Kredit aufnehmen: Darauf sollten Sie achten

12.06.2023 – Eine Kreditaufnahme sollte gut durchdacht sein. Erfahren Sie alles zu Kreditarten und darüber, wie Sie einen Kreditantrag stellen.

Ein Paar sitzt lächelnd vor dem Bildschirm und sichtet Unterlagen

Kredit aufnehmen: Machen Sie mehr aus Ihren finanziellen Möglichkeiten

Welche Kredite gibt es überhaupt und wofür kann man sie nutzen? Worauf sollten Sie dabei achten? Und was finanzieren die Deutschen eigentlich am liebsten per Kredit? Hier verraten wir es Ihnen.

Wofür werden Kredite aufgenommen?

Eine Studie zeigt, dass besonders gerne Autos (48 Prozent), Möbel oder Einbauküchen finanziert werden. Aber auch zur Ablösung eines bereits laufenden Ratenkredits, zum Ausgleich des Girokontos oder zum Kauf von elektronischen Unterhaltungsmedien und Haushaltsgeräten werden Finanzierungshilfen in Anspruch genommen. Hoch im Kurs stehen auch Bau- und Immobilienfinanzierungen (63 Prozent).

Jüngere Menschen nehmen außerdem manchmal einen Studienkredit auf, um sich die berufliche Ausbildung zu finanzieren. So zeigten 34 Prozent der 18- bis 29-Jährigen die Bereitschaft zur Finanzierung einer Aus- und Weiterbildung per Kredit, 21 Prozent für besondere Familienanlässe wie etwa eine Hochzeitsfeier. Eher selten nutzen die Deutschen einen Kredit zum Kauf von Luxusgütern wie Schmuck (3 Prozent).

Interessanterweise gibt es beim Thema Kredit deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer würden häufiger einen Kredit für Unterhaltungs- oder Gebrauchselektronik verwenden (30 Prozent) als Frauen (17 Prozent) und sind zudem auch eher bereit, einen Kredit für die Ablösung eines anderen Kredits aufzunehmen. Und während sich die Deutschen in allen Teilen des Landes bei Wohneigentum, Auto oder Sanierung weitgehend einig sind, waren im Norden durchschnittlich doppelt so viele Menschen bereit, damit einen Urlaub zu finanzieren als anderswo.

Kraftfahrzeug: 32%
Wohneigentum: 26%
Wohnungseinrichtung: 11%
Kreditrückzahlung: 10%
Unterhaltungselektronik: 8%
Aus- oder Weiterbildung: 7%
Familiäre Anlässe: 7%
Geschäftsgründung: 6%
Lebensunterhalt, Miete: 5%
Reise, Urlaub: 4%
Kleidung, Schmuck: 3%
Sonstiges: 1%
keinen Kredit aufgenommen: 35%

Kredit aufnehmen: Welche Möglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich wird zwischen zweckgebundenen Krediten und solchen mit freiem Verwendungszweck unterschieden.

Wer genau weiß, wofür er den Kredit nutzen wird, ist oftmals gut mit einem „zweckgebundenen Kredit“ beraten, da dieser meist deutlich niedrigere Zinsen hat. Wer das Geld für verschiedene, nicht genau definierte Zwecke nutzen will, greift auf einen „freien Kredit“ zurück. Der Grund, warum eine Person einen Kredit aufnimmt, bestimmt also die Art des Darlehens.

Zweckgebundene Kredite

Zweckgebundene Kredite dürfen nur für den vorgegebenen Verwendungszweck genutzt werden – das ist bei einem Immobilienkredit der Fall oder bei einem Autokredit. Aber auch die Modernisierung und die Sanierung einer Immobilie lassen sich mit einem zweckgebundenen Kredit finanzieren.

Der Verwendungszweck wird dann im Darlehensvertrag genau festgehalten und muss vom Kreditnehmer nachgewiesen werden, zum Beispiel mit der Kaufbestätigung eines Autos. Der Vorteil bei zweckgebundenen Krediten: Sie sind in der Regel zu günstigeren Zinsen erhältlich, weil das finanzierte Objekt als Sicherheit dient und der Kreditgeber damit ein geringeres Risiko eingeht. Die Bedingungen für einen Autokredit können sich je nach Kreditgeber voneinander unterscheiden. Hier empfiehlt es sich, die individuellen Vorstellungen mit dem Kreditangebot abzugleichen.

Typische zweckgebundene Kredite sind zum Beispiel:

Kredite zur freien Verwendung

Freie Kredite sind, wie der Name schon sagt, nicht an einen Verwendungszweck gebunden. Für den Kreditgeber bedeutet das jedoch ein höheres Risiko, da er nicht abschätzen kann, wofür Sie als Kreditnehmer das Geld nutzen. Mitunter können bei freien Krediten wie bei einem Dispositionskredit über zehn Prozent Zinsen anfallen.

Typische Kredite zur freien Verwendung sind zum Beispiel:

Die einzelnen Kreditarten unterscheiden sich nicht nur im Verwendungszweck, auch bei den Rückzahlungsmöglichkeiten gibt es verschiedene Varianten. Die folgenden vier Kreditformen werden besonders häufig genutzt:

Dispositionskredit

Bei diesem Kredit gibt es keinen gesonderten Darlehensvertrag. Der als „Dispo“ bezeichnete Kredit bezieht sich auf die Überziehung des Girokontos. Vorab wird festgelegt, um wie viel das Konto überzogen werden darf und wie die genauen Konditionen dafür sind. Der Dispositionskredit ist damit ein sehr unkompliziertes Darlehen, das sofort verfügbar ist. Allerdings ist der Dispo nur für teures Geld erhältlich, da die sogenannten Überziehungszinsen in der Regel sehr hoch ausfallen. Wenn sich aber zum Beispiel die Auszahlung des Gehalts um ein paar Tage verschiebt und sich mit der Abbuchung der Miete überschneidet, kann die Inanspruchnahme des Dispos durchaus sinnvoll sein.

Mehr über den Dispokredit lesen Sie hier.

Rahmenkredit

Der Rahmenkredit gilt als günstige Alternative zum Dispositionskredit. Er wird auch Abrufkredit genannt. Damit Sie diesen Kredit nutzen können, erhalten Sie von Ihrer Bank ein zweites Konto mit einem vorher festgelegten Kreditrahmen. Davon können Sie als Kreditnehmer dann bei Bedarf Geld abrufen und zahlen in der Regel deutlich weniger Zinsen als bei einem Dispo. Diese Zinsen zahlen Sie auch nur, wenn Sie tatsächlich Geld abheben. Die Laufzeit eines solchen Rahmenkredits wird individuell vereinbart, die Rückzahlung erfolgt in der Regel in monatlichen Kreditraten.

Ratenkredit

Unter den Oberbegriff „Ratenkredit“ fallen Kredite, die in festen monatlichen Raten abbezahlt werden. Ob zur Finanzierung des Autos, eines Studiums oder einer Renovierung – beim Ratenkredit wird in einem Kreditvertrag ein fester Zinssatz festgelegt, eine Laufzeit, der Darlehensbetrag und eventuell erforderliche Kreditsicherheiten. Ein Ratenkredit bietet sich vor allem für kurz- und mittelfristige Finanzierungen von Konsumwünschen an, zur Realisierung eines außergewöhnlichen Vorhabens wie einer Studienreise, zur Umschuldung oder zur Finanzierung eines Fahrzeugs.

Immobilienkredit

Bei der Finanzierung einer Immobilie geht es um hohe Kreditsummen, die über einen langen Zeitraum abbezahlt werden. Dabei unterscheidet man zwei Varianten:

  • Das Annuitätendarlehen (lat. annus = Jahr) ist die klassische Kreditform für die Immobilienfinanzierung. Hier zahlt der Kreditnehmer über einen bestimmten Zeitraum hinweg gleichbleibend hohe Raten, die aus einem Zins- und einen Tilgungsanteil bestehen. Da die Restschuld mit jeder Zahlung kleiner wird, verringert sich der Zinsanteil, während der Tilgungsanteil größer wird. Gleichzeitig gilt auch: Je höher die Tilgung, desto kürzer die Kreditlaufzeit. Weil der Zinssatz über einen bestimmten Zeitraum festgeschrieben wird (Zinsbindung), lassen sich die finanzielle Risiken für den Kreditnehmer weitestgehend minimieren.
  • Beim Tilgungsdarlehen (auch Abzahlungsdarlehen genannt) zahlt der Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit einen gleichbleibend hohen Tilgungssatz bei abnehmender Zinsbelastung. Deshalb gibt es bei dieser Darlehensform auch keine festen Monatsraten, sondern anfangs hohe Raten, die während der Laufzeit geringer werden. Das Ziel des Tilgungsdarlehens ist eine möglichst schnelle Rückzahlung. Aufgrund der hohen Anfangsraten und weil Sondertilgungen in der Regel ausgeschlossen sind, wird das Tilgungsdarlehen nur selten zur Finanzierung von selbst genutztem Wohnraum verwendet.

Kredit aufnehmen: Wann lohnt es sich?

Ob für ein neues Auto, das Eigenheim oder das Studium – wer einen Kredit aufnimmt, sollte seine finanziellen Möglichkeiten gut durchrechnen. Verfügen Sie zum Beispiel über größere Rücklagen, kann es sinnvoll sein, erst dieses Geld für die Finanzierung heranzuziehen. In diesem Fall sollten Sie auch einen genauen Blick auf die Zinsen werfen. Denn für Sie lohnt sich eine Kreditaufnahme nur, wenn die Kreditzinsen geringer sind als die Ertragszinsen, die Sie auf Ihr Sparvermögen erhalten, oder wenn Sie Ihre Rücklagen schonen wollen. Bei der vorzeitigen Auflösung von Geldanlagen sind je nach Bank individuell anfallende Gebühren zu berücksichtigen.

Beim Kauf von Kraftfahrzeugen geben Händler zum Teil hohe Rabatte, wenn das Fahrzeug bar bezahlt wird. Auch wer sein Auto mit einem Autokredit seiner Bank finanziert, kann in den Genuss eines solchen Barzahlerrabatts kommen. Allerdings müssen Sie darauf achten, dass der gewährte Rabatt höher ist als die Kosten für die Zinsen. Nur dann ist diese Herangehensweise sinnvoll.

Die Aufnahme eines Kredits kann sich auch zur Tilgung anderer Darlehen lohnen, z. B. wenn Sie einen Dispositionskredit ablösen wollen:

Dispo tilgen

Das Konto zu überziehen wird richtig teuer, denn ein Dispositionskredit ist mit hohen Zinsen verbunden. Anstatt also über mehrere Monate hinweg sein Konto zu überziehen und den Dispo in Anspruch zu nehmen, kann man bares Geld sparen, indem man einen günstigeren Ratenkredit aufnimmt, um das Girokonto wieder auszugleichen.

Wo kann ich einen Kredit aufnehmen?

Bevor Sie einen Kredit aufnehmen, empfiehlt es sich, mehrere Angebote zu vergleichen. Haben Sie sich einen Überblick verschafft, können Sie Ihren Kredit persönlich per Telefon oder in einer Bankfiliale beantragen. Hier stehen Ihnen Experten zur Verfügung, mit denen Sie eine maßgeschneiderte Kreditlösung finden. Im Rahmen einer persönlichen Beratung erhalten Sie unter Umständen größere Flexibilität oder bessere Zinskonditionen. Insbesondere bei komplizierten Kreditanfragen über hohe Beträge sind Sie bei einem Berater, der sich Zeit nimmt, um auf Ihre individuelle Situation einzugehen, gut aufgehoben.

Soll es schnell gehen, können Sie Ihren Kredit auch komplett digital beantragen und abschließen. Nahezu alle Filialbanken bieten mittlerweile zinsgünstige Onlinekredite an, die Sie in Laufzeit und Höhe der Raten individuell an Ihre Anforderungen anpassen und im Internet einfach miteinander vergleichen können.

Schließlich besteht auch die Möglichkeit, den Kredit von einer Privatperson zu erhalten, einen sogenannten Peer-to-Peer-Kredit (P2P). Er kann von Freunden, Familie, Bekannten gewährt werden, aber auch Onlineportale bieten P2P-Kredite an. Ihr Vorteil liegt meist in der schnellen Abwicklung. Individuell vereinbarte Zinssätze und Laufzeiten können sich ebenfalls auszahlen. Außerdem wird der Kreditantrag nicht an die Schufa weitergegeben und die Bonitätsprüfung fällt meist unkomplizierter aus. Doch gilt es genau zu überlegen, ob man die Risiken eines P2P-Kredits in Kauf nehmen möchte. Die persönliche Beziehung zu Freunden oder der Familie kann durch einen Kredit stark belastet werden. Zudem fehlt die Beratung durch einen Finanzexperten.

Kredit aufnehmen: Wie wird es gemacht?

1

Ermitteln Sie Ihren Kreditbedarf

Was wollen Sie sich kaufen, und wie viel Geld brauchen Sie dafür? Die Summe und Ihr Vorhaben entscheiden darüber, welcher Kredit für Sie infrage kommt und welche Form der Finanzierung sich am besten eignet.

2

Führen Sie eine Haushaltsrechnung durch

Wie viel Geld steht Ihnen monatlich zur Zahlung der Kreditraten zur Verfügung? Rechnen Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben durch. So können Sie Ihren Kreditrahmen in wenigen Schritten abstecken.

3

Vergleichen Sie verschiedene Kredite

Welcher Anbieter hat die besten Konditionen für Ihren individuellen Bedarf? Vergleichen Sie möglichst viele Kredite, indem Sie sie anhand des Betrags, den Sie benötigen, und der Monatsraten, die Sie sich leisten können, durchrechnen, was Sie der jeweilige Kredit kostet. Alternativ können Sie sich auch selbst ein unverbindliches Kreditangebot berechnen lassen.

4

Stellen Sie einen Kreditantrag

Wenn Sie sich für einen Anbieter entschieden haben, reichen Sie dort einen Antrag mit Ihren persönlichen Daten und den entsprechenden Unterlagen ein.

Der Antrag wird von dem Kreditgeber, also beispielsweise der Bank, geprüft. Anhand von bekannten Auskunfteien in Deutschland, wie beispielsweise die Schufa-Abfrage, Crif Bürgel, Creditreform Boniversum und arvato Infoscore stellt die Bank Ihre Bonität fest. Wird der Antrag bewilligt, erhalten Sie das Geld.

Wie viel Kredit kann ich aufnehmen?

Die Höhe der Kreditsumme hängt davon ab, wie viel Geld Ihnen für die Monatsraten zur Verfügung steht. Die Höhe Ihrer monatlichen finanziellen Belastungsfähigkeit ermitteln Sie mithilfe einer sogenannten Haushaltsrechnung: Dabei stellen Sie Ihr Einkommen Ihren Ausgaben gegenüber. Zu den Einnahmen zählen das Nettoeinkommen, Einnahmen aus Vermietung und weitere Leistungen, die Sie regelmäßig erhalten. Bei den Ausgaben rechnen Sie Miete, Nebenkosten, Sparverträge, Lebensmittel, Fahrtkosten, Kleidung, Freizeitgestaltung und weitere Ausgaben mit ein. Der Betrag, um den die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, sollte aber nicht komplett für die Ratenzahlung herangezogen werden, schließlich sollte immer ein Puffer für ungeplante Ausgaben bleiben. Die Faustregel besagt, dass 15 Prozent der Summe, die möglich wäre, als Sicherheitsreserve einbehalten werden sollten.

Berechnen Sie jetzt ganz leicht Ihr Budget mit dem Budgetrechner der Commerzbank.

Wer kann einen Kredit aufnehmen?

Ob Sie einen Kredit bekommen, hängt auf der einen Seite natürlich von Ihren finanziellen Mitteln ab, doch spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel gibt es Kredite, die nur an bestimmte Personengruppen vergeben werden, an Beamte etwa, an Selbstständige, Studenten oder Rentner. Grundsätzliche Bedingungen:

  • Alter: Wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss volljährig sein. Einige Kreditgeber lehnen außerdem die Kreditvergabe an Senioren ab, weil sie von einem erhöhten Todesfallrisiko ausgehen.
  • Wohnsitz: Der Kreditnehmer muss einen festen Wohnsitz in Deutschland haben.
    Arbeitsverhältnis: Häufig ist ein unbefristetes Arbeitsverhältnis eine Voraussetzung, um einen Kredit zu erhalten. Ein Kredit bei einem befristeten Arbeitsverhältnis ist meist dann möglich, wenn die Laufzeit des Kredits die Laufzeit des Arbeitsvertrags nicht überschreitet. Wer noch in der Probezeit ist, bekommt in der Regel keinen Kredit oder muss mit höheren Zinsen rechnen. Bei Selbstständigen ist die Kreditvergabe meist schwieriger, da ihr Einkommen häufig schwankt und schlechter kalkuliert werden kann.
  • Einkommen: Die Höhe und die Regelmäßigkeit des Einkommens bestimmen, ob ein Kredit vergeben wird und in welcher Höhe. Das Einkommen muss anhand von Lohnnachweisen belegt werden.
  • Auskunfteien: Wer einen Kredit möchte, muss seine Kreditwürdigkeit (Bonität) nachweisen. Um sich einen Überblick über bestehende Schuldverhältnisse und Ihr Zahlungsverhalten zu verschaffen, fordert der Kreditgeber (z. B. Ihre Bank), eine Bonitätsauskunft, zum Beispiel bei der Schufa, an. Ein Kredit wird in der Regel nur an Kreditnehmer ohne negativen Schufa-Eintrag vergeben. Eine Kreditvergabe ohne Bonitätsnachweis ist in der Regel mit schlechten Konditionen in Form von hohen Zinsen und kurzen Laufzeiten verbunden.
  • Sicherheiten: Bei langfristigen Krediten oder Krediten über hohe Summen verlangt der Kreditgeber häufig zusätzliche Sicherheiten wie etwa Sachwerte oder eine Lebensversicherung. Bei zweckgebundenen Krediten wie einem Immobilienkredit wird die Immobilie als Sicherheit herangezogen.

Tipps und FAQs zur Kreditaufnahme

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