Das Studium finanzieren: So geht's

01.07.2021 – Studieren ist eine Leistung – leider ohne Bezahlung. Wie können Studierende trotzdem ihr Leben und ihre Ausbildung finanzieren?

Eine lächelnde junge Studentin sitzt mit ihrem Laptop auf dem Sofa und hat ihre Füße auf dem Couchtisch hochgelegt. -  Studium finanzieren

Genug Geld im Studium ­– geht das überhaupt?

Noch immer kursiert das Gerücht, nur Kinder reicher Eltern könnten sich das Studium leisten. Egal, wie Ihr finanzieller Hintergrund aussieht, in der heutigen Zeit gibt es zahlreiche Wege, die Ausgaben und Lebenshaltungskosten während des Studierens zu finanzieren, dazu brauchen Sie nicht unbedingt ein Stipendium. Zuerst sollten Sie jedoch wissen, wie viel Geld Sie monatlich benötigen werden und über wie viel Einnahmen Sie vielleicht schon verfügen, ohne es zu wissen. Dann ist es ein Leichtes, herauszufinden, wie Sie die Finanzierungslücke auffüllen. Somit stellen sich die Fragen:  Was kommt dabei an Ausgaben zusammen und wie lassen sich die Kosten stemmen? Stipendium oder Darlehen? Damit Ihnen die Studienfinanzierung leichtfällt, brauchen Sie problemlose Einnahmequellen, mit denen Sie das erforderliche Geld zusammenbekommen. Ob Kindergeld, Studentenjob oder Wohngeld oder Bildungskredit? Wir stellen Ihnen die Möglichkeiten vor und versorgen Sie mit ein paar interessanten Tipps.

Was kostet das Studium?

Zum Alltag von Studierenden gehören nicht nur Vorlesungen und Prüfungen, auch das Leben soll Spaß machen. Kindergeld allein reicht nicht aus im Studienalltag. Viele schreckt die Studienfinanzierung ab, da die Unterstützung der Familie in vielen Fällen oftmals nicht möglich ist. Stipendien erleichtern den Weg an eine Universität, dennoch sind die Plätze meistens begrenzt.

Wie teuer ist studieren?

Mit welchen Ausgaben Sie bei der Finanzierung des Studiums rechnen müssen, hängt natürlich teilweise von Ihren Umständen und den Lebensgewohnheiten ab. Tatsächlich hat auch Ihr Studienort großen Einfluss auf die Kosten, denn die Mieten differieren in den Uni-Städten enorm. Eine kleine Liste für wahrscheinliche Ausgaben hilft Ihnen einzuschätzen, wie viel Geld Sie persönlich einplanen müssen:

  • Miete für ein WG-Zimmer oder die Wohnung
  • Nahrungsmittel, Mensa
  • Fahrtkosten: Auto, Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel
  • Kleidung
  • Bücher, Lernmaterial, Computer
  • Freizeitausgaben
  • Gebühren für Telefon, GEZ (mit BAföG fällt der Rundfunkbeitrag weg) und Internet
  • Krankenversicherung (in der Regel ab 25 Jahren), Medikamente

Die 21. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerkes setzt die durchschnittlichen Ausgaben für ein Studium mit 819€ pro Monat an, davon macht die Miete schon 323€ aus. Durch steigende Mieten und Inflation wächst die Summe, die Sie finanzieren müssen, stetig an. Manche Studenten haben Monatsausgaben von bis zu 1.500€.

Wie viel Geld brauchen Sie, um das ganze Studium zu finanzieren?

Rechnen Sie mit der Regelstudienzeit für den Bachelor mit 6 Semestern und dem Master mit 4, dauert Ihr Studium 5 Jahre. Finanzieren Sie sich mit monatlich ca. 900€, verbrauchen Sie in diesen 5 Jahren rund 54.000€. In teuren Städten und bei einem hochwertigen Lebensstandard kann Ihre Studienfinanzierung jedoch schnell 90.000€ ausmachen, auch, wenn Sie über die Regelstudienzeit hinaus weiterstudieren müssen. Wie bringen Sie dieses Geld am besten auf?

So kann Ihre Studienfinanzierung aussehen:

Die meisten Studenten setzen die Finanzierung aus mehreren Komponenten zusammen. Möglichkeiten dafür sind die Unterstützung der Eltern, ein Studentenjob in Kombination mit dem Kindergeld, Anträge auf BAföG oder einem Bildungskredit werden gestellt, Stipendien werden beantragt, Studienkredit, Studienfonds und Privatdarlehen stehen zur Verfügung.
Wie Sie persönlich Ihr Studierendenleben finanzieren hängt von Ihren individuellen Vorlieben und Bedürfnissen ab. Unser kostenloses Girokonto verschafft Ihnen dabei die Flexibilität, die Sie als junger Mensch schätzen werden.

Holen Sie sich Bafög fürs Studium

Die staatliche Förderung, Bundesausbildungsförderungsgesetz (kurz: BAföG), besteht zur Hälfte aus Zuschuss und zum anderen Teil aus einem zinslosen Darlehen. Eine Finanzierung von bis zu 861€ pro Monat sind dabei drin. Um die Zuwendung in voller Höhe zu bekommen, müssen Sie einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Sie studieren in Vollzeit, sind deutscher Staatsbürger oder bleiben nach dem Studium in Deutschland und sind noch keine 30 Jahre alt.
  • Ihre Einnahmen aus einem Nebenjob müssen unter 450€ liegen und Ihr Vermögen unter 7.500€ (August 2020: 8.200€). Auch Stipendien werden teilweise angerechnet.
  • Das Einkommen Ihrer verheirateten Eltern liegt unter dem Freibetrag von 1.835€ monatlich (ab August 2020: 1.890€). Für andere familiäre Verhältnisse gelten separate Freibeträge.

Sie erfüllen die Bedingungen nicht vollständig? Lassen Sie sich nicht entmutigen, denn BAföG gibt es auch anteilig. Beantragen Sie die Förderung beim Studierendenwerk Ihrer Universität. Sie erhalten BAföG immer nur für ein Jahr und müssen es für das folgende Jahr erneut anfordern. Die Rückzahlung leisten Sie bis höchstens 10.010€, sobald Sie einen ausreichend anständig bezahlten Arbeitsplatz gefunden haben. Dann begleichen Sie die Summe in Raten oder als Einmalzahlung.

Unterstützung durch die Eltern

Eltern helfen Ihren Kindern nicht nur gerne, sie sind auch vom Staat verpflichtet – sofern möglich – in vernünftigem Umfang für die erste Ausbildung zu sorgen. Gerade das BAföG ist daher vom Gesetzgeber dazu gedacht, Eltern von Studierenden zu entlasten, die die notwendigen Mittel nicht aufbringen können. Je mehr Eltern daher für die Finanzierung aufwenden können, desto weniger BAföG erhalten die Studentinnen und Studenten. Das Gehalt der Eltern wirkt sich auch auf Stipendien aus.

Kindergeld als Studienfinanzierung

Bis zum Alter von 25 Jahren erhalten Eltern Kindergeld für die Unterstützung eines Kindes im Studium. Im Jahr 2020 liegen die Einnahmen für die beiden ersten Kinder bei monatlich 204€. Den Antrag – falls nicht schon geschehen – stellen Ihre Eltern bei der zuständigen Familienkasse. Sie zahlt die Summe an die Antragsteller aus. Ihre Eltern stehen dann in der Pflicht, das Geld an Sie weiterzuleiten.

Der klassische Studienkredit

Perfekt auf Studierende zugeschnitten, bieten Banken den Studienkredit an. Einen Betrag von 100€ bis 650€ können Sie damit finanzieren. Die Auszahlung erfolgt monatlich und Sie müssen den Studienkredit erst einige Zeit nach dem Ende des Studiums zurückzahlen. Die Höhe des Studienkredits beeinflusst nicht Ihre Förderfähigkeit beim BAföG oder bei Stipendien. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau – eine Förderbank des Staates – gewährt den Studienkredit ohne besondere finanzielle Voraussetzungen. Sie oder ein Familienmitglied müssen für den Studienkredit allerdings entweder deutscher Staatsangehöriger sein oder aus einem EU-Land kommen und schon mindestens drei Jahre in Deutschland leben. Den Studienkredit der KfW mit festem Zinssatz und individuell auf Sie abgestimmt finden Sie auch bei uns.

Studienfinanzierung mit Privatdarlehen oder einer Schenkung

Vielleicht haben Sie Großeltern oder Paten, die Sie gerne bei Ihrem Studium unterstützen möchten. Ein privates Darlehen vereinbaren Sie völlig flexibel mit dem Leihenden. Ob Sie sich das Geld als einmaligen Betrag oder als monatliche Unterstützung geben lassen und wie Sie die Rückzahlung und die Zinsen gestalten, hängt allein von Ihnen und dem Darlehensgeber ab.

Tipp: Halten Sie alle Vereinbarungen schriftlich fest. Dann kommt es nicht zu Missverständnissen und Sie vermeiden Streit.

Noch schöner ist es natürlich, wenn Sie das Geld fürs Studium nicht zurückzahlen müssen, sondern geschenkt bekommen. Allerdings rechnet der Staat diese monatlichen Einnahmen oder das geschenkte Vermögen aufs BAföG an.

Stipendien erleichtern die Studienfinanzierung

Ein Stipendium ist die Förderung durch Stiftungen und politischen oder kirchlichen Institutionen und das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Es gibt Stipendien, die das gesamte Studium oder Teile davon finanzieren, andere übernehmen Ausgaben für Auslandsaufenthalte, Sprachkurse oder das Studienmaterial. Wie kommen Sie an ein Stipendium? Das ist leichter als gedacht! Mit einem Motivationsschreiben und Ihrem Lebenslauf können Sie sich schon selbstständig auf Stipendien bewerben. Hilfreich ist auch eine Empfehlung von Professoren oder Lehrern. Stiftungen knüpfen verschiedene Voraussetzungen an ein Stipendium: Noten, ehrenamtliche Leistungen, ein bestimmtes Studienfach oder ungewöhnliche Lebensumstände. Oft hängt die Förderhöhe der Stipendien vom Einkommen der Eltern ab, dann ist das Stipendium analog zum BAföG gestaffelt. Um Ihre Studienfinanzierung komplett zu decken, kombinieren Sie mit dem Stipendium problemlos einen Nebenjob oder den Studienkredit.

Ein Nebenjob für fleißige Studierende

Parallel zum Studium zu jobben, ist nichts für schwache Nerven. Viele erfolgreiche Studentinnen und Studenten empfehlen, nicht mehr als 20 Stunden die Woche zu arbeiten, damit das Studium nicht zu kurz kommt. Andere nutzen Teile der Semesterferien, um sich ein Zubrot zu verdienen. Wie finden Sie einen passenden Nebenjob?

  • Werden Sie HiWi: HiWi steht für studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft und ist ein Nebenjob, der an Universitäten und Hochschulen den Studentinnen und Studenten angeboten wird.
  • Arbeiten Sie als Werkstudent: Zahlreiche Firmen bieten Studierenden einen Job an, in dem sie berufliche Einblicke erhalten, regelmäßige Arbeitszeiten haben und sich Soft Skills aneignen. Manchmal passt das Studienfach zur Arbeit, aber das ist keine Voraussetzung.
  • Leisten Sie Praktika: Auch ein Praktikum kann ein bezahlter Nebenjob sein. Allerdings ist er in der Regel immer nur für eine kurze Frist vorgesehen. Um ein verlässliches Einkommen zu erhalten, reihen Sie daher Praktikum an Praktikum.

Wie viel dürfen Studentinnen und Studenten verdienen?

Grundsätzlich dürfen Sie wie jeder andere Arbeitnehmer selbst entscheiden, welchen Nebenjob Sie annehmen und wie umfangreich dieser ist. Folgende Überlegungen sollten Sie jedoch in Ihre Entscheidung mit einbeziehen:

  • Ab einem Bruttoeinkommen von 5.421,84€ in 12 Monaten kürzt der Staat das BAföG.
  • Ab 451€ regelmäßiger monatlicher Einnahmen können Sie nicht mehr in der Krankenversicherung Ihrer Eltern familienversichert sein, sondern müssen sich selbst versichern .

Der Bildungsfonds für Studierende

Ähnlich wie beim Studienkredit handelt es sich beim Bildungsfonds um einen Betrag, den Sie mit Zinsen zurückzahlen müssen. Die Rückzahlungsrate ist vom zukünftigen Gehalt abhängig. Je höher Ihr Einkommen nach dem Studium ist, desto höher sind die Zinsen, die Sie bezahlen. Das hat den Vorteil, dass Sie sich bei einem niedrigen Einkommen nicht überschulden können. Verdienen Sie dann jedoch gut, ist die Rückzahlung höher als beim Studienkredit.

Duales Studium hilft Finanzieren

Im dualen Studium verbinden Sie die Vorteile von Berufstätigkeit, Praktikum und Hochschulstudium zu einer Einheit. Gleichzeitig erhalten Sie für Ihre Praxiseinsätze ein Gehalt, mit dem Sie die Studienfinanzierung im Griff haben.

Studienfinanzierung an einem Beispiel

Eine Studentin oder ein Student errechnet seine monatlichen Ausgaben inklusive WG-Zimmer und Lebenshaltungskosten mit 1.080€. Seine Eltern planen, ihm das Kindergeld von 204€ und einen Zuschuss von 350€ monatlich zu überweisen. Sein Antrag auf BAföG wird leider abgelehnt. Mithilfe seines Professors erhalten Studentinnen und Studenten ein Stipendium. Da das Einkommen der Eltern aber für eine volle Förderung wie beim BAföG zu hoch ist, stehen ihm aus dem Stipendium nur die monatlichen 300€ Büchergeld zu. Einen Nebenjob traut er sich parallel zum Studium nicht zu, daher beantragt die studierende Person einen Studienkredit, um den Restbetrag von 226€ pro Monat zu finanzieren.

8 Tipps, wie Sie beim Finanzieren Kosten sparen

1

Richtige Finanzierung wählen

Perfekt ist, wenn Sie Ihr Studium mit Geldern finanzieren, die Sie nicht zurückzahlen müssen: Dazu zählen die Unterstützung der Eltern, Nebenjobs und Stipendien. Allerdings spüren Sie die Einsparungen erst, wenn Sie in den Beruf starten.

2

Miete sparen

Haben Sie die Möglichkeit während des Studiums zu Hause zu wohnen? Die Miete macht bei Studierenden den größten Teil der Kosten aus. Außerdem bleiben die Lebenshaltungskosten durch die „WG“ mit der Familie auf einem niedrigen Niveau.

3

Auf WG ausweichen

Suchen Sie sich statt der eigenen Wohnung ein WG-Zimmer oder ziehen Sie in ein Studierendenwohnheim und teilen Sie sich Miete und Nebenkosten mit anderen.

4

Studierendenrabatte nutzen

Nutzen Sie spezielle Vergünstigungen und Rabatte für Studierende. Dazu gehören Eintrittspreise, Fahrtickets oder Versicherungsbeiträge. Ein weiteres Beispiel ist die Young Visa Kreditkarte . Werfen Sie doch einmal einen Blick auf ihre vielen Vorteile.

5

Auf eigenes Auto verzichten

Ein eigenes Auto ist teuer: Fahren Sie lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad. In einigen Universitäts-Städten gibt es auch lohnende Car-Sharing Modelle.

6

BAföG beantragen

Das BAföG ist eine Finanzierung, die Sie nur zur Hälfte und höchstens bis 10.010€ zurückzahlen.

7

Geld sammeln

Kleine Geldspritzen von privaten Unterstützern, wie etwa den Großeltern, sind schon fast wie kleine Stipendien.

8

Familienversicherung nutzen

Bis zum 25. Lebensjahr sind Sie als studierende Person über die Krankenversicherung der Eltern familienversichert. Danach können Sie einen preiswerten Tarif für Studentinnen und Studenten abschließen. Verdienen Sie jedoch im Nebenjob mehr als 450€ gehen Ihnen diese Vorteile eventuell flöten.

Wie können Sie Ihr Studium finanzieren?

Keine Frage: Studieren kostet Geld. Doch sowohl von staatlicher Seite als auch durch Ihre Eltern und von Stiftungen können Sie die Mittel erhalten, die Sie für ein erfolgreiches und schönes Studium benötigen. Sind Kindergeld und die finanziellen Möglichkeiten der Eltern ausgeschöpft, springen BAföG und Stipendien in die Bresche. Reicht das nicht aus, suchen Sie sich einen Nebenjob oder nehmen ein Darlehen auf: Studienkredit, Bildungsfonds oder Privatdarlehen eignen sich hierfür perfekt.

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