• Unsere Markteinschätzung – jeden Freitag neu

    Wochenausblick

    Ausgabe vom 26. Juli 2024

Meta, Microsoft und Apple legen Quartalszahlen vor

  • US-Notenbank dürfte am Mittwoch Leitzinssenkung für September vorbereiten
  • Bank von Japan wird wohl am Mittwoch Leitzinsen noch nicht erhöhen
  • Am Donnerstag legen acht der 40 DAX-Unternehmen Quartalszahlen vor
  • Microsoft (Dienstag), Meta (Mittwoch) und Apple (Donnerstag) in den USA im Blickpunkt

Wir halten die Sitzung der US-Notenbank (Mittwoch) für das wichtigste Ereignis auf dem Wochenkalender der Konjunkturdaten. Wir sind zwar überzeugt, dass die Fed ihren Leitzinskorridor nochmals unverändert bei 5,25% bis 5,50% festlegen wird. Jedoch dürfte Fed-Chef Powell in seinen Kommentaren eine Leitzinssenkung für den September vorbereiten, da sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt merklich abgekühlt hat. So erwarten wir für den US-Arbeitsmarktbericht (Freitag), dass sich der Beschäftigungszuwachs weiter von 206.000 auf 180.000 Stellen abgeschwächt hat. In unserem Szenario wird die US-Notenbank daher ihren Leitzins am 18. September und am 18. Dezember jeweils um 25 Basispunkte reduzieren. Die Kapitalmärkte dürften nun regelmäßig Rückenwind durch Leitzinssenkungsphantasie aus den USA bekommen.

Neben der US-Notenbank warten Investoren gespannt auf die Sitzung der Bank of Japan (Mittwoch). Der japanische Yen hat in dieser Woche 3% gegenüber dem US-Dollar zugelegt, weil immer mehr Anleger bereits für den 31. Juli auf eine Zinserhöhung der Bank of Japan setzen. Wir erwarten jedoch nochmals unveränderte Leitzinsen in Japan. Der Yen könnte daher kurzfristig nochmals wieder etwas unter Druck kommen.

In Europa wird wohl der Rückgang der Verbraucherpreise im Euroraum (Mittwoch) auf 2,3% für die Gesamtrate und 2,7% für die Kernrate auch der Europäischen Zentralbank den Spielraum eröffnen, im Jahresverlauf mit ihren Leitzinssenkungen fortzufahren. Wir erwarten bis zum Jahresende auch für die EZB noch zwei Leitzinssenkungen, so dass der Einlagensatz von 3,75% auf 3,25% fallen dürfte. Denn das Wirtschaftswachstum im Euroraum enttäuscht derzeit. So erwarten für wir das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland (Mittwoch) für das zweite Quartal eine Stagnation, und auch im Euroraum dürfte das BIP (Mittwoch) nur um 0,2% gegenüber Vorquartal gewachsen sein.

Weltweit befindet sich die Industrie derzeit in einer Schwächephase. So prognostizieren wir in den USA für den ISM-Index (Donnerstag) nur eine moderate Erholung von 48,5 auf 48,9, und auch der offizielle Industrie-Einkaufsmanagerindex für China (Mittwoch) dürfte mit 49,3 nach 49,5 seine kraftlose Entwicklung fortsetzen.

In der laufenden Berichtssaison für das zweite Quartal werden Microsoft (Dienstag), Meta (Mittwoch) und Apple (Donnerstag) in der kommenden Woche im Mittelpunkt stehen, nachdem in dieser Woche mit Tesla und Alphabet zwei der sieben „magischen US-Aktien“ eher enttäuscht haben. In Europa warten die Investoren gebannt auf die Quartalszahlen der Sektor-Schwergewiche L' Oreal (Dienstag), BP (Dienstag), BBVA (Mittwoch), Telefonica (Mittwoch) und Axa (Freitag). Und in Deutschland stehen mit BMW, Daimler Truck, DHL Group, Merck, MTU, Symrise, Volkswagen und Vonovia am Donnerstag gleich acht DAX-Quartalsberichte an.

Wir erwarten weiterhin eine solide US-Gewinnsaison, während sich in Europa vor allem die größere Abhängigkeit vom weiterhin schwachen Exportmarkt China stärker negativ niederschlagen dürfte. So haben bislang 77% der S&P 500-Unternehmen die Gewinnerwartungen geschlagen, während dies nur 56% der Stoxx 600-Unternehmen geschafft haben. Das Gewinnwachstum liegt in den USA mit 8% deutlich höher als in Europa mit 1%, und auch bei Umsatzwachstum schlägt sich die USA mit 5% bislang besser als Europa mit 1%. Bislang haben ungefähr ein Drittel der Unternehmen im S&P 500 und Stoxx 600 berichtet (Quelle J.P. Morgan).

Anleihen
Die Renditen an den Staatsanleihemärkten sind zuletzt kräftig gefallen. Denn Konjunktursorgen machen sich breit, was die Zinssenkungs-Erwartungen anheizt. Die wohl rückläufigen Inflationsraten im Euroraum dürften der guten Stimmung am Rentenmarkt nächste Woche nicht im Wege stehen.

Währungen
Kommende Woche steht eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten an, die den Euro bewegen können. Im Mittelpunkt steht aber wohl die Fed-Sitzung. Und auch der Yen dürfte in Bewegung bleiben, wenn die Bank of Japan ihre Pläne für ihr weiteres Vorgehen bei den Anleiheankäufen vorlegt.

Aktien
In der kommenden Woche dürfte Leitzinssenkungsphantasie den Aktienmärkten unter die Arme greifen, da die US-Notenbank wahrscheinlich für den September eine erste Leitzinssenkung in Aussicht stellen wird. Auch eine weiterhin solide laufende US-Gewinnsaison spricht dafür, dass die Aktienmärkte einen Stabilisierungsversuch starten dürften.

Rohstoffe
Sollte sich die Stimmung der Unternehmen in den wichtigen Absatzmärkten China und USA weiter eintrüben, dürfte sich die Korrektur der zyklischen Rohstoffpreise noch etwas fortsetzen. Schlimmeres könnte jedoch die Fed verhindern, wenn sie baldige Zinssenkungen signalisiert. Insbesondere am Goldmarkt würde dies den Preis stützen.


Rückblick

Rotation im Aktienmarkt auch durch Zahlflut begünstigt
Schlagzeilen machten in dieser Woche vor allem die Aktienmärkte bzw. einzelne Unternehmen, da rund ein Viertel der Werte im S&P 500 und im Stoxx 600 ihre Berichte über das zweite Quartal vorlegten. Demgegenüber traten die Konjunkturdaten etwas in den Hintergrund. Diese bestätigten das bekannte Bild, dass die US-Wirtschaft robuster unterwegs ist, aber keine große Dynamik zu erwarten ist. In USA überraschte das annualisierte Wachstum von 2,8% im zweiten Quartal im Kontrast zu den in diesem Zeitraum eher eingetrübten Frühindikatoren. Dagegen enttäuschten die Konjunkturindikatoren im Euroraum tendenziell wie die Juli-Werte der Einkaufsmanagerindizes. Der Gesamtindex gab wegen einer Eintrübung im Dienstleistungsbereich von 50,9 auf 50,1 nach, wobei die Industrie weiter die eigentliche Schwachstelle darstellt. Dies unterstrich auch das Ifo-Geschäftsklima, welches den dritten Monat in Folge nachgab, was vor allem auf reduzierte Geschäftserwartungen zurückzuführen war. Eine Konjunkturbelebung ist in der Eurozone also nicht in Sicht.

Stimmig war dazu die Reaktion der Rentenmärkte, die durchweg spürbare Renditerückgänge vor allem bei kürzeren Laufzeiten aufwiesen. Die Renditen 2-jähriger Bundesanleihen gaben so im Wochenverlauf um 9 Basispunkte nach, die 10-Jährigen fielen um 6 Bp. Diese Tendenz zu einer weniger inversen Zinskurve zeigte sich auch in der Peripherie und am US-Rentenmarkt. Dort legte die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen allerdings um 1 Bp zu, während sie bei den kürzeren Laufzeiten etwas abbröckelte. Die Märkte stellen sich offenbar auf baldige Leitzinssenkungen ein – beidseits des Atlantiks wohl nach der Sommerpause in den jeweiligen Septembersitzungen der Notenbanken.

Für die Aktienmärkte war das nur bedingt hilfreich. Sie erlebten eine bewegte Woche mit zunächst gutem Start, dann einem regelrechten Ausverkauf von Schwergewichten wie den hochgefeierten „Magnificent 7“ vor allem am Mittwoch und somit eine Fortsetzung der Rotation in andere Sektoren bzw. eine Differenzierung nach Einzeltiteln. Datenmaterial für Neueinschätzungen gab es in dieser Woche mehr als genug.

Einige Beispiele dieser starken Differenzierung: Die Nasdaq verlor bis Donnerstag 3%, der DAX und der britische FTSE notieren dagegen sogar ein halbes Prozent höher. Diese Unterschiede sind meist das Ergebnis von heftigen Schwüngen großkapitalisierter Titel. So stiegen nur 9 Titel im DAX 40, doch war darunter das Schwergewicht SAP (+8%) mit guten Zahlen und neuem Allzeithoch.

Schwächster Sektor global waren Telekommunikationsdienstleistungen (-4 %), wo Branchendominator Alphabet (-6%) mit Enttäuschungen auch zum Thema KI aufwartete. Dies strahlte auch auf den IT-Bereich (-3%) ab, wo die großen Drei zwar erst später berichten, aber vorsorglich abverkauft wurden. Schwach schnitten ASML und AMD (jeweils -9%) ab. Gute Zahlen wie bei IBM (+5 %) wurden dagegen auch honoriert.

Ganz schwach war auch der heterogene Sektor Gebrauchsgüter (-3%), erwähnenswert Luxusgüter und Automobile. Bei letzteren gab es bei Tesla (-8 %) einen „Systemausfall“, einen Blechschaden bei Porsche (-3%) und Frontalcrashs bei Renault (-9%), Stellantis (-10%) und Ford (-20%). Und die Probleme Chinas und eine eingetrübte Konsumentenlaune strahlen auf den europäischen Luxusgütersektor ab. Kering (-12%) und LVMH (-4 %) wurden nach Zahlen abgestraft.

Es gab aber auch positives: Gesundheit und Versorger legten jeweils +1% zu. Innerhalb der Sektoren kam es aber auch häufig zu einem kompletten „Pferdewechsel“. Bei Gesundheit fiel Schwergewicht Eli Lilly (-4%) weiter, während Gilead (+5 %) nach Studienergebnissen anzog. Ein anderes Beispiel im eher defensiven und wenig bewegten Verbrauchsgütersektor (-0,5%) war das Paar Nestlé (-5%) nach Absenkung des organischen Wachstumsziels und Unilever (+4 %) nach überzeugendem Zahlenwerk.

Rote Zahlen weisen in der Wochenbilanz die Rohstoffpreise auf. Die Ölpreise gaben wegen steigender Konjunktursorgen um 3% nach. Ähnlich waren die Verluste auch bei Industriemetallen und den industrienäheren Edelmetallen. Bei Gold blieb das Minus dagegen mit 2% eng begrenzt.


Ladevorgang...


Märkte in Zahlen

Renditen von Staatsanleihen - in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Deutschland
2 Jahre 2,86 -0,06 -0,13 0,19
5 Jahre 2,35 -0,03 -0,08 0,41
10 Jahre 2,36 0,00 -0,03 0,36
Bund Future
(Kurs)
132,64 -0,01 -0,24
USA
2 Jahre 4,52 -0,01 -0,24 0,19
5 Jahre 4,16 0,06 -0,11 0,30
10 Jahre 4,29 0,09 0,05 0,42
10J-2J (Pkt.) -23,50 -39,90 -52,10 -46,80

Währungen - Änderung in Prozent1

-1W -1M ggü.
31.12.
USD pro EUR 1,0856 -0,55 1,44 -1,73
GBP pro EUR 0,8431 0,24 -0,17 -2,71
CHF pro EUR 0,9551 -1,03 -0,21 2,73

1 Positiver Wert: Aufwertung des EUR

Aktienmärkte - Änderung in Prozent

-1W -1M ggü.
31.12.
Europa
DAX 18.298,72 -0,31 0,67 9,24
MDAX 24.951,14 -2,49 -2,03 -8,06
DJ Stoxx 600 508,63 -1,05 -1,75 6,18
Euro Stoxx 50 4.811,28 -1,21 -2,53 6,41
USA
S&P500 5.399,22 -2,62 -1,28 13,20
Dow Jones 39.935,07 -1,80 2,10 5,96
Nasdaq Comp. 17.181,72 -3,86 -3,02 14,46
Asien
Nikkei 225 37.869,51
-5,62
-3,33 13,16

Rohstoffe - Änderung in Prozent

USD -1W -1M ggü.
31.12.
Rohöl (Brent) 81,70 -3,96 -4,60 5,16
Gold 2366,13 -4,07 1,80 14,56

Quelle: LSEG Datastream


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Ausblick: Andreas Hürkamp, CEFA
Rückblick: Martin Roth, CEFA

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