EZB: Trügerische Lohnhoffnungen

Die EZB begründet ihre Erwartung einer zurückgehenden Inflation maßgeblich damit, ...

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Dr. Marco Wagner

Commerzbank Economic Research

06.02.2025

...dass ihr Wage Tracker für die zweite Jahreshälfte einen deutlich schwächeren Lohnanstieg anzeigt. Allerings unterschätzt dieser Indikator konstruktionsbedingt die Lohnentwicklung häufig insbesondere auf etwas längere Sicht. Aktuelle Tariflohnverhandlungen deuten darauf, dass die Löhne in der zweiten Jahreshälfte merklich stärker steigen dürften als vom Wage Tracker angezeigt. Auch deshalb dürften die Zinssenkungen der EZB zur Jahresmitte ihr Ende finden.

EZB Wage Tracker mit leichten Drift nach oben

Die EZB begründet ihre Erwartung sinkender Inflationsraten unter anderem damit, dass ihr experimenteller Wage Tracker für die zweite Jahreshälfte einen deutlich schwächeren Anstieg der Löhne signalisiert. Nachdem dieser lange nur in Präsentationen einiger Ratsmitglieder als Grafik gezeigt wurde, wird er seit Dezember im Data Portal der EZB veröffentlicht. Dabei werden die Daten jeweils am Mittwoch nach der geldpolitischen Sitzung die Daten aktualisiert.

In unserem Economic Insight "Die Fata Morgana der EZB" haben wir auf das Risiko hingewiesen, dass der Wage Tracker der Anstieg der Löhne unterschätzt. Denn berücksichtigt für die kommenden Monate nur die bereits abgeschlossenen Tarifverträge. Nicht berücksichtigt werden hingegen Tarifverträge, die aktuell verhandelt werden und womöglich merkliche Lohnerhöhungen beinhalten werden. In der Folge liegt der aktuelle Wage Tracker regelmäßig höher als der vorangegangene. Der Unterschied zwischen dem Wage Tracker basierend auf den Daten vom 18. Dezember und 30. Januar ist nur deshalb recht gering, weil um Weihnachten und Neujahr kaum neue Tarifverträge geschlossen wurden. In den kommenden Wochen dürften aber etliche Tarifrunden zum Abschluss kommen – in denen die Gewerkschaften nach wie vor teilweise recht kräftige Lohnerhöhungen fordern.

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