• Unsere Markteinschätzung – jeden Freitag neu

    Wochenausblick

    Ausgabe vom 2. Juni 2023

Viele Konjunkturdaten aus Deutschland

  • Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen zum Wochenbeginn
  • Trübe konjunkturelle Aussichten für Deutschland
  • Warten auf weitere Impulse für die Fed

Die nächste Woche beginnt mit der Meldung der Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor für Mai. Diese sind momentan sehr wichtig, da die globale Wirtschaft vor allem vom Dienstleistungsbereich unterstützt wird. Die Indizes befinden sich deutlich im expansiven Bereich. Für den Euroraum sind diese – bis auf Italien und Spanien – durch die Erstschätzung für Mai weitgehend bekannt. Im Interesse stehen werden vor allem die Umfragen aus China und den USA (ISM-Index).

Viele Wirtschaftsdaten werden kommende Woche für Deutschland gemeldet. Neben den Außenhandelsdaten (Montag), die zuletzt für März enttäuschten, rechnen wir vor allem mit besseren Daten aus der deutschen Industrie (Dienstag und Mittwoch). Die letzten Daten vom März zeigten einen starken Einbruch bei den Aufträgen (-10,7% M/M bzw. -11,0% J/J) sowie in der Produktion (-3,4% M/M bzw, +1,8% J/J). Wir rechnen jetzt wieder mit Zuwächsen gegenüber März, die die starken Rückgänge aber kaum ausgleichen, was die Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiter verschlechtert. Der Fokus wird dabei sicherlich auf den Auftragseingängen liegen, zum einen, weil sie im März am stärksten gefallen sind, zum anderen, weil sie einen gewissen Vorlauf haben. Nach der Rezession in Deutschland im Winterhalbjahr ist es gut möglich, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden 2. Quartal wieder gewachsen ist. Wir rechnen allerdings in der 2. Jahreshälfte 2023 mit einer erneuten Rezession da alle deutschen Frühindikatoren für das verarbeitende Gewerbe dies anzeigen. Die Rezession dürfte mild ausfallen, da man für die Stabilität des Arbeitsmarktes optimistisch sein kann.

Mitte Juni finden die wichtigen Notenbanksitzungen der Fed und EZB statt. Am spannendsten wird des für die US-Notenbank. Die Frage ist, pausiert die Fed oder nicht?

Eingepreist ist zum Teil eine Erhöhung im Juni, noch wahrscheinlicher sieht der Markt eine Erhöhung im Juli. Grund dafür sind einerseits diverse Reden von Fed-Notenbankern, die die Tür für eine weitere Zinserhöhung offenhalten, andererseits aber auch die anhaltend hohe Inflation und vor allem der nach wie vor solide US-Arbeitsmarkt. Die Fed möchte mutmaßlich erst eine Entspannung am Arbeitsmarkt sehen, bevor sie eine weniger straffe Geldpolitik in Betracht zieht. Das dürfte erklären, warum sich die Fed noch nicht auf eine anhaltende Zinspause festlegen will.

Insofern rücken die Arbeitsmarktdaten heute Nachmittag, die kommenden US-Konjunkturdaten nächste Woche und die Aussagen der Fed-Mitglieder in den Fokus. Anders sieht es bei der EZB aus. Da ist eine Zinserhöhung im Juni so gut wie sicher, eine weitere im Juli dagegen ist mit Fragezeichen versehen. Der Markt rechnet aber mehrheitlich damit.

Anleihen
Die Staatsanleiherenditen dürften vor den Notenbanksitzungen Mitte Juni seitwärts bewegen. Die Konjunkturdaten und Notenbankaussagen könnten etwas Bewegung hereinbringen. Wir rechnen jedoch damit, dass wir den Höhepunkt der Renditen größtenteils erreicht haben.

Währungen
In den letzten Wochen hat der Devisenmarkt die erwarteten Fed-Zinssenkungen deutlich nach hinten verschoben, was dem Dollar Auftrieb verliehen hat. Das Aufwärtspotenzial dürfte aber weitgehend ausgereizt sein, zumal der US-Schuldenstreit gelöst ist. In Australien steht eine schwierige Zinsentscheidung an. Aufgrund der zuletzt wieder gestiegenen Inflationsraten ist aus unserer Sicht eine weitere Zinserhöhung von 3,85% auf 4,10% gut möglich. Das würde den australischen Dollar stützen.

Aktien
Nachdem das Damoklesschwert der US-Zahlungsunfähigkeit nun gebannt ist und die Berichtssaison endet, dürften die wesentlichen Impulse künftig von den wichtigen Konjunkturdaten ausgehen. Hierzu ist die Agenda in der nächsten Woche allerdings relativ übersichtlich. Die Richtung sollten somit die heutigen US-Arbeitsmarktdaten vorgeben.

Rohstoffe

Zum Wochenauftakt dürften die Ölpreise noch etwas weiter nachgeben, denn die OPEC+ wird wohl keine weiteren Produktionskürzungen beschließen. Mittelfristig erachten wir das aktuelle Produktionsniveau ohnehin als zu niedrig, weshalb der Ölpreis in den kommenden Wochen wieder anziehen dürfte. Der Goldpreis wird von einer möglichen Zinserhöhung der Fed belastet.


Rückblick

Sinkende Inflationsraten im Euroraum vermindern den Druck auf die EZB
Im Euroraum ist die Inflationsrate weiter auf dem Rückzug. Im Mai fiel die Jahresrate von 7,0% auf 6,1%. Nach dem merklichen Rückgang der Energiepreise zeichnet sich nun auch bei den zuvor stark gestiegenen Nahrungsmittelpreisen eine Korrektur ab. Aber fast noch wichtiger dürfte aus Sicht der EZB sein, dass auch der unterliegende Preisauftrieb, die sogenannte Kernrate – welche den Verbraucherpreisindex ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel darstellt – den Hochpunkt wohl überschritten hat. Die Kernrate lag im Mai bei 5,3%, nach 5,6% im April.

Damit geht die Entwicklung der Verbraucherpreisraten in die von der EZB gewünschte Richtung und mindert den Druck, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Der Markt rechnet inzwischen noch nicht einmal mehr mit zwei Zinsanhebungen von jeweils 25 Basispunkten im laufenden Jahr. Vor kurzem wurden dagegen sogar noch drei Zinsschritte eingepreist. Allerdings sprachen sich in den vergangenen Tagen mehrere EZB-Vertreter für weitere Straffungen aus.

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, die vor dem Pfingstwochenende bis auf 2,56% geklettert war, ging diese Woche zwischenzeitlich auf 2,23% zurück. Zum Rückgang dürften auch die überwiegend schwachen chinesischen Konjunkturdaten beigetragen haben. Denn eine sich abkühlende Wirtschaft Chinas spricht für sinkende deutsche Exporte und dies wiederum für die Flucht der Anleger in den sicheren Hafen der Staatsanleihen. Die offiziellen Einkaufsmanagerindizes für Mai weisen nämlich darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft weiter an Schwung verliert, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. Auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Chinas gibt erneut Anlass zur Sorge. Der Teilindex für die Beschäftigung lag sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich den dritten Monat in Folge unter der Marke von 50 Punkten und signalisiert somit einen Abschwung.

Die Aktienmärkte zeichneten sich die Woche durch eine erhöhte Volatilität der Kurse aus. Zum Wochenschluss stabilisierten sich die Märkte dann aber. Verantwortlich für die Stabilisierungstendenz war zum einen, dass die Zahlungsunfähigkeit der USA abgewendet ist. Sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat stimmten für einen Gesetzentwurf, mit dem die staatliche Schuldenobergrenze in den USA vorerst ausgesetzt wird. Ohne den Schritt wäre der US-Regierung in wenigen Tagen das Geld ausgegangen. Mit dem abschließenden Votum im Kongress endet eine lange politische Zitterpartie, die in den USA und auch weltweit große Sorgen vor einer wirtschaftlichen Krise ausgelöst hatte. Zum Zweiten nähren die sinkenden Inflationszahlen im Euroraum die Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen möglicherweise nicht so stark anheben muss, wie bislang gedacht.


Ladevorgang...


Märkte in Zahlen

Renditen von Staatsanleihen - in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Deutschland
2 Jahre 2,83 -0,16 0,04 0,20
5 Jahre 2,27 -0,22 -0,04
-0,29
10 Jahre 2,27 -0,22 -0,05
-0,29
Bund Future (Kurs) 135,46 -0,12 0,32
USA
2 Jahre 4,54 -0,12 0,32 -0,01
5 Jahre 3,80 -0,16 0,14 -0,17
10 Jahre 3,65 -0,18 0,05 -0,19
10J-2J (Pkt.) -88,80 -82,90 -62,00 -70,80

Währungen - Änderung in Prozent1

-1W -1M ggü.
31.12.
USD pro EUR 1,0732 0,03 -2,27 0,55
GBP pro EUR 0,8572 -1,45 -2,26 -3,39
CHF pro EUR 0,9753 0,44 -0,80 -1,23

1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR

Aktienmärkte - Änderung in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Europa
DAX 15.853,66 0,38 -0,43 13,86
MDAX 26.746,72 -0,15 -3,98 6,49
DJ Stoxx 600 455,27 -0,20 -2,49 7,15
Euro Stoxx 50 4.257,61 -0,28 -2,33 12,23
USA
S&P500 4.221,02 1,68 1,28 9,94
Dow Jones 33.061,57 0,91 -2,91 -0,26
Nasdaq Comp. 13.100,98 3,17 7,27 25,17
Asien
Nikkei 225 31.148,01 1,13 6,95 19,37

Rohstoffe - Änderung in Prozent

USD -1W -1M ggü.
31.12.
Rohöl (Brent) 73,18 -4,08 -7,97 -13,82
Gold 1979,00 1,76 -0,21 9,00

Quelle: Refinitiv Datastream


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