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    Wochenausblick

    Ausgabe vom 19. April 2024

Wichtige US-Daten und der Blick auf die Fed

  • US-BIP-Wachstum im 1. Quartal nur leicht schwächer
  • Schnelle Zinssenkungen der Fed sind nicht zu erwarten
  • Einkaufsmanagerindizes und Ifo-Geschäftsklima im Fokus
  • Berichtssaison nimmt Fahrt auf

Die Finanzmärkte schauen im Moment vor allem auf die US-Notenbank Fed. Wegen der zuletzt unerwartet hohen Inflationsdaten für März – die Inflationsrate stieg von 3,2% auf 3,5% J/J – wird es länger dauern, bis die Fed ihre Leitzinsen senken kann. Das haben eine Reihe von US-Notenbanker und der Fed-Chef Powell kürzlich klargemacht. Die Folgen waren steigende US-Renditen und ein stärkerer US-Dollar. Inzwischen werden vom Markt auch nur noch zwei Zinssenkungen bis Jahresende gesehen. Wir gehen jetzt davon aus, dass die Fed erst im Dezember eine erste Senkung um 25 Basispunkte (Bp.) vornehmen wird. Bisher hatten wir schon eine Zinssenkung im Juni für möglich gehalten. Unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl im November wird die Notenbank einen solchen Beschluss nicht fassen wollen. 2025 rechnen wir dann noch mit zwei weiteren Senkungen auf die Spanne 4,50% bis 4,75%. Danach wird sie längere Zeit auf dem Niveau verharren. Die drei Senkungen werten wir nicht als Auftakt eines klassischen Zinssenkungsprozesses, sondern nur als graduelle Anpassung der Geldpolitik.

Die Unsicherheit bezüglich der US-Geldpolitik bleibt groß. Umso wichtiger werden für die Marktteilnehmer die US-Konjunkturdaten. In den USA wird nächste Woche das BIP-Wachstum im ersten Quartal 2024 gemeldet. Wir erwarten, dass die Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um 2,2% (annualisiert) zugelegt hat. Erneut war der private Konsum ein starker Treiber. Außerdem profitierte der Wohnungsbau von dem zwischenzeitlichen Zinsrückgang. Dagegen hat der Gewerbeimmobilienbau, der stark von Fiskalimpulsen angeheizt war, vermutlich nur noch stagniert. Mit einem solchen Ergebnis würde die US-Wirtschaft zeigen, dass sie von einer Rezession weit entfernt ist und schnelle Zinssenkungen nicht anstehen.

In Europa wird der Blick insbesondere auf die Einkaufsmanagerindizes gerichtet sein, die am Dienstag gemeldet werden. Insbesondere die Indizes für den Dienstleistungsbereich haben sich gebessert. Sie gelten als das verlässlichste Konjunkturbarometer für den Euroraum und sind im Februar und März überraschend stark gestiegen.Wir gehen davon aus, dass dies keine Eintagsfliegen waren und erwarten jetzt für April einen weiteren leichten Anstieg. Auch der Index für die Industrie dürfte den Rücksetzer im März wieder wettgemacht haben. Am Mittwoch folgt die Meldung des Ifo-Geschäftsklimaindex, der ebenfalls weiter angezogen haben dürfte. Der Anstieg der Frühindikatoren sagt aber wenig über die Stärke der konjunkturellen Erholung. Wir gehen unverändert davon ausgehen, dass die Wirtschaft in Deutschland und dem Euroraum deutlich schwächer ausfallen wird, als von der Mehrheit der Volkswirte und auch der EZB erwartet.

Die Berichtssaison nimmt nächste Woche weiter Fahrt auf. Von den sogenannten „Glorreichen Sieben“ meldenTesla am Dienstag, Meta am Mittwoch und Alphabet am Donnerstag ihre Q1-Ergebnisse. Es folgen auch einige DAX-Unternehmen wie SAP am Montag, BASF und Deutsche Bank am Donnerstag. Neben den Makrodaten, Frühindikatoren und geopolitischen Ereignissen kommen auch von dieser Seite Impulse für die Aktienmärkte.

Anleihen
Israel hat wohl nach US-Regierungskreisen einen Vergeltungsschlag gegen den Iran verübt. Daraufhin sind die Renditen zunächst kräftig gesunken. Befürchtungen einer Ausweitung des Nahostkonflikts könnten zwischenzeitlich die Rentenmärkte unterstützen. Der Aufwärtsdruck auf die Renditen ist jedoch noch nicht vorbei. Der transatlantische Renditespread, also die Differenz zwischen den Renditen von US-Treasuries und Bundesanleihen, dürfte sich daher erneut ausweiten.

Währungen
Der mutmaßliche Vergeltungsschlag Israels unterstützte den US-Dollar bisher nur wenig. Von dem höheren Renditevorteil der USA wegen der rückläufigen Fed-Zinssenkungserwartungen profitiert aber der US-Dollar. Er besitzt weiteres Aufwertungspotenzial. Der Schweizer Franken bekommt als sicherer Hafen deutlich Rückenwind.

Aktien
Nach den starken Kursgewinnen im ersten Quartal haben die hartnäckig hohe US-Inflation, die fallenden US-Leitzinssenkungserwartungen und der starke Anstieg der Bondrenditen eine Konsolidierung der Aktienmärkte ausgelöst. Wir erwarten auch in der kommenden Woche eine Fortsetzung dieser Bewegung. Daneben kann die Berichtsaison noch Impulse geben.

Rohstoffe
Nachdem Israel offenbar einen Vergeltungsschlag gegen den Iran gestartet hat, stieg der Ölpreis wieder an. Der jüngste Ölpreisrückgang scheint angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit rund um den Nahost-Konflikt und der Aussicht auf schärfere US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuela vorüber zu sein.


Rückblick

Aktienmärkte im Korrekturmodus
Die internationalen Aktienmärkte sind in der vergangenen Woche in den Korrekturmodus geschwenkt. Zur Sorge um den Zeitpunkt einer US-Zinssenkung kam als zweiter Belastungsfaktor die drohende Eskalation im Nahen Osten dazu. Auf den iranischen Angriff auf israelische Ziele mit mehr als 300 Raketen und Drohnen vom 13. April wurde eine Gegenoffensive von israelischer Seite angekündigt. Wie es scheint, ist dies am 19. April erfolgt. In den Medien wird von Raketenangriffen auf den Iran berichtet. Und der Iran hat aktivierte Luftabwehr in einigen Provinzen verkündet.

Die globalen Aktienmärkte haben in den letzten fünf Handelstagen überwiegend den Rückwärtsgang eingelegt. An der Wall Street folgen einem schwachen Wochenauftakt ein verhaltener Handel im weiteren Wochenverlauf. Europa folgte etwas zeitverzögert und auch Asien konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Stabilisierungsversuche glückten temporär, aber waren nicht nachhaltig.

Über den Erwartungen liegende US-Einzelhandelsumsätze für den März (um +0,7% im Vergleich zum Februar) zeugten von der Robustheit der amerikanischen Wirtschaft. Der Inflationsdruck dürfte anhalten, was gegen einen baldigen Zinssenkungsschritt in den USA spricht. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen erreichte dadurch mit 4,66% ein neues Jahreshoch und verharrt auf dem Niveau. Auch die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen kletterten auf ein Niveau von 2,50%, was jedoch nicht ganz gehalten werden konnte.

Chinas Wirtschaft zeigte im ersten Quartal ein unerwartet hohes Wachstum von 5,3% J/J trotz Krise am Immobilienmarkt. Nach einem starken Jahresauftakt hat sich das Wachstum im März aber verlangsamt. Die Industrieproduktion in China stieg nur noch mit einer Jahresrate von 4,5% und auch das Wachstum der Einzelhandelsumsätze legte nur noch um 3,1% im Jahresvergleich zu. Wir haben aufgrund des starken Wachstums im ersten Quartal die BIP-Prognose für 2024 auf 4,7% angehoben.

Neben Konjunkturdaten sorgte die an Fahrt aufnehmende Berichtssaison für das erste Quartal teilweise für hohe Volatilität. Lufthansa sprach früh eine Gewinnwarnung aus, Continental enttäuschte ebenso. Adidas dagegen überraschte positiv und hob die Jahresprognose an, was den Kurs beflügelte. Die niederländische ASML Holding enttäuschte mit einem rückläufigen – bekanntermaßen sehr volatilen - Auftragseingang und trübte die Stimmung im Technologiesektor ein. Am Donnerstag gerieten die Vorzugsaktien von Sartorius nach rückläufigen Umsatz- und Gewinnzahlen deutlich unter Druck. Und Netflix enttäuschte die Anleger nach einem sehr erfreulichen Abonnentenwachstum um 9,3 Mio. im ersten Quartal mit Molltönen beim Ausblick.

Während der Ölpreis um gut 3% im Wochenvergleich nachgab, konnte der Goldpreis knapp 2% zulegen und bewegte sich nahe am Hoch bei knapp 2.400 USD je Feinunze.


Ladevorgang...


Märkte in Zahlen

Renditen von Staatsanleihen - in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Deutschland
2 Jahre 3,08 0,01 0,02 0,40
5 Jahre 2,54 0,02 0,04 0,59
10 Jahre 2,48 0,02 0,04 0,48
Bund Future (Kurs) 131,21 0,04 0,27
USA
2 Jahre 5,05 0,04 0,27 0,71
5 Jahre 4,68 0,07 0,31 0,82
10 Jahre 4,64 0,06 0,30 0,771
10J-2J (Pkt.) -41,10 -43,70 -44,50 -46,80

Währungen - Änderung in Prozent1

-1W -1M ggü.
31.12.
USD pro EUR 1,0656 -0,47 -2,11 -3,54
GBP pro EUR 0,8562 0,13 0,15 -1,19
CHF pro EUR 0,9719 -0,38 0,73 4,53

1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR

Aktienmärkte - Änderung in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Europa
DAX 17.837,40 -0,65 -0,53 6,48
MDAX 26.189,44 -1,92 0,20 -3,49
DJ Stoxx 600 499,70 -0,96 -0,84 4,32
Euro Stoxx 50 4.936,57 -0,61 -0,93 9,18
USA
S&P500 5.011,12 -3,61 -2,69 5,06
Dow Jones 37.775,38 -1,78 -2,62 0,23
Nasdaq Comp. 15.601,50 -5,11 -3,12 3,93
Asien
Nikkei 225 38.079,70 -3,46 -4,18 13,79

Rohstoffe - Änderung in Prozent

USD -1W -1M ggü.
31.12.
Rohöl (Brent) 87,13 -3,25 0,74 12,15
Gold 2381,02 1,79 10,41 15,28

Quelle: LSEG Datastream


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Ausblick: Martin Hartmann, CEFA
Rückblick: Cornelia Steinheuer-Zoz

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