EZB-Sitzung – trügerische Ruhe an der Inflationsfront

Zollkrieg und sinkende Ölpreise bremsen derzeit die Inflation.

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Dr. Jörg Krämer

Commerzbank Economic Research

28.05.2025

Aber langfristig überwiegen die Inflationsrisiken. Die EZB sollte ihre Leitzinsen nächste Woche nicht weiter senken.

Die EZB dürfte ihren Einlagensatz bei ihrer Sitzung am Donnerstag nächster Woche erneut senken – auf nur noch zwei Prozent. Sie wird das wohl mit Trumps Zollerhöhungen begründen, die im Euroraum die Konjunktur belasten und zumindest kurzfristig die Inflation senken.

Trumps Zollschock belastet die Konjunktur ...

Auf den ersten Blick leuchten die Argumente für niedrigere Leitzinsen ein. Die Ankündigung der hohen US-Zölle Anfang April war ein Schock für die Weltwirtschaft. Im Euroraum befürchten viele Unternehmen, dass ihnen das wichtige US-Geschäft wegbricht. Die Konjunkturrisiken sind deutlich gestiegen.

... und senkt kurzfristig die Inflation

Gleichzeitig dämpft Trumps Zollpolitik kurzfristig das Inflationsrisiko im Euroraum, womit sich ebenfalls niedrigere Leitzinsen begründen lassen. China dürfte versuchen, einen Teil der Waren, die es wegen der noch immer hohen Zölle nicht in die USA exportieren kann, im Euroraum zu verkaufen. Das höhere Angebot führt zu tendenziell sinkenden Preisen. Zudem ist der Ölpreis zuletzt massiv gefallen, weil die Unternehmen wegen der zollbedingt abkühlenden Konjunktur weniger Energie nachfragen und die OPEC-Staaten auf der Jagd nach Marktanteilen mehr Öl fördern. Und schließlich hat Trump mit seinen Zollplänen den Dollar geschwächt. Die entsprechende Euro-Aufwertung verbilligt Importe – und dämpft die Inflation zusätzlich. Kurzfristig dürfte die Inflation im Euroraum in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der EZB sinken. Mit ein wenig Glück könnte sie im Juli sogar darunter liegen.

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