Die Kosten eines Au Pairs im Überblick
19.11.2020 – Ein ausländisches Au-Pair ist eine preiswerte Betreuung für die Kinder. Zugleich bereichert es die Familie durch eine andere Kultur. Doch wie viel kostet ein Au-Pair?

Ein Au-Pair als Unterstützung bei der Kinderbetreuung und im Haushalt
Ein Au-Pair ist eine tolle Hilfe bei der Betreuung des Nachwuchses. Damit für alle Beteiligten das Au-Pair-Programm erfolgreich und harmonisch verläuft, sollten Sie einiges beachten. In diesem Ratgeber steht, wie teuer ein Au-Pair ist und was Sie für ein harmonisches Zusammenleben berücksichtigen sollten.
Was ist ein Au-Pair?
Der Begriff Au-Pair kommt aus dem Französischen und lässt sich mit dem Wort „Gegenseitigkeit“ übersetzen. Es ist demnach eine Beziehung, die auf Geben und Nehmen basiert. Zu ihr gehören Rechte ebenso wie Pflichten. Gleichzeitig sind Toleranz und Respekt gegenüber anderen Kulturen erforderlich. Es geht nicht um ein Leistungsprogramm, bei dem das Au-Pair Geld gegen Arbeit erhält. Stattdessen geht es vielmehr darum, junge Menschen in die Familie ihres Gastlandes aufzunehmen. Dadurch verbessern sie ihre Sprachkenntnisse und lernen etwas über die lokale Kultur. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Au-Pair für die Gastfamilie gratis ist. Ein Au-Pair ist mit Kosten verbunden, die über die Bereitstellung eines Schlafraumes und der Nahrung hinausgehen.
Ein Au-Pair verbleibt für gewöhnlich für 9 bis 12 Monate in der Familie. Vereinzelt sind auch kürzere Zeiten von nur einem halben Jahr möglich. Das Alter der Au-Pairs liegt zumeist zwischen 18 und 30 Jahren. Es sind junge Frauen oder Männer, die in vielen Fällen selbst keine Kinder haben und ein fremdes Land bereisen möchten. Sie unterstützen ihre Gastfamilie bei der Kinderbetreuung und leichter Hausarbeit. Au-Pairs werden für gewöhnlich über dafür ausgerichtete Agenturen vermittelt.
Die Aufgaben eines Au-Pairs
Beim Au-Pair-Programm handelt es sich um einen kulturellen Austausch, bei dem das Au-Pair seine Sprachkenntnisse optimiert. Aus diesem Grund kann die Kinderbetreuung im eigenen Land auch nicht als Au-Pair-Aufenthalt gewertet werden. Das Au-Pair ist keine professionelle Nanny oder eine Haushaltshilfe, die jegliche Arbeiten erledigt. Stattdessen ist es ein Familienmitglied auf Zeit, das die Familie unterstützt und von dieser unterstützt wird. Die klassischen Aufgaben eines Au-Pairs reichen daher von der Hausaufgabenbetreuung bis hin zum Leeren des Mülleimers und der Erledigung der Einkäufe. Schwerere Aufgaben im Haushalt wie das Reinigen des Backofens oder das Putzen der Fenster gehören allerdings nicht dazu.
Die Vor- und Nachteile eines Au-Pairs
Vorteile eines Au-Pairs
- Zeiteinsparungen, da das Au-Pair Aufgaben übernimmt
- Kultureller Austausch und somit Wissensanreicherung
- Kinder lernen Offenheit und Toleranz
- Erlernen der Sprache des Au-Pairs
- Einsparung von Babysitterkosten
Nachteile eines Au-Pairs
- Weniger Privatsphäre, da ein fremder Mensch bei Ihnen einzieht
- Eventuell familiäre Spannungen aufgrund der Eingewöhnungszeit des Au-Pairs
- Keine professionelle Kinderbetreuung
- Erhöhung der Ausgaben, da ein Au-Pair-Programm Geld kostet (Taschengeld, Verpflegung, Versicherung usw.)
Die Regelung für Arbeitszeit, Freizeit und Urlaub eines Au-Pairs
Der Aufenthalt des Au-Pairs geht mit Rechten und Pflichten einher, da dies zur Harmonie in der Familie beiträgt. Zugleich werden Gastfamilie und Au-Pair so vor einem Ausnutzen geschützt. Bezüglich der Arbeitszeit sollte sich diese auf bis zu 30 Stunden die Wochen belaufen. Das inkludiert selbstverständlich die Kinderbetreuung. Wie die Arbeit zeitlich eingeteilt wird, erfolgt in Absprache mit dem Au-Pair. Einen Tag pro Woche sollte das Familienmitglied auf Zeit während seines Aufenthaltes komplett freihaben. Mindestens einmal pro Monat sollte dieser freie Tag auf einen Sonntag fallen. Zudem tragen die Gasteltern dafür Sorge, dass das Au-Pair zumindest vier Abende pro Woche freihat.
Sofern das Au-Pair bei Ihnen für ein Jahr bleibt, hat es Anspruch auf einen bezahlten Erholungsurlaub für einen Zeitraum von vier Wochen. Sollten Sie das Au-Pair mit in Ihren Urlaub nehmen und es dort weiterhin zur Kinderbetreuung eingesetzt werden, ist dies kein Erholungsurlaub. Nur wenn das Au-Pair kleinere Aufgaben übernimmt und keine Anwesenheitspflicht hat, ist es ein Erholungsurlaub.
Achtung: In Deutschland haben Au-Pairs an gesetzlichen Feiertagen frei. Nur in Ausnahmefällen und nach Absprache mit dem Au-Pair kümmert es sich auch an einem Feiertag um die Kinder.
5 Tipps für den Aufenthalt Ihres Au-Pairs
Suchen Sie das Au-Pair mit Sorgfalt aus.
Das Au-Pair sollte zu Ihrer Familie passen. Schauen Sie sich daher die Bewerbungsschreiben sorgfältig an.
Vereinfachen Sie den Aufenthalt des Au-Pairs.
Planen Sie im Vorfeld alles genau: Dazu gehören die Fortbewegung, Verpflegung, Ausgehmöglichkeiten, Unterkunft und der Urlaub.
Sorgen Sie für unmissverständliche Grundsätze.
Definieren Sie faire Regeln und legen Sie klar dar, was Ihnen bei der Kindererziehung wichtig ist.
Beachten Sie bei der Kalkulation des Taschengeldes Ihren Wohnort.
Leben Sie in München, muss das Taschengeld höher liegen als in einem kleinen Dorf in Thüringen. Bemessen Sie das Taschengeld nicht fair, entstehen automatisch Frust und Unzufriedenheit.
Gehen Sie auf das Au-Pair ein.
Berücksichtigen Sie bei der Verpflegung die Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Essensstile des neuen Familienmitglieds. Benötigt es beispielsweise eine glutenfreie Verpflegung, sollten Sie Ihren Einkaufszettel umschreiben. Die Kosten dafür gehen nicht vom Taschengeld ab.
Ein Rechenbeispiel für die monatlichen Kosten eines Au-Pairs
Taschengeld
Ein Au-Pair benötigt ein Taschengeld, das es für sich allein ausgeben darf. In Deutschland beläuft sich der Betrag auf circa 260€ pro Monat. Es ist ratsam, dafür ein Girokonto zu eröffnen. So können Sie das Geld komfortabel überweisen.
Unterkunft und Verpflegung
Das Au-Pair wohnt bei Ihnen im Haus. Dafür benötigt es einen Raum, der möbliert und abschließbar ist. Eine Mindestgröße von 8m² ist vorgeschrieben. Selbstverständlich kommen Sie auch für das Essen und Trinken des Au-Pairs auf. Planen Sie dafür mindestens 150€ pro Monat ein.
Versicherung
Zusätzlich benötigt Ihr Au-Pair auch Versicherungen. Dies sind eine Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung. Es ist nicht legal, ein Au-Pair ohne Versicherung zu beschäftigen. Gute Agenturen achten darauf. Die Kosten für die Versicherung tragen Sie als Gastfamilie. Kalkulieren Sie hierfür zwischen 35€ und 55€ im Monat.
Zuschuss für Sprachkurs und Fahrtkosten
Jedes Au-Pair in Deutschland hat ein Recht darauf, an einem Sprachkurs teilzunehmen. Sie sind dazu verpflichtet, für die Kosten anteilig aufzukommen. Eine seriöse Agentur klärt Sie darüber im Vorhinein auf. Der Kostenzuschuss für den Sprachkurs beträgt mindestens 50€, viele Gastfamilien übernehmen die Kosten auch komplett. Hinzu kommen die Kosten für die Fahrt zum Sprachkurs, die Sie ebenfalls tragen müssen. Wie hoch diese sind, hängt von der individuellen Situation ab. Rechnen Sie am besten mit mindestens 20€ pro Monat.
Nach dieser Aufstellung liegen die monatlichen Kosten für das Au Pair bei mindestens 515€ pro Monat.
Einmalige Kosten eines Au-Pairs
Hinzu kommen noch einmalige Kosten wie die Gebühren und einen eventuellen Reisekostenzuschuss:
Gebühren
Ihr Au-Pair darf sich nicht illegal im Land aufhalten. Für die temporäre Anmeldung in Deutschland und das Visum entstehen Kosten, die Sie tragen. Sie sind jedoch zumeist sehr gering und überschreiten nur selten 10€. Zudem fallen in der Regel Gebühren der Agentur für die Vermittlung des Au-Pairs an. Sie können bei circa 400€ für die komplette Aufenthaltsdauer liegen.
Reisekostenzuschuss
Faire Agenturen raten den deutschen Gastfamilien, dass sie zumindest einen Teil der Reisekosten des Au-Pairs tragen. Immerhin muss es mit Bahn, Flugzeug oder Schiff nach Deutschland gelangen. Es wird eine Bezuschussung dieser Kosten empfohlen. Je nach Herkunftsland empfiehlt sich ein Zuschuss zwischen 50€ und 300€. Bei einigen Agenturen kommt die Gastfamilie verpflichtend für die Reisekosten auf.
Kosten sparen beim Au-Pair-Programm
Ein Au-Pair ist mit Kosten verbunden. Sie sollten nicht versuchen, diese Kosten pro Monat zu senken, indem Sie das Leben des Au-Pairs beeinträchtigen. Es wird Teil Ihrer Familie, weswegen es die gleiche Verpflegung wie Sie erhält und auch zu Restaurantbesuchen eingeladen werden sollte. Hat es beispielsweise Nahrungsmittelunverträglichkeiten, müssen Sie selbstverständlich dies bei der Verpflegung berücksichtigen. Das Taschengeld und die Versicherungen sind ebenfalls essenziell für das Au-Pair.
Sie als Gastfamilie können jedoch einige Kosten für das Au-Pair-Programm einsparen:
Vergleichen Sie Angebote
Erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherung, ob Sie das Au-Pair bei Ihrer Familienversicherung mitversichern können. Vergleichen Sie alternativ Preise und Leistungen unterschiedlicher Versicherungen und wählen Sie dann das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
Ermöglichen Sie dem Au-Pair preisbewusste Verkehrsmittel
Stellen Sie dem Au-Pair beispielsweise ein Fahrrad zur Verfügung oder kombinieren Sie den Weg zum Sprachkurs mit dem Weg zum wöchentlichen Fußballspiel.
Setzen Sie Ihre Kosten ab
Zwei Drittel der Kosten (maximal jedoch 4.000€) eines Au-Pairs können bei der Lohnsteuererklärung angegeben werden. Eine seriöse Agentur erstellt Ihnen eine Bescheinigung über die Ausgaben für das Au-Pair - vom Taschengeld bis hin zu den Versicherungsbeiträgen.
Ein Au-Pair kann eine tolle Bereicherung für Ihre Familie sein
Ein Au-Pair kann die Familie durch seinen Aufenthalt bereichern. Es gibt der Gastfamilie Einblicke in eine andere Kultur, von dem die Eltern ebenso profitieren wie die Kinder. Darüber hinaus entlastet das Au-Pair die Familie, da es einige Aufgaben übernimmt. Auf diese Weise haben Sie mehr Zeit für sich oder andere Tätigkeiten. Damit alles reibungslos verläuft, ist es jedoch wichtig, das Au-Pair als Mitglied der Familie willkommen zu heißen. Nehmen Sie davon Abstand, es als Putzhilfe oder Ganztagsbetreuung für die Kinder zu betrachten. In diesem Fall informieren Sie sich über Alternativen wie eine Tagesmutter. Ist der Umgang innerhalb der Gastfamilie tolerant und respektvoll, profitieren beide Seiten von dem neuen Familienmitglied. Nicht selten wird dabei ein über den regulären Aufenthalt hinaus bestehendes Bündnis zwischen Gastfamilie und Au-Pair geschaffen.