Strategie-Revision – Die EZB bleibt weich
Die EZB überprüft gerade ihre geldpolitische Strategie, die Ergebnisse werden in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht.
Commerzbank Economic Research
18.06.2025
Die EZB überprüft derzeit ihre geldpolitische Strategie, die Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte veröffentlicht werden. Zwei Themen stehen aktuell im Fokus, die wir an dieser Stelle diskutieren:
Symmetrisches Inflationsziel, asymmetrische Reaktion
Die EZB hat in ihrer Strategieüberprüfung 2021 das Inflationsziel von „nahe, aber unter 2%“ auf ein symmetrisches Ziel von exakt 2% geändert. Die Symmetrie bedeutet in diesem Zusammenhang, dass für die EZB Abweichungen von diesem Zielwert nach unten ebenso unerwünscht sind wie solche nach oben. Um dieses symmetrische Ziel zu erreichen, sieht die EZB allerdings einen asymmetrischen Mitteleinsatz vor. Gegen eine gemessen am 2%-Ziel zu niedrige Inflation plant sie ein entschiedeneres Vorgehen als gegen eine zu hohe Inflation. Denn weil die Leitzinsen nicht beliebig weit gesenkt werden können, sieht sie die Gefahr, dass die Zinspolitik ab einem bestimmten Punkt wirkungslos ist und eine deflationäre Abwärtsspirale droht. Um dies zu verhindern, sind laut EZB in diesem Fall unkonventionelle geldpolitische Instrumente notwendig wie breitangelegte Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE), wie sie die EZB von 2015 bis Mitte 2022 in einem Volumen von 5.000 Mrd Euro Anleihen tätigte. Aus Sicht der EZB ist also ein asymmetrischer Mitteleinsatz nötig, um ein symmetrisches Ziel zu erreichen.
Diese Anleihekäufe sind zum Teil heftig kritisiert worden. Unter anderem äußerte EZB-Ratsmitglied Schnabel angesichts der damit einhergehenden Risiken und des fraglichen Erfolgs häufig Bedenken zu der aus ihrer Sicht zu leichtfertigen Anwendung dieses geldpolitischen Instruments. In ihrer Rede vom 14. November 2024 forderte sie, dass die Latte für QE höher als in der Vergangenheit liegen sollte. Für die Aktivierung eines umfangreichen Vermögenskaufprogramms müsse eine klare Gefahr für die mittelfristige Preisstabilität vorliegen. Man kann ihre Äußerungen durchaus als Aufforderung verstehen, diesen Punkt im Rahmen der neuen geldpolitischen Strategie zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.
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