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Private Equity – eine Anlageklasse nicht nur für Profis

26.09.2023

  • Was ist Private Equity?
  • Der Einstieg von Privatanlegern
  • Private Equity als besondere Anlageklasse
  • Einfluss in Portfolios

Werden legendäre Anleger wie Warren Buffet nach ihrem Erfolgsrezept befragt, nennen sie meist zwei Zutaten: Den langfristigen Horizont und das Investment in Eigenkapital, meist in Form von Aktien. Auf lange Sicht sind Aktien bekanntlich die ertragreichste Anlageform. Doch es geht noch besser, wie Untersuchungen zur langfristigen Wertentwicklung der weniger bekannten Private-Equity-Anlagen zeigen. Dahinter verbergen sich Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen – manchmal etablierte, häufig auch junge, wachsende Unternehmen.

1975 war Microsoft eine „Garagenfirma“, 1986 folgte der Gang an die Börse. Heute prägt das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von weit über zwei Billionen USD den Büroalltag global. Ist die Idee nicht faszinierend, bei solchen Erfolgsgeschichten in der besonders performancestarken Frühphase mit an Bord zu sein? Leider sind „Wachstumsraketen“ wie Microsoft extrem selten zu finden, und Erfolg braucht einen langen Atem. Und man sollte nicht vergessen, dass zahllose Unternehmen gerade in der Entwicklungsphase scheitern. Private Equity bedeutet auch erhöhtes Risiko, was im Auge behalten werden muss. Alles in allem ist Private Equity auch für Privatanleger interessant und kann sich vorteilhaft im Depot auswirken.

Was ist Private Equity?
Im frühen Entwicklungsstadium oder in Zeiten des Umbruchs benötigen Unternehmen in der Regel viel Kapital zum Auf- und Ausbau ihres Geschäfts. Hier treten Beteiligungsgesellschaften mit ihrer Liquidität auf den Plan. Sie bieten sich als langfristige Co-Investoren an. Dies kann bis hin zu Mehrheitsbeteiligungen und unternehmerischer Einflussnahme gehen. Dieser „Saatzeit“ folgt im Idealfall eine Reifephase der Investition und als Ziel die erfolgreiche Veräußerung („Exit“) an andere Investoren oder der Börsengang eines solchen Unternehmens. Die Wertsteigerung von erfolgreichen Unternehmen ist gerade in diesen Phasen besonders hoch, was die Attraktivität der Anlageklasse Private Equity ausmacht. Ein Einstieg von Private Equity als Geldgeber erfolgt aber auch bei etablierten (Familien-)Unternehmen etwa bei Nachfolgeregelungen oder Restrukturierungen bzw. Abspaltungen. Auch hier ist das Ziel die erfolgreiche Veräußerung nach einer gewissen Zeit.

Der Einstieg von Privatanlegern
Für Privatanleger ist eine direkte Eigenkapitalbeteiligung in nicht börsennotierte Unternehmen in der Regel nicht möglich. Allerdings gibt es indirekte Beteiligungsmöglichkeiten. Diese bieten zudem den Vorteil einer sinnvollen Streuung der nicht unbeträchtlichen Risiken von einzelnen Private Equity-Beteiligungen. Denn plakativen Erfolgsgeschichten wie Microsoft steht eine Vielzahl von gescheiterten Geschäftsmodellen gegenüber.

Grundsätzlich gibt es zwei Wege für eine solche Beteiligung. Einige Private Equity-Beteiligungsgesellschaften sind börsennotiert. Ein Anleger kann Aktien dieser Beteiligungsunternehmen erwerben und erhält dort Informationen über Umfang und Entwicklung des Portfolios der Gesellschaft. Regelmäßig wird der „innere Wert“ (geschätzter Marktwert der Beteiligungen abzüglich Verschuldung) veröffentlicht, von dem der Börsenkurs mehr oder weniger stark abweichen wird. Je nach Erfolgsbilanz der Gesellschaft und Börsenstimmung kann dies ein Aufschlag oder auch häufig ein deutlicher Abschlag sein.

Die zweite Form der Beteiligung für Privatanleger ist der Erwerb von Anteilen von Private-Equity-Fonds, heute in der Regel in der Rechtsform eines ELTIF (European Long Term Investment Fund) aufgelegt. Dies soll den besonderen Charakter der Langfristigkeit der eingegangenen Investitionen betonen und stellt an den Anleger selbst aus Anlegerschutzgründen eine Reihe von Anforderungen. Ein solcher Private-Equity-Fonds sammelt zunächst Anlegergelder ein und erwirbt danach sukzessive Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Handelt es sich um eine Mehrheitsbeteiligung, können solche Fonds auch aktiv in die Entwicklung der Unternehmen eingreifen und wertsteigernde Maßnahmen umsetzen. Dadurch sollen Wertschöpfungspotenziale gehoben und nach einigen Jahren durch den Verkauf der Beteiligung realisiert werden. Der Verkaufserlös wird dann in neue Unternehmensbeteiligungen investiert oder an die Anleger des Fonds ausgeschüttet. Niedrigere Beteiligungsquoten werden als Co-Investments bezeichnet und bieten den Vorteil stärkerer Streuung. Zudem kann man sich meist auf Prüfprozesse des Hauptinvestors stützen.

Häufig wird für einen ELTIF eine feste Laufzeit mit Verlängerungsmöglichkeiten vorgegeben. Diese Flexibilität ist wichtig, da sich die Marktbedingungen für den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen schnell ändern können und kein unvorteilhafter Zeitdruck bei einer planmäßigen Auflösung des Portfolios aufkommen soll.

Es leuchtet ein, dass bei beiden Wegen die besondere Managementexpertise und das Netzwerk einer Beteiligungsgesellschaft entscheidend ist. Anleger sollten sich über die grundsätzliche Strategie des Managements (z.B. Private-Equity-Beteiligungen in der Erstphase oder bereits in fortgeschrittenem Stadium, geographische und sektorale Streuung, Einsatz von Krediten, etc.) informieren. Hilfreich ist auch ein Blick auf die Wertentwicklung bisheriger vergleichbarer Fonds oder Anlagen dieses Managers in Private Equity. Dies bietet zwar keine Erfolgsgarantie, aber Hinweise auf Erfahrung und Expertise.

Private Equity als besondere Anlageklasse
Für viele Privatanleger ist Private Equity eine neue Anlageklasse. Mit ihr sind erhöhte Chancen und Risiken verbunden. Vergleichbar zur Fondsanlage mag das Prinzip der Streuung in viele Anlagethemen erscheinen. Wie bei einem aktiv gemanagten Fonds ist die Auswahl der Beteiligungen durch die Manager des Private-Equity-Fonds von entscheidender Bedeutung. Ungewohnt ist die in der Regel lange Bindung durch die fehlende Möglichkeit der kurzfristigen Veräußerung, beides vergleichbar mit unternehmerischen Beteiligungen. Dies ist eine besondere Risikokategorie, da nicht alle persönlichen Liquiditätsbedarfe planbar sind. Die erzwungene Haltedisziplin hilft allerdings beim langfristigen Erfolg der Anlage. Viele Aktienanleger dürften die Erfahrung gemacht haben, dass eine zu frühe Gewinnrealisierung einer guten Langfristperformance im Wege stand. Darum muss dieser Aspekt kein Nachteil sein. Allerdings sollte dies bei der Mittelherkunft genau bedacht werden. Die Mittel für Private-Equity-Anlagen sollte der Anleger auch tatsächlich langfristig nicht benötigen.

Im Vergleich zu den liquiden Aktienanlagen schneidet Private Equity über die meisten Zeiträume und vor allem in der Langfristbetrachtung überzeugend besser ab. Dies zeigt beispielhaft eine Marktanalyse von Blackrock Private Equity für die USA. Für globale Private-Equity-Indizes ergeben sich ähnliche Ergebnisse.

Wertentwicklung p.a. verschiedener Assetklassen 1/2003-12/2021
Muster Bild
Quelle: Jeroen Cornel, Kyle McDermott; BlackRock Private Equity Partners 9/2022
Berechnungen Performance p.a. in USD auf Basis folgender Indizes:
Renten: Barclays US Aggregated Bond Index; Hedgefonds: HFRI FOF Index; MSCI World in USD und S&P500 als Performanceindex; Private Equity: Burgiss1 Index

Einfluss in Portfolios

Langfristige Chance-Risiko-Eigenschaften von Anlageklassen (schematisch)
Muster Bild
Quelle: Commerzbank Research
Darstellung schematisch; Langfristig erwartbare Charakteristik verschiedener Anlageformen in Bezug auf Risiko und Ertrag

Fazit

Fazit

Die Einbeziehung von Private Equity-Anlagen kann die Wertentwicklung eines gemischten Portfolios steigern und zugleich die Portfolioschwankungen reduzieren. Dieser Effekt ist teils den fehlenden Marktpreisen geschuldet, zum Teil auch auf andere Marktzyklen oder Investmentbereiche zurückzuführen. So ergibt sich über diese Beteiligungsform auch eine neue Dimension der Diversifikation, der Streuung durch Investitionen in verschiedene Unternehmensphasen, von Frühphasen-Risikokapital bis hin zu Investitionen in Wachstumsunternehmen und Buyout-Transaktionen in späteren Phasen. Den meisten Anlegern dürfte eine solche Verstetigung der Portfolioentwicklung sehr willkommen sein. Im Gegenzug ist die lange Bindung des Anlagebetrags zu beachten, für den die Mehrrendite von Private Equity auf die lange Sicht als Illiquiditätsprämie aufzufassen ist. Voraussetzung ist die Wahl eines erfolgreichen Managers, der die Chancen dieses Marktes realisieren kann.

Als Anleger sollte ich zunächst eine persönliche Liquiditätsplanung vornehmen und die Dosierung von Private Equity-Anlagen im Depot entsprechend wählen.


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