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DAX: Dividendensumme steigt auf Allzeithoch, Aktienrückkäufe gewinnen an Fahrt

21.03.2024

Heute früh gaben Heidelberg Materials und die Porsche Holding als letzte DAX-Unternehmen ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2023 bekannt. Insgesamt haben in den vergangenen Wochen 24 DAX-Unternehmen eine Dividendenanhebung angekündigt, während fünf Unternehmen planen, ihre Dividende zu kürzen. Die DAX-Dividendensumme wird wahrscheinlich um ein Prozent von 51,7 Mrd. EUR auf das neue Allzeithoch von 52,3 Mrd. EUR steigen. Dividendenenttäuschungen im DAX-Pharmasektor werden vor allem durch starke Dividendenerhöhungen im DAX-Versicherungssektor ausgeglichen. Die Aktienrückkäufe der DAX-Unternehmen gewinnen weiter an Fahrt, und 17 DAX-Unternehmen werden wohl im laufenden Jahr für insgesamt 16 Mrd. EUR eigene Aktien zurückkaufen. Der DAX bietet derzeit eine durchschnittliche Dividendenrendite von 3,1%, welche damit 0,7 Prozentpunkte über der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt. Dividendenaktien und Dividendenfonds bleiben daher wichtige Bausteine in einem ausgewogenen Aktienportfolio.

DAX: 16 positive und fünf negative Dividendenüberraschungen
Vor dem Hintergrund des im Geschäftsjahr 2023 herausfordernden konjunkturellen Umfeldes mit einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung im Euroraum und im für viele DAX-Unternehmen wichtigen Exportmarkt China ist die DAX-Dividendensaison überraschend gut gelaufen. 16 DAX-Unternehmen haben mit ihrem Dividendenvorschlag die durchschnittlichen Analystenprognosen übertroffen, während nur fünf Unternehmen eine enttäuschende Dividende in Aussicht gestellt haben (Tabelle 1).

Vor allem die großen DAX-Versicherer überzeugen. Allianz plant, eine Dividende von 13,80 EUR je Aktie zu zahlen, während die Markterwartungen bei 12,00 EUR lagen. Auch die Munich Re übertrifft mit ihrem Dividendenvorschlag von 15,00 EUR je Aktie deutlich die Analystenprognosen von 12,40 EUR je Aktie. Zudem überrascht Beiersdorf mit einer geplanten Dividende von 1,00 EUR je Aktie, nachdem das Unternehmen 14 Jahre in Folge eine unveränderte Dividende von 0,70 EUR je Aktie gezahlt hatte.

Tabelle 1 - DAX: 16 positive und fünf negative DAX-Dividendenüberraschungen
DAX: Dividendenankündigungen für das Geschäftsjahr 2023
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Quelle: DAX-Unternehmen, Factset-Markterwartungen, Commerzbank-Research

24 DAX-Unternehmen erhöhen die Dividende und fünf reduzieren
Bayer stufen wir als die größte Enttäuschung in der DAX-Dividendensaison ein. Das Unternehmen kündigte eine drastisch von 2,40 EUR auf 0,11 EUR je Aktie sinkende Dividende an, während die Markterwartungen nur von einer leichten Kürzung auf 2,25 EUR ausgegangen waren. Für Fresenius gingen die Marktprognosen mit 0,92 EUR je Aktie von einer unveränderten Dividende aus. Doch das Unternehmen gab überraschend den Ausfall der Dividende bekannt wegen der Annahme von Energie-Staatshilfen für die Kliniktochter Helios. Auch MTU erwischte viele Analysten mit der Ankündigung, die Dividende von 3,20 EUR auf 2,00 EUR je Aktie zu kürzen, auf dem falschen Fuß, da die Analysten sogar von einer Dividendenerhöhung auf 4,30 EUR je Aktie ausgegangen waren.

Insgesamt werden 24 DAX-Unternehmen ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2023 erhöhen, fünf Unternehmen kürzen ihre Dividendenzahlung, und elf DAX-Unternehmen lassen ihre Dividende unverändert (Tabelle 2). Im Vorjahr waren es 27 Dividendenerhöhungen bei ebenfalls fünf Kürzungen.

Tabelle 2 - DAX-Dividendensaison 2024: 24 Dividendenanhebungen und fünf Dividendensenkungen
DAX: angekündigte Dividenden für das Geschäftsjahr 2023, Dividendenrendite und geschätzte Ausschüttungssumme
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Quelle: DAX-Unternehmensangaben, LSEG-Datastream, Commezbank-Research, *Commerzbank-Prognose für Ausschüttung in Mio. EUR

DAX-Dividendenrekord: Dividendensumme steigt auf 52,3 Mrd. EUR
Die DAX-Dividendensumme dürfte für das Geschäftsjahr 2023 leicht von 51,7 Mrd. EUR auf 52,3 Mrd. EUR steigen, obwohl einige Unternehmen eine deutlich geringere Dividendenzahlung leisten werden (Chart 1). So wird Bayer wohl nur noch 108 Mio. EUR an die Aktionäre ausschütten, nachdem es im Vorjahr noch 2.358 Mio. EUR waren. Aktionäre von Fresenius werden für das Geschäftsjahr 2023 leer ausgehen, nachdem die Ausschüttung im Vorjahr noch bei 518 Mio. EUR lag. Auch BMW wird wahrscheinlich aufgrund einer Dividendenkürzung von 8,50 EUR auf 6,00 EUR je Aktie 1.617 Mio. EUR weniger ausschütten. Für das Geschäftsjahr 2022 war wegen eines Sondergewinns infolge der Vollkonsolidierung des China-Geschäfts die BMW-Dividende außergewöhnlich hoch ausgefallen.

Kräftige Dividendensteigerungen der DAX-Versicherer sind der entscheidende Grund, warum die DAX-Dividendensumme für das Jahr 2023 trotz einiger Enttäuschungen schließlich dennoch um 1% steigen dürfte. So wird die Allianz ihre Dividendenausschüttung wohl um 824 Mio. EUR ausweiten, und für die Münchner Rück dürfte sich der Anstieg auf 426 Mio. EUR belaufen. Auch Airbus (796 Mio. EUR), Porsche AG (592 Mio. EUR) und Daimler Truck (460 Mio. EUR) tragen stark zum Wachstum der DAX-Dividendensumme bei.

Chart 1 - DAX-Dividendensumme steigt wahrscheinlich von 51,7 Mrd. EUR auf 52,3 Mrd. EUR
DAX-Dividendensumme für die Geschäftsjahre 2000 bis 2023e in Mrd. EUR
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Quelle: 2000 bis 2022 DAX-Geschäftsberichte, 2023 Commerzbank-Prognose

Autosektor zahlt wohl 30% der DAX-Dividendensumme

Der Autosektor bleibt der wichtigste Sektor für die Entwicklung der Dividenden im DAX-Index. Jedoch dürfte für das Geschäftsjahr 2023 die Dividendensumme der DAX-Autoaktien um 800 Mio. EUR von 16,5 Mrd. EUR auf 15,7 Mrd. EUR fallen, da BMW für das Geschäftsjahr 2022 noch eine außergewöhnlich hohe Dividende aufgrund der Vollkonsolidierung des China-Geschäfts gezahlt hatte. Dennoch kommen wahrscheinlich weiterhin 30,0% der DAX-Dividenden aus dem Autosektor, nachdem es für das Geschäftsjahr 2022 32,0% waren (Tabelle 3).

Tabelle 3 - DAX-Autoaktien zahlen wahrscheinlich 30% der DAX-Dividendensumme
DAX: Dividendenzahlungen für die Sektoren Auto, Versicherungen, Versorger
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Quelle: DAX-Geschäftsberichte, Commerzbank-Research

Die rückläufige Dividendensumme im Autosektor wird wettgemacht durch den Versicherungssektor. Die DAX-Versicherer werden ihre Dividendenausschüttungen wahrscheinlich kräftig von 6,9 Mrd. EUR auf 8,3 Mrd. EUR erhöhen. In diesem Szenario würde ihr Anteil an den gesamten DAX-Dividenden dynamisch von 13,3% auf 15,8% steigen.

Auch für die DAX-Versorger klettert die Dividendensumme Schritt für Schritt wieder nach oben. Für das Geschäftsjahr 2023 dürften 2,1 Mrd. EUR ausgeschüttet werden, nach 2,0 Mrd. für das Geschäftsjahr 2022. Der Anteil der DAX-Versorger an den DAX-Dividenden steigt von 3,9% auf 4,1%. Den Hochpunkt der DAX-Versorger markierte das Geschäftsjahr 2009, als sie mit 4,7 Mrd. EUR fast 24% der DAX-Dividenden zahlten. Der Tiefpunkt war dann das Geschäftsjahr 2016, als der Versorgersektor nur noch 1,3% zur gesamten DAX-Dividendensumme beitrug, belastet durch die negativen Auswirkungen der Energiewende in Deutschland auf die Unternehmensgewinne.

Attraktive DAX-Dividendenrendite von 3,1%
Die 40 DAX-Unternehmen bringen derzeit gemeinsam eine Marktkapitalisierung von ungefähr 1.700 Mrd. EUR auf die Waage. Die Dividendensumme von 52,3 Mrd. EUR entspricht damit einer Dividendenrendite von 3,1% für das Geschäftsjahr 2023. Die Dividendenrendite notiert weiterhin deutlich über der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,4% (Grafik 2, Stand 20. März 2024). Der DAX-Index notiert zwar auf einem Allzeithoch, doch immer noch bieten momentan 16 Unternehmen eine erwartete Dividendenrendite von mehr als 3%. Investments in Dividendenaktien und Dividendenfonds bleiben daher weiterhin wichtige Bausteine in einem Anlage-Portfolio.

Chart 2 - DAX-Dividendenrendite 70 Basispunkte über der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe
Renditen im Vergleich in %: DAX-Dividenden, Unternehmensanleihen, Bundesanleihen, Euribor
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Quelle: LSEG-Datastream, Factset-Konsensusdaten, Commerzbank-Research

Jedoch bieten BBB-Unternehmensanleihen im Euroraum mit durchschnittlich 3,9% mittlerweile ebenfalls eine attraktive Rendite. Zudem winken bei einem momentanen EZB-Einlagensatz von 4,0% auch bei kürzerlaufenden Anleihen ordentliche Renditechancen. DAX-Dividendenaktien haben daher erstmals seit vielen Jahren wieder Gegenwind von anderen Assetklassen, die ebenfalls Renditen von drei bis vier Prozent versprechen, was unserer Meinung nach den DAX-Aufwärtstrend im Jahresverlauf bremsen dürfte.

DAX-Dividendenaktien spüren Konkurrenz von Unternehmensanleihen
Die gestiegene Attraktivität von Unternehmensanleihen wird auch auf der Ebene der DAX-Einzeltitel deutlich. So bietet BASF auf Basis der Dividendenankündigung von 3,40 EUR je Aktie zwar eine Dividendenrendite von 6,6%. Jedoch winkt dem Investor in der von Moody's mit „A3“ eingestuften Unternehmensanleihe (Laufzeit 2031) ebenfalls eine attraktive Rendite von 3,9% (Tabelle 4). Zeiten, in denen Unternehmensanleihen nur niedrige Renditen von 0% bis 2% boten, sind vorbei. So notiert beim Siemens-Konzern, der bereits im Februar eine Dividende von 4,70 EUR je Aktie ausgeschüttet hat, die Dividendenrendite der Aktie mit 2,7% bereits unter der Rendite von 3,0% für die bis 2028 laufende Unternehmensanleihe.

Tabelle 4 - BASF-Aktie mit 6,6% Rendite, während Unternehmensanleihe 3,9% bietet
Renditen im Vergleich in %: DAX-Dividendenaktien und DAX-Unternehmensanleihen
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Quelle: Factset-Markterwartungen, LSEG-Datastream, Commerzbank-Research

Dagegen liegen für einige DAX-Autounternehmen die Dividendenrenditen ihrer Aktien noch regelmäßig drei bis vier Prozentpunkte über den Renditen ihrer Unternehmensanleihen. Viele Investoren scheinen sich weiterhin die Frage zu stellen, ob die deutschen Autobauer auch in Zukunft in einem zunehmend von Elektroautos geprägten Marktumfeld hohe Gewinne erzielen und attraktive Dividenden zahlen können.

Aktienrückkäufe gewinnen nun auch im DAX an Fahrt
Viele DAX-Unternehmen sind nicht nur bestrebt, attraktive Dividenden zu zahlen. Auch Aktienrückkaufprogramme werden immer zahlreicher und umfassender. Wir zählen derzeit 17 DAX-Unternehmen, bei denen momentan Aktienrückkaufe laufen, und schätzen, dass diese Unternehmen im Jahr 2024 eigene Aktien im Volumen von insgesamt 16 Mrd. EUR zurückkaufen werden (Tabelle 5).

Durch den stetigen Rückkauf von eigenen Aktien sinkt bei einigen DAX-Unternehmen Jahr für Jahr die Anzahl der Aktien, die zum Zeitpunkt der Hauptversammlung dividendenberechtigt sind. So hängen die in den vergangenen Jahren relativ stark steigenden Dividenden je Aktie der DAX-Versicherer Allianz und Münchener Rück auch damit zusammen, dass bei beiden Unternehmen die Zahl der ausstehenden Aktien durch Aktienrückkäufe stetig gesunken ist.

So schätzen wir für die Allianz, dass die Zahl der dividendenberechtigten Aktien von 402 Mio. Aktien zum Zeitpunkt der Hauptversammlung im Mai 2023 auf 392 Mio. Aktien zum Termin der Hauptversammlung im Mai 2024 sinken wird. Daher rechnen wird damit, dass die Allianz im Mai insgesamt 5.402 Mio. EUR an ihre Aktionäre ausschütten wird. Ohne Aktienrückkaufe hätte die Allianz 5.542 Mio. EUR – also 140 Mio. EUR mehr – aufbringen müssen.

Und bei Mercedes-Benz wird dank umfassender Aktienrückkäufe die gesamte Dividendenausschüttung wahrscheinlich von 5.556 Mio. EUR auf 5.486 Mio. EUR sinken, obwohl die Dividende je Aktie leicht von 5,20 EUR auf 5,30 EUR steigt.

Tabelle 5 - 17 DAX-Unternehmen kaufen momentan eigene Aktien zurück
DAX: Erwartete Dividendenausschüttungen und laufende Aktienrückkaufprogramme in Mrd. EUR
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Quelle: DAX-Unternehmensberichte, LSEG-Datastream, Commerzbank-Research

Aktienrückkäufe entwickeln sich damit auch am deutschen Aktienmarkt zunehmend zu einem positiven Kurstreiber für den DAX-Index, auch wenn Aktienrückkäufe in Höhe der geschätzten 16 Mrd. EUR verglichen mit den 52 Mrd. EUR Dividendenausschüttungen noch eine untergeordnete Rolle spielen. In den USA liegen dagegen bei vielen Unternehmen die Ausschüttungen durch Aktienrückkäufe teilweise deutlich über den Dividendenausschüttungen.

Fazit

Fazit

Die DAX-Unternehmen haben 2023 das anspruchsvolle konjunkturelle Umfeld mit einem schwachen Wachstum im Euroraum bemerkenswert gut gemeistert. 24 Unternehmen heben ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2023 an, die Dividendensumme steigt wahrscheinlich um 1% auf das neue Alllzeit-Hoch von 52,3 Mrd. EUR, und 17 Unternehmen werden wohl für insgesamt 16 Mrd. EUR eigene Aktien zurückkaufen. Mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3,1% versprechen viele DAX-Aktien weiterhin eine attraktive Rendite. Dividendenaktien und Dividendenfonds bleiben daher wichtige Bausteine in einem ausgewogenen Aktienportfolio.


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Redaktion
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