Was sind Blue Chips?

16.02.2023 – Blue Chips gehören zu den umsatzstärksten Aktien der Welt. Was macht sie besonders und worauf sollten Sie unbedingt achten?

Blue Chips: Aktien, die Sie kennen sollten

Anlegern an der Börse ist es wichtig, dass Unternehmen Gewinne verzeichnen, Wachstumspotenzial aufweisen und eine regelmäßige Dividende auszahlen. Darüber hinaus berücksichtigen Anleger bei der Auswahl von Unternehmen aber auch das Handelsvolumen und die Beteiligung institutioneller Investoren. Sind diese Standardwerte über einen längeren Zeitraum gegeben, werden diese Unternehmen im Börsenjargon als Blue Chips bezeichnet.
Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Welche Unternehmen zählen zu den Blue Chips? Und was sind die Vor- und Nachteile von Blue-Chip-Aktien?

Unser Ratgeber verrät Ihnen alles, was Sie für den erfolgreichen Handel mit Blue Chips wissen müssen. Zudem erfahren Sie Nützliches über deren Entwicklung und Bewährtes zum Kauf, damit Sie die Chancen der Aktien voll ausschöpfen können.

Woher kommt der Begriff Blue Chip?

Wer sein Geld gerne mal im Spielcasino investiert, wird den Begriff kennen: Blue Chips bezeichnen die Jetons mit dem höchsten Wert. Daran angelehnt bezeichnen Blue Chips an der Börse umsatzstarke Aktien großer Unternehmen, die sich durch einen hohen Bekanntheitsgrad sowie eine hohe Marktkapitalisierung, also einen hohen Gesamtwert aller ausgegebenen Aktien, auszeichnen.

Welche Aktien umfasst der Begriff Blue Chips?

Jeder Anleger verbindet mit dem Ausdruck Blue Chips eine andere Definition, und da es sich um einen Spitznamen handelt, gibt es keine festgelegte Bedeutung.
Grob definiert entsprechen die herausragendsten Unternehmen der Welt – oft als Large Caps bezeichnet – den Blue Chips.
Die verschiedenen Sichtweisen auf die hochwertigen Standardwerte lassen sich in 5 Bereiche untergliedern:

Aktien eines Leitindex

Der Leitindex eines Landes beinhaltet seine größten und liquidesten börsennotierten Unternehmen. In Deutschland sind diese Unternehmen im DAX zusammengefasst: Der DAX umfasst Aktien der 40 im Hinblick auf Umsatz und Marktkapitalisierung größten Unternehmen des Landes. Die Marktkapitalisierung wird übrigens auch Börsenwert genannt.

Der Index der USA heißt Dow Jones Industrial Average, auch Dow-Jones-Index genannt, und bildet die entsprechenden 30 US-Unternehmen ab. Da die größten Konzerne der Welt in den USA zu Hause sind, enthält dieser Index weltbekannte Unternehmen. Angeführt wird die US-Liste der Blue-Chip-Aktien von Apple, Microsoft oder Visa.

Die Konzerne der verschiedenen Indizes sind in Größe und Umsatz nicht miteinander vergleichbar. Die enthaltenen Aktien zählen nur im Verhältnis zu den Unternehmen im eigenen Land zu den Blue Chips.

Blue Chips durch Bekanntheitsgrad

Aktien zählen zu den Blue Chips, wenn sich die Unternehmen seit Jahren in der Branche einen guten Namen in der Öffentlichkeit und bei Investoren gemacht haben, eine stabile Finanzlage vorweisen und sich über lange Zeit am Markt etabliert haben.

Die Höhe der Marktkapitalisierung

Die Marktkapitalisierung gibt den Wert aller Aktien eines Unternehmens an. Sie berechnet sich aus dem Aktienkurs und der Anzahl der handelbaren Aktien. Der Wert schwankt durch die Veränderungen im Kurs. Die Höhe der Marktkapitalisierung bestimmt meist, ob die Aktien in einen Index wie den Dow Jones oder den DAX aufgenommen werden und ob sie dort verbleiben dürfen.

Dient der Börsenwert als Kennzahl und einziges Merkmal für die Bestimmung von Blue Chips, legen Investoren je nach Region unterschiedliche Werte an. So ist in den USA grundsätzlich eine höhere Marktkapitalisierung notwendig, als in Deutschland, um ein Unternehmen als Blue Chip zu definieren.

Definition von Blue Chips über Charakteristika

Bestimmen sich Blue Chips über Eigenschaften, sollten sie in den folgenden Bereichen andere Aktien überflügeln:

  • lange Zeit am Markt
  • bekanntes Unternehmen, Branchenriese
  • wenig Schulden, hohes Eigenkapital, solide Bonität
  • verlässliche Zahlung der Dividende
  • ordentliche Performance und aussichtsreiche Wachstumsprognosen
  • stabil in Krisenzeiten

Für wen sind Blue Chips interessant?

Es gibt Spekulanten, die Blue Chips langweilig finden, da ihnen die Kurse von Blue-Chip-Aktien nicht beweglich genug sind. Die meisten Anleger schätzen jedoch die Stabilität und Verlässlichkeit der Blue Chips. Mittel- und langfristig orientierte Investoren unterlegen ihr Depot deshalb gerne mit diesen Aktien. Dadurch versuchen sie, ihr Risiko zu begrenzen und sorgen für eine gute Streuung.

Auch Anfänger finden mit diesen Aktien das richtige Werkzeug, um im Börsenhandel versierter zu werden. Mit Blue Chips setzen sie bei ihren Investitionen gezielt auf die stabile Dividende der Standardwerte und können darüber eine lohnende Rendite erzielen.

Tipp: In unserer Rubrik Anlageideen versorgen wir unsere Kunden unter anderem mit Informationen und Analysen zu den aussichtsreichsten Kandidaten von Blue Chips.

Vorteile vs. Nachteile von Blue Chips

Es gibt gute Gründe, in Blue Chips zu investieren. Allerdings gibt es auch Gründe, die gegen die Standardwerte sprechen. Hier eine Gegenüberstellung von Pro und Kontra:

Vorteile

  • Überschaubare Schwankungen beim Aktienkurs.
  • Die Unternehmen schütten regelmäßig eine Dividende aus.
  • Transparente Geschäftsentwicklung.
  • Stabiler finanzieller Hintergrund.
  • Häufig geringere Verluste bei Abschwüngen oder Rezessionen.
  • Bringen Stabilität ins Depot und überzeugen mit langfristiger Performance.
  • Durch kontinuierlich üppiges Handelsvolumen der Aktien sind Kauf und Verkauf jederzeit problemlos möglich.

Nachteile

  • Wenig Aussicht auf hohe Kursgewinne.
  • Der umfangreiche Verwaltungsapparat großer Unternehmen kann einen Großteil des Umsatzes verschlingen und so die Rendite mindern.
  • Abnehmende Innovationskraft.
  • Auch etablierte Giganten können ihre Stärke und Marktpräsenz einbüßen. Fällt die Marktkapitalisierung unter das erforderliche Niveau, können sie ihren Platz im Index verlieren.
  • Aufgrund der meistens langsamen Wertentwicklung keine attraktiven Aktien für reges Buy und Sell.

Standardwerte – wie sie sich entwickeln

Wenn Sie Kapital in Blue Chips anlegen, sollten Sie keinen Raketenstart bei der Rendite Ihrer Aktien erwarten. Doch die Standardwerte tragen Ihr Kapital mit mehr Beständigkeit durch das Auf und Ab der Börse. Außerdem schütten die Unternehmen regelmäßig eine Dividende aus, die trotz geringer Kursgewinne für eine attraktive Rendite sorgen kann.

Unternehmen, die im DAX oder Dow Jones gelistet sind, sind schwierigen wirtschaftlichen Zeiten meistens besser gewachsen. Blue Chips haben im Vergleich zu kleineren Unternehmen einen längeren Atem in Krisenzeiten, da sie ein stabileres finanzielles Polster aufweisen.

Blue Chips und ihre Dividende

Die Dividende ist eine Gewinnbeteiligung, die Unternehmen an ihre Aktionäre ausschütten. Doch nicht jede Aktiengesellschaft kann oder will sich das leisten. Für Standardwerte gehört es zum Prestige, vom Erwirtschafteten eine Dividende an die Anteilseigner abzugeben. Wie oft und in welcher Höhe Anleger die Dividende erhalten, hängt von der Höhe des Gewinns und der Gewinnverwendung ab.

Schüttet eine Aktiengesellschaft einen großen Teil des Gewinns in Form einer Dividende aus, beeinflusst dies auch den Aktienkurs, da dieses Kapital nicht in das Unternehmen zurückfließt und somit dessen Wert verringert. Folglich sorgt eine hohe Dividende für einen kleineren Kursanstieg und umgekehrt.

Wie Sie Blue Chips kaufen

Die Entscheidung, welche Standardwerte Sie in Ihrem Depot halten, sollten Sie trotz der risikoarmen Einstufung sorgfältig abwägen. Nicht jeder Wert entwickelt sich parallel zum Dow Jones oder DAX. Es gibt auch hier durchaus Gewinner und Verlierer.

Auswahl der Unternehmen

Um sich die derzeit erfolgreichsten Werte aus den Standardwerten herauszupicken, schauen Sie sich die gewünschten Unternehmen genau an und stellen Sie sich vor der Investition folgende Fragen:

Gehören die Aktien wirklich zu den Blue Chips und verfügen die Firmen über eine hohe Marktkapitalisierung?

Wie sehen die Finanzdaten der Unternehmen aus? Kann ich von einer positiven Entwicklung in den nächsten Monaten und Jahren ausgehen?

Notieren die Aktien in einem Index wie dem DAX oder dem Dow Jones, fragen Sie sich: Konnte der Standardwert in der Vergangenheit seinen Index schlagen und gehört damit zu den Gewinnern seiner Landesklasse?

Wie steht es um die Dividende? Sorgt das Unternehmen trotz geringer Kursgewinne mit einer regelmäßigen und hohen Dividende für eine attraktive Rendite?

Welche Branchen sollen in meinem Portfolio vertreten sein? Und gehört das ausgewählte Unternehmen dazu?

Zum Stichwort Streuung: Sind mit meiner Auswahl am Ende Blue Chips aus verschiedenen Regionen, Ländern und Kontinenten vertreten, damit ich möglichst an allen positiven Entwicklungen des Marktes teilnehmen kann?

Wie schätzen die Analysten meiner Bank die Zukunftsaussichten der von mir ausgesuchten Standardwerte ein?

ETF auf Standardwerte eines Index

Fehlt Ihnen die Zeit, sich intensiv mit einzelnen Aktien zu beschäftigen?
Dann kaufen Sie sich mithilfe von ETFs Anteile an Standardwerten eines ganzen Index. Die Exchange Traded Funds (ETFs) bilden den gesamten Index mit seiner Gewichtung nach. Da der Dow Jones bereits aus 30 Blue Chips besteht, besitzen Sie so Anteile an allen enthaltenen Aktien.

Mit ETFs legen Sie sich ganz bequem Blue Chips aus der ganzen Welt in Ihr Depot: Deutschland ist mit einem ETF auf den DAX vertreten, den Euroraum decken Sie beispielsweise mit einem ETF auf den EURO STOXX ab. Durch die Fonds haben Sie einen weiteren Vorteil, denn Aktien der Blue Chips sind oft sehr teuer. Mithilfe des ETF kaufen Sie Teile aller Aktien ein.

Gewichtung von DAX und Dow Jones

Indizes wie der Dow Jones oder der DAX werten nicht jedes Unternehmen gleich. Der Dow Jones ist preisgewichtet, was bedeutet, dass Aktien mit einem hohen Kurswert einen stärkeren Einfluss auf die Entwicklung des Dow Jones haben. Die Marktkapitalisierung spielt nur für die Aufnahme in den Index eine Rolle – nicht bei der Berechnung des Dow Jones.

Der DAX dagegen wertet seine 40 Unternehmen nach ihrer Marktkapitalisierung. Hier beeinflussen zwei Faktoren, welchen Anteil die Aktiengesellschaft am DAX hat: der Aktienkurs und die Aktienanzahl im freien Handel.

Wann ist der beste Zeitpunkt, um Blue-Chip-Aktien zu kaufen?

Standardwerte sind für langfristige Anleger immer eine gute Wahl! Da sich diese Aktien durch eine stabile Entwicklung auszeichnen, ist bei einer mehrjährigen Investition der Kaufzeitpunkt meist nicht entscheidend. Trotzdem können Sie einen lohnenden Moment für den Kauf finden:

  • Befinden sich die Märkte gerade in einem Abwärtstrend, sind auch Blue Chips günstiger zu haben und der Einstieg bei niedrigen Kursen kann sich lohnen.
  • Prüfen Sie vor einer Investition, ob das Unternehmen vielleicht neue Verträge abschließen konnte, besonders überzeugende Quartalszahlen vorgelegt hat oder ein neues Management die Fantasie der Börse anregt. Unsere Analysten gehen diesen und ähnlichen Informationen regelmäßig nach und bereiten sie für Sie auf.
  • Entscheiden Sie sich für einen Aktien-Sparplan!
    Sie kaufen regelmäßig für den gleichen Betrag, erwerben aber (bestimmt durch die Entwicklung an der Börse) unterschiedlich viele Anteile einer Aktie. Dadurch entsteht ein guter Durchschnittskaufpreis.

Da Sie Blue Chips an fast jeder Börse oder Handelsplattform traden können, benötigen Sie lediglich ein kostenloses Depot.

Fazit,
Lohnt es sich, in Blue-Chip-Aktien zu investieren?

Blue Chips zeichnen sich dadurch aus, dass Anleger sich relativ verlässlich auf die Ausschüttung einer Dividende freuen können. Sie überzeugen auch in Krisenzeiten durch hohe Stabilität. Dadurch können sie sich als Grundstock für ein Portfolio eignen und werden meist über einen langen Zeitraum gehalten. Man spricht hier auch von sogenannten Value-Aktien, bei denen der innere Wert eines Unternehmens höher ist als der Aktienkurs. Wer auf kurzfristige hohe Kursgewinne aus ist, wird vermutlich von den Standardwerten enttäuscht sein.

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