• Unsere Markteinschätzung – jeden Freitag neu

    Wochenausblick

    Ausgabe vom 13. September 2024

EZB dürfte Einlagesatz auf 3,5% reduzieren

  • Notenbanken: Die Fed folgt der EZB
  • Rentenmärkte dennoch kurzfristig anfällig
  • Aktienmärkte konsolidieren nahe Hochs

Eine Umfrage nach dem für die Finanzmärkte wichtigsten Ereignis der nächsten Woche ergäbe vermutlich zu 100% dieselbe Antwort: Die Fed-Sitzung. Am Mittwoch wird die US-Notenbank nach einem Zinsplateau von etwas über 13 Monaten sehr wahrscheinlich den ersten Zinssenkungszyklus seit Juli 2019 beginnen. Dabei sind die Voraussetzungen etwas anders. Damals war es das Verlangen nach Feinsteuerung, um die (inflationsfreie) US-Wirtschaft auf Kurs zu halten. Dass eine Pandemie bevorstand, die zu Rekordtiefs bei den Leitzinsen führen würde, war nicht zu ahnen. Dieses Mal scheint der schlimmste Inflationsdruck überstanden, die Komfortzone bei der Inflation ist jedoch nicht erreicht. Allerdings schwächen sich viele Wirtschaftsindikatoren, zuletzt auch am Arbeitsmarkt ab, sodass präventive Zinslockerung angesagt ist. Dabei geht der Markt davon aus, dass nun tatsächlich eine Kette von Zinssenkungen (25 Basispunkte (Bp) und teils auch 50 Bp) folgen dürfte. Dahinter steht ein Inflationsbild, das sich weiter entspannt sowie ein Fehlen größerer Wirtschaftsdynamik. Ob das alles so eintreten wird, ist ungewiss. Es gibt sowohl Inflations- als auch Rezessionsrisiken. Die Fed bewertet aktuell jedoch die Risiken für den Beschäftigungsteil ihres Mandats höher, nachdem ihr lange Zeit die hohe Inflation Unbehagen bereitet hatte. Die US-Notenbank versteht Geldpolitik als Risikomanagement, daher konzentriert sie sich in der Regel auf den Teil ihres Mandats, der in der jeweiligen Situation stärker gefährdet ist. Angesichts der zuletzt im August höher als erwartet ausgefallenen Inflation dürfte als Kompromiss der Anfang mit einem Senkungsschritt von 25 Bp gemacht werden, und nicht wie zuletzt vom Markt gelegentlich erwartet der doppelten Dosis.

Wir rechnen mit einer Serie von im Anschluss noch fünf weiteren Senkungen bei jedem Fed-Meeting bis Mai 2025. Sollten sich unerwartet die Rezessionsrisiken verstärken, könnte die Fed die Dosierung auch erhöhen. Der Spielraum ist jedenfalls da. Wie versicherte die Notenbank vor Beginn ihrer üblichen „quiet period“ vor der Sitzung: „cuts will be done carefully.“

Wirtschaftsdaten stehen nächste Woche nur wenige an. Am Wochenende werden für China die Konjunkturdaten für August veröffentlicht, die das Bild einer nachlassenden Dynamik bekräftigen sollten.

Einblick in den Zustand der US-Konjunktur bieten nächste Woche neben dem wöchentlichen Pulscheck des Arbeitsmarkts der Empire State Index am Montag und am Freitag der Index der Philadelphia Fed. Der Markt rechnet jeweils mit einer leichten Stabilisierung. Daneben stehen Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Daten aus dem Immobilienbereich für August an. Datenflaute steht für Europa bevor. Am interessantesten erscheinen aus deutscher Sicht die ZEW-Konjunkturerwartungen, sowie am Freitag das französische Geschäftsklima, das sich vom Olympiahoch etwas zurückziehen sollte. In der Sitzung der Bank of England am Donnerstag wird keine Leitzinsänderung erwartet.

Anleihen
Der starke Rückgang der Renditen in den letzten Wochen ist als Vorfreude auf die allseits erwarteten Zinssenkungen der Notenbanken zu interpretieren. Insofern steht hier eine Pause, wenn nicht sogar kleine Gegenbewegung an. Wir präferieren kurze bis mittlere Laufzeiten.

Währungen
Mit dem Meinungswechsel hin zu einem kleinen Zinsschritt der Fed hat sich der USD zuletzt etwas stabilisiert. Von großen Bewegungen gehen wir kurzzeitig mit dem Vollzug nicht aus. Mittelfristig spricht der erwartete rückläufige Zinsvorteil für eine leichte Befestigung des unterbewerteten Euro.

Aktien
Die positivere Stimmung an den Aktienmärkten könnte anhalten. Statistisch gesehen hat die Zinswende dem Leitmarkt USA häufiger neuen Schwung verliehen, allerdings nur, wenn in der Folge eine Rezession ausblieb. Zu diesem Thema haben wir ein „Insight“ als Hintergrundinformation veröffentlicht. Allerdings stehen die saisonal eher schwächeren Wochen bevor, die von Gewinnwarnungen von Unternehmen durchzogen sein könnten. Dies dürfte neue Allzeithochs kurzfristig erschweren. Zudem birgt der große Verfalltag am Freitag Potenzial für Volatilität.

Rohstoffe
Die chinesischen Konjunkturdaten dürften die Schwäche von Ölpreis und zyklischen Metallen bestätigen. Am Goldmarkt kommt der Zinsentscheidung der Fed eine größere Bedeutung zu. Nachdem jedoch die Erwartungen auch am Markt zuletzt in Richtung eines kleinen Schritts zurückgenommen wurden, rechnen wir nicht mit signifikanten Preisbewegungen bei Gold.


Rückblick

Erholung an den Aktienmärkten dank Rückenwind aus USA
Nach dem schwachen Monatsauftakt konnten die Aktienmärkte global in der zweiten Septemberwoche mit Ausnahme von China Zuwächse verzeichnen. Wenngleich die mit Spannung erwartete US-Inflationsrate für August etwas höher ausfiel – die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernrate) legten um 0,3% gegenüber Juli zu, was vor allem an den Mieten lag - belastete dies die Wall Street nur ganz kurz. Die Erwartung der Marktteilnehmer zielt darauf, dass am 18. September in den USA die Zinswende eingeläutet wird. Dies verlieh US-Aktien und im Gefolge auch europäischen Aktien Rückenwind. Insbesondere die Technologieaktien der Nasdaq 100 konnten sich deutlich erholen. Das Schwergewicht Nvidia profitierte, als der Vorstand auf einer Konferenz von einer ungebrochen hohen Chip-Nachfrage berichtete. Dies strahlte auch auf die europäische Technologiebranche aus. Von der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag, erwartungsgemäß wurde der Einlagenzins in einem zweiten Schritt um 25 Basispunkte auf 3,50% gesenkt, kamen kaum Impulse.

An den Rentenmärkten waren sinkende Renditen zu verzeichnen. Während in Deutschland die Zinsstrukturkurve noch leicht invers ist, Bonds mit zweijähriger Laufzeit liegen in der Rendite noch knapp über den Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit, hat sich diese in den USA gedreht. In Erwartung der baldigen Zinswende ist die US-Zinsstrukturkurve sehr flach geworden. Die Rendite kurzer Laufzeiten (2 Jahre) liegt etwa auf dem Renditeniveau längerer Laufzeiten (10 Jahre) bei 3,68% (Stand 13.9.24 11:00). Der Goldpreis erklomm heute ein neues Allzeithoch mit 2.570 USD je Feinunze.

In den USA fand zur Wochenmitte das TV-Duell zwischen den Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump statt. Zuschauerumfragen zufolge hat die demokratische Kandidatin in der teilweise hitzigen Debatte gut abgeschnitten. Von den verbesserten Wahlchancen für Kamala Harris profitierten Titel im Bereich Erneuerbare Energien, deren Befürworterin Frau Harris ist.

Auf Einzelwertebene überraschte BMW mit einer deutlichen Gewinnwarnung wegen Produktionsbeeinträchtigung durch Lieferung fehlerhafter Bremssysteme von Continental sowie einer weiteren Abschwächung des Chinageschäfts. Damit geriet der gesamte europäische Automobilsektor unter Druck und auch die Conti-Aktie kam unter die Räder.

Apple stellte die neue iPhone 16-Geräteklasse in Kombination mit neuen KI-Funktionen vor. Allerdings verlief die Apple-Show unspektakulär. Auch die Meldung zu einer Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) tangierte den Aktienkurs kaum. Die beiden Konzerne Apple und Alphabet wurden vom EuGH in letzter Instanz zu Strafzahlungen verurteilt. Apple wurde final aufgefordert, rund 13 Mrd. EUR an Steuern in Irland nachzuzahlen. Der EuGH hat entschieden, dass Irland dem Unternehmen Apple (hier liegt der Europasitz von Apple) rechtswidrige Beihilfen gewährt hat, die nun zurückzufordern sind. Auch Alphabet muss eine Strafe in Höhe von 2,4 Mrd. EUR entrichten. Die europäische Wettbewerbsbehörde hatte zuvor Google vorgeworfen, seine beherrschende Stellung auf mehreren nationalen Märkten für Online-Suchdienste missbraucht zu haben. Beide Unternehmen hatten dafür bereits Rückstellungen gebildet.


Ladevorgang...


Märkte in Zahlen

Renditen von Staatsanleihen - in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Deutschland
2 Jahre 2,52 -0,04 -0,14 -0,15
5 Jahre 2,04 -0,07 -0,10 0,09
10 Jahre 2,09 -0,06 -0,07 0,09
Bund Future
(Kurs)
134,73 -0,10 -0,32
USA
2 Jahre 3,68 -0,10 -0,32 -0,65
5 Jahre 3,48 -0,07 -0,25 -0,38
10 Jahre 3,68 -0,05 -0,23 -0,19
10J-2J (Pkt.) -0,40 -5,00 -9,20 -46,80

Währungen - Änderung in Prozent1

-1W -1M ggü.
31.12.
USD pro EUR 1,1040 -0,35 0,99 -0,06
GBP pro EUR 0,8440 0,23 -1,28 -2,60
CHF pro EUR 0,9428 0,31 -0,67 1,40

1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR

Aktienmärkte - Änderung in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Europa
DAX 18.518,39 -0,31 4,47 10,55
MDAX 25.233,21 -0,49 4,47 -7,02
DJ Stoxx 600 512,08 0,00 2,60 6,90
Euro Stoxx 50 4.814,09 -0,02 3,04 6,47
USA
S&P500 5.595,76 1,68 4,70 17,32
Dow Jones 41.096,77 0,84 4,42 9,04
Nasdaq Comp. 17.569,68 2,58 4,70 17,04
Asien
Nikkei 225 36.833,27 0,48 5,16 10,07

Rohstoffe - Änderung in Prozent

USD -1W -1M ggü.
31.12.
Rohöl (Brent) 72,82 -0,56 -10,00 -6,27
Gold 2.550,44 1,71 3,73 23,48

Quelle: LSEG Datastream


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Ausblick: Martin Roth, CEFA
Rückblick: Cornelia Steinheuer-Zoz

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