Preisdaten treiben voran
- US-Arbeitsmarkt eindeutig im Fokus
- Ansonsten unspektakulärer Datenkalender
- Wichtigster Marktimpuls erst am Freitag
Nachdem der Spätsommer von steigenden Renditen und einem deutlichen Rückschlag an den Aktienbörsen geprägt gewesen war, erfolgte im November der komplette Stimmungsumschwung. Letztendlicher Auslöser war, nachdem sich der Inflationsdruck bereits seit einigen Monaten abgebaut hatte, ein sich deutlich abkühlender US-Arbeitsmarkt. Nachdem sich damit der überraschend starke Bericht vom September als positiver Ausreißer erwiesen hatte, untermauerte die sich damit abzeichnende konjunkturelle Schwäche die Erwartung, dass der Zinsgipfel überschritten sein dürfte.
Nun dürften überraschend niedrige Inflationsdaten im Euroraum und ein weiter nachgebender PCE-Deflator die Tür für eine anhaltende Jahresendrally an den Aktienbörsen zumindest teilweise geöffnet haben. Ob der vorherrschende Zinsoptimismus weiter anhält, müsste allerdings auch von der Konjunkturseite bestätigt werden. Ein besonderes Augenmerk dürften die Fed-Präsidiumsmitglieder dabei auf den US-Arbeitsmarkt legen. Hierzu steht am Freitag der nationale Arbeitsmarktbericht an. Bereits am Mittwoch dürften die privaten ADP-Beschäftigungsdaten eine erste Indikation für den Stellenaufbau liefern. Auch wenn die Zahlenbasis durch einen Sondereffekt (Streiks) aufgebläht sein dürfte und die Beschäftigungszahlen wieder etwas stärker gestiegen sein sollten, dürfte dies nichts an der Tatsache ändern, dass die Tendenz am US-Arbeitsmarkt weiter abwärts gerichtet sein sollte. Dies wird wahrscheinlich neben der schwächeren Entwicklung beim Konsum dafür sorgen, dass sich die Fed bei der Inflationsbekämpfung auf dem richtigen Weg wähnt und künftig eher über Zinssenkungen als über weitere Bremsmaßnahmen nachdenken sollte.
Weiterhin erwarten wir in den USA die Auftragseingänge der Industrie, die sich deutlich abgeschwächt haben dürften, sowie den ISM-Index für den Dienstleistungssektor, der sich relativ stabil gehalten haben sollte. Ein wichtiger Blick gilt auch dem Verbrauchervertrauen der Uni Michigan. In China liegt der Fokus auf dem Caixin-Index für Dienstleistungen, der etwas fester erwartet wird. Darüber hinaus wird wie in den USA die Handelsbilanz veröffentlicht. Im Euroraum ist der Datenkalender gänzlich unspektakulär.
Anleihen
Nach den kräftigen Renditerückgängen wird die Luft dünner. Inzwischen wird für die EZB eine volle Zinssenkung bereits für April eingepreist. Dies dürfte sich als übertrieben herausstellen. Insgesamt sehen wir bis Jahresende keinen deutlichen Renditerückgang mehr. Eher könnte es zu einer Gegenbewegung kommen.
Währungen
Die jüngste Aufwärtsbewegung des Euro hat sich nach den Euroraum-Inflationsdaten etwas korrigiert. Von der EZB gibt es bis zur Ratssitzung Mitte Dezember wenig neue Impulse. Allerdings könnte der US-Dollar wieder etwas Unterstützung von den US-Arbeitsmarktdaten bekommen. Dem Euro dürfte es schwerfallen, kurzfristig weiter gegenüber dem US-Dollar aufzuwerten.
Aktien
Die Inflationsdaten sorgten für steigenden Optimismus und somit weiteren Kursschub, neue Höchststände sollten aber vor den wichtigen US-Arbeitsmarktdaten eher nicht zu erwarten sein. Die Anleger dürften erst darauf warten, ob die Daten das aktuelle Stimmungsbild bestätigen.
Rohstoffe
Nach der OPEC+-Entscheidung für eine nur freiwillige Förderkürzung dürfen die Ölpreise ihre Erholungstendenz der vergangenen Woche nicht fortsetzen. Dagegen wird der Goldpreis im Fokus bleiben, der zuletzt die Marke bei 2000 USD deutlich überschritten hat.
Rückblick
Kapitalmärkte beflügelt von nachlassenden Inflationsdaten
Nicht mehr lange und es ist Weihnachten. Zur Steigerung der Vorfreude in der vorweihnachtlichen Zeit darf ab heute wieder das erste Türchen des Adventskalenders geöffnet werden. Und mit Blick auf die abgelaufene Handelswoche könnte man meinen, dass bereits auch erste Weihnachtsgeschenke verteilt wurden. Denn die Kurstafeln weisen sowohl für die Renten- als auch die Aktienmärkte erneut überwiegend positive Vorzeichen auf.
Der Dax 40 notiert wieder über der 16.300 Punkteschwelle. Als bekanntestes deutsches Börsenbarometer konnte er somit auf Wochensicht um weitere 1,8% zulegen (Stand: Freitagvormittag, 10:00 Uhr). Auf Jahressicht ergibt sich mittlerweile ein Kurszuwachs von 17%. Auch der Euro Stoxx 50 und der S&P 500 wollen dem in nichts nachstehen und weisen ebenfalls Wochenzuwächse auf. Seit Beginn des Jahres notieren auch sie mit 16% bzw. 18% im Plus. Zwar hatte der japanische Aktienmarkt – gemessen am Nikkei 225 – in den letzten Tagen ein leichtes Nachsehen und verzeichnete marginale Kursrückgänge, jedoch fallen diese bei einer bisherigen Jahresperformance in lokaler Währung von über 28% nicht ins Gewicht.
In der letzten Woche konnten auch die europäischen Staatsanleihenmärkte Kursgewinne einfahren. Rentierten beispielsweise zehnjährige Bundesanleihen zum Ende der Vorwoche noch bei 2,64%, so fielen diese in den letzten Tagen zwischenzeitlich auf 2,40%. Mit langlaufenden europäischen Staatsanleihen (Laufzeitband 7-10 Jahre) ließ sich im bisherigen Jahresverlauf auf Indexbasis 4,8% verdienen, mit laufzeitgleichen Bundeanleihen 3,41%. Damit kann zwar das desaströse Anlagejahr 2022 bisher noch nicht ausgeglichen werden, aber die Richtung stimmt.
Und auch wenn der Nahost-Konflikt an den Kapitalmärkten zuletzt wieder in den Hintergrund rückte, konnte selbst der Goldpreis in der abgelaufenen Woche wieder die viel beachtete 2.000 US-Dollar-Marke je Feinunze deutlich überwinden. Das Edelmetall notiert auf Wochensicht mit 2,3% im Plus.
Doch was war der Treiber hierfür? Wenngleich im Vorfeld bereits mit rückläufigen Inflationsraten gerechnet wurde, haben es die Verbraucherpreise für den Euroraum im November dennoch geschafft, die Marktteilnehmer zu überraschen. Stärker als erwartet fiel die Gesamtrate um 0,5 Prozentpunkte auf 2,4% J/J. Die Kernrate ohne die volatilen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel sank von vormals 4,2% auf 3,6% J/J. Die gleiche Tendenz wiesen die Inflationsdaten für Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich aus, die kurz zuvor gemeldet wurden.
Auch wenn die Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) immer wieder betonen, die Zinsen für längere Zeit auf dem aktuell erhöhten Niveau halten zu wollen, sehen sich die Marktakteure mit den gemeldeten Preisdaten in ihrer Sicht bestätigt, dass die EZB die Leitzinsen früher wird senken können als noch vor wenigen Wochen erwartet. Angesichts des kräftigen Lohnauftriebs halten wir es jedoch für verfrüht, den Sieg über die Inflation schon jetzt zu verkünden. Bereits im Dezember dürfte bei der Rate eine 3 vor dem Komma nicht überraschen, da der starke Rückgang der Energiepreise im Dezember 2022 (-6,6% gegen Vormonat) aus dem Vorjahresvergleich herausfällt. Im Januar wird dann das Ende des geringeren Mehrwertsteuersatzes auf Erdgas und der höhere CO2-Preis in Deutschland einen stärkeren Rückgang der Inflationsrate verhindern.
Ladevorgang...
Märkte in Zahlen
Renditen von Staatsanleihen - in Prozent
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
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Deutschland | ||||
2 Jahre | 3,02 | -0,22 | -0,16 | 0,40 |
5 Jahre | 2,38 | -0,22 | -0,29 | -0,19 |
10 Jahre | 2,42 | -0,17 | -0,35 | -0,15 |
Bund Future (Kurs) | 132,29 | -0,16 | -0,39 | |
USA | ||||
2 Jahre | 4,75 | -0,16 | -0,39 | 0,21 |
5 Jahre | 4,32 | -0,13 | -0,52 | 0,35 |
10 Jahre | 4,36 | -0,07 | -0,55 | 0,52 |
10J-2J (Pkt.) | -39,50 | -47,70 | -22,90 | -70,80 |
Währungen - Änderung in Prozent1
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
---|---|---|---|---|
USD pro EUR | 1,0911 | 0,01 | 3,23 | 2,23 |
GBP pro EUR | 0,8619 | -0,95 | -1,06 | -2,86 |
CHF pro EUR | 161,30 | -1,59 | -1,37 | -3,92 |
1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR
Aktienmärkte - Änderung in Prozent
-1W | -1M | ggü. 31.12. |
||
---|---|---|---|---|
Europa | ||||
DAX | 16.215,43 | 1,38 | 9,49 | 16,46 |
MDAX | 26.183,42 | 0,31 | 9,92 | 4,24 |
DJ Stoxx 600 | 461,61 | 0,69 | 6,45 | 8,64 |
Euro Stoxx 50 | 4.382,47 | 0,49 | 7,91 | 15,52 |
USA | ||||
S&P500 | 4.567,80 | 0,25 | 8,92 | 18,97 |
Dow Jones | 35.950,89 | 1,92 | 8,77 | 8,46 |
Nasdaq Comp. | 14.226,22 | -0,28 | 10,70 | 35,92 |
Asien | ||||
Nikkei 225 | 33.486,89 | 0,10 | 8,52 | 28,33 |
Rohstoffe - Änderung in Prozent
USD | -1W | -1M | ggü. 31.12. |
|
---|---|---|---|---|
Rohöl (Brent) | 80,68 | -0,76 | -7,84 | -4,99 |
Gold | 2037,80 | 2,38 | 2,10 | -4,99 |
Quelle: Refinitiv Datastream
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Rückblick: David Kepper, CIIA, CEFA
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