renditerückgang Staatsanleihen und Unternehmensanleihen als attraktiv ein und empfehlen den kurzen und längeren Laufzeitenbereich überzugewichten. Der Euro dürfte sich in den nächsten Monaten weiter aufwerten.


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Auswirkung von Inflation
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