Call und Put – mit Optionen handeln

11.09.2023 – Mit Optionen können Anleger an der Börse auf steigende oder fallende Kurse setzen und so ihr Portfolio gegen Schwankungen absichern oder auf Gewinne spekulieren.

Ein älterer Mann sitzt auf der Couch mit einem Laptop auf dem Schoß

Mit Optionen können Anleger an der Börse auf steigende oder fallende Kurse setzen und so ihr Portfolio gegen Schwankungen absichern oder auf Gewinne spekulieren. Erfahren Sie hier, wie Optionen funktionieren und was der Unterschied zwischen Call- und Put-Optionen ist. Außerdem erklären wir Ihnen, wie Sie mit Optionen handeln, welche Anlagestrategien Sie damit umsetzen können und welche Chancen und Risiken es gibt.

Was ist eine Option?

Wenn Sie Aktien kaufen, erwarten Sie steigende Kurse. Mit Optionen haben Sie als Anleger die Möglichkeit, sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse zu setzen. Optionen gehören zu den Derivaten, da sich ihr Wert unter anderem von der Entwicklung eines Basiswerts ableitet (lateinisch „derivare“ = ableiten). Basiswerte von Optionen können z. B. Wertpapiere, wie Aktienoder Anleihen, Rohstoffe, Währungspaare oder Indizes sein. Je nachdem, ob Sie auf Kurssteigerungen oder Kursrücksetzer spekulieren, entwickelt sich der Wert Ihrer Option entweder parallel oder gegenläufig zum Basiswert.

Wie funktionieren Optionen an der Börse?

Optionen sind Termingeschäfte. Das bedeutet, sie werden nicht sofort abgewickelt, sondern beziehen sich stets auf einen Zeitraum oder Zeitpunkt in der Zukunft. Das unterscheidet Termingeschäfte mit Optionen von Kassageschäften, die in Deutschland spätestens zwei Handelstage nach Geschäftsabschluss erfüllt werden müssen.

Genauer gesagt handelt es sich bei einer Option um ein bedingtes Termingeschäft: Als Käufer erwerben Sie damit das Recht, einen Basiswert zu einem vereinbarten Termin und Preis zu kaufen oder zu verkaufen, sind aber nicht verpflichtet, tatsächlich von Ihrem Optionsrecht Gebrauch zu machen. Sie können sich auch dazu entscheiden, die Option glattzustellen oder verfallen zu lassen. Nur, wenn Sie die Verkäuferseite einnehmen, haben Sie die Pflicht, den zugrunde liegenden Basiswert zu liefern, aber auch lediglich dann, wenn die Käuferseite die Option ausübt.

Was sind Call- und Put-Optionen?

Bei Optionen unterscheidet man zwischen Call- und Put-Optionen.

Call-Option:

Eine Call-Option verbrieft das Recht, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Mit einer solchen Kaufoption spekulieren Sie also darauf, dass der Kurs des zugrunde liegenden Basiswerts – z. B. einer Aktie – steigt. Dafür zahlen Sie eine Prämie. Der Verkäufer (Stillhalter) verpflichtet sich im Gegenzug dazu, Ihnen die vereinbarte Menge zum festgelegten Preis zu liefern, sofern Sie von Ihrem Optionsrecht Gebrauch machen. Sie können Call-Optionen sowohl kaufen (long) als auch verkaufen (short).

Put-Option:

Mit einer Put-Option erwerben Sie das Recht, einen Basiswert zu einem festen Preis zu verkaufen. Von einer solchen Verkaufsoption profitieren Sie, wenn der Kurs des Basiswerts unter den Ausübungspreis sinkt. Auch mit Puts können Sie Long- und Short-Positionen eingehen.

Amerikanische versus europäische Optionen

Bei Optionen unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Ausübungsarten: der amerikanischen und der europäischen Variante.

Europäische Option:

Eine europäische Option können Sie als Käufer ausschließlich am Ende der Laufzeit, also am Verfallstag, ausüben. Eine vorzeitige Ausübung während der Laufzeit ist nicht möglich.

Amerikanische Option:

Eine amerikanische Option können Sie auch während der Laufzeit ausüben, das heißt, sobald Sie mit der Option die Gewinnschwelle überschritten haben. Für diese Flexibilität zahlen Sie jedoch in der Regel eine höhere Prämie als bei einer europäischen Option.

Was ist der Ausübungspreis bei Optionen?

Wenn Sie ein Optionsgeschäft eingehen, einigen Sie sich mit der Gegenpartei vorab auf den Preis, zu dem das Geschäft abgewickelt wird. Der Preis, den Sie bei Ausübung der Option zahlen müssen oder erhalten, nennt man den Ausübungspreis. Bei einer Call-Option entspricht der Ausübungspreis dem Kaufpreis des Basiswerts, bei einer Put-Option dessen Verkaufspreis. Der Ausübungspreis einer Option wird auch als „Basispreis“ oder „Strike“ bezeichnet.

Beispiel: Sie kaufen eine Call-Option für 100 Aktien eines beliebigen Unternehmens. Der Ausübungspreis liegt bei 105 Euro. Das heißt, wenn Sie von Ihrem Optionsrecht Gebrauch machen, zahlen Sie 105 Euro pro Aktie. Um mit Ihrer Option die Gewinnzone zu erreichen, muss der Kurs der Aktie am Ende der Laufzeit mindestens so hoch sein wie der Strike zuzüglich der Prämie, die Sie für die Option zahlen.

Wie kann man Call- und Put-Optionen handeln?

Optionen werden an speziellen Handelsplätzen gehandelt – sogenannten Terminbörsen. Zu den weltweit größten Terminbörsen gehören die deutsch-schweizerische European Exchange (Eurex) und die Chicago Mercantile Exchange (CME) in den USA. Daneben gibt es noch weitere Terminbörsen, an denen der Handel von Optionen und anderen Termingeschäften, z. B. Futures, möglich ist.

Um als Privatanleger Call- und Put-Optionen handeln zu können, benötigen Sie Zugang zu einer solchen Terminbörse. Sie müssen also zunächst ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder einem Broker eröffnen, die bzw. der den Optionshandel anbietet.

Wie kann man mit Call- und Put-Optionen Geld verdienen?

Um mit Optionen Geld zu verdienen oder Ihr Portfolio gegen Verluste abzusichern, stehen Ihnen verschiedene Anlagestrategien zur Verfügung, die Sie mit Call- und Put-Optionen umsetzen können.

Long Call

Ein Long Call ist der Kauf einer Kaufoption. Mit dieser Strategie erwerben Sie das Recht, einen Basiswert, z. B. eine Aktie, zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Mit einem Long Call haben Sie die Möglichkeit, an der positiven Entwicklung dieses Basiswerts zu partizipieren, ohne diesen selbst zu kaufen oder bereits in Ihrem Depot zu haben – denn wenn der Basiswert zulegt, erhöht sich auch der Wert Ihrer Call-Option. Übersteigt der Kurs der Aktie den Ausübungspreis Ihrer Option, können Sie die Aktie zu einem günstigeren Preis einkaufen. Wird der Strike nicht erreicht, verfällt die Option wertlos und Sie verlieren die gezahlte Prämie.

Ein Long Call hat immer eine Hebelwirkung. So entspricht der Optionskontrakt bei einer Aktienoption in der Regel 100 Aktien. Dieser Multiplikator wirkt sich auf die Anzahl der von Ihnen gehandelten Aktien aus.

Long Put

Ein Long Put bezeichnet den Kauf einer Verkaufsoption. Sie sichern sich also das Recht, den Basiswert zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Bei dieser Strategie des Optionshandels setzen Sie darauf, dass der Basiswert unter den Strike fällt. Je stärker der Basiswert sinkt, desto höher ist Ihr Gewinn. Verlust machen Sie mit dieser Strategie, wenn der Basiswert über den Ausübungspreis plus Prämie steigt.

Mit einem Long Put können Sie beispielsweise auch Kursgewinne in Ihrem Aktiendepot absichern. Dazu kaufen Sie eine Put-Option auf die Aktie, deren Position Sie absichern wollen, und wählen den Strike unter dem aktuellen Aktienkurs. Sinkt der Kurs unter den Strike, können Sie den Put im Gewinn ausüben und die Kursverluste der Aktie zumindest teilweise durch die Prämieneinnahmen ausgleichen. Im Idealfall steigt der Kurs Ihrer Aktie und der Long Put verfällt wertlos.

Short Call

Ein Short Call oder Covered Call meint den Verkauf einer Kaufoption auf einen Basiswert. Mit dieser Strategie setzen Sie auf gleichbleibende, leicht fallende oder leicht steigende Kurse. Angenommen, Sie halten eine Aktie in einem Depot, die Ihrer Erwartung nach in nächster Zeit stagnieren oder fallen wird. Mit einem Short Call verpflichten Sie sich, bis zum Verfallstag eine bestimmte Stückzahl dieser Aktie zu einem Kurs über dem aktuellen Marktpreis zu liefern. Dafür erhalten Sie vom Käufer der Call-Option eine Prämie.

Ihr Ziel bei dieser Strategie ist es, dass der Kurs Ihrer Aktie den Ausübungspreis nicht erreicht, denn dann verfällt die Option wertlos: Sie erhalten den maximalen Gewinn in Form der Prämie, ohne weitere Pflichten erfüllen zu müssen – in diesem Fall den Verkauf der Aktien. Das Risiko besteht darin, dass der Basiswert über den Strike steigt, was theoretisch unbegrenzt möglich ist.

Short Put

Ein Short Put ist der Verkauf einer Put-Option. Mit dieser Strategie verpflichten Sie sich, einen Basiswert, z. B. eine Aktie, zu einem bestimmten Kurs abzunehmen. Dafür erhalten Sie vom Käufer der Put-Option eine Prämie. Den Ausübungspreis wählen Sie in der Regel niedriger als den aktuellen Marktpreis, da Sie auf gleichbleibende, leicht fallende oder leicht steigende Kurse setzen.

Trifft Ihre Erwartung ein, behalten Sie die Optionsprämie. Diese stellt Ihren Gewinn dar. Fällt die Aktie, dann kaufen Sie die Aktie bei Ausübung der Option zu einem geringeren Preis ein. Mit der Short-Put-Strategie können Sie also einerseits Prämieneinnahmen generieren und andererseits den Einstandspreis beim Aktienkauf verringern, wenn der Kurs der veroptionierten Aktie unter den Strike sinkt.

Was sind die Vor- und Nachteile von Optionen?

Der Handel mit Call- und Put-Optionen ist komplex und birgt ein hohes Verlustrisiko. Bevor Sie in den Optionshandel einsteigen, sollten Sie sich deshalb ausführlich mit den Vor- und Nachteilen dieser Anlageklasse beschäftigen.

Vorteile von Optionen

  • Geringerer Kapitalbedarf: Mit einer Option erwerben Sie nicht den Basiswert selbst, sondern das Recht, diesen zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Daher ist der Kapitalaufwand für den Handel mit Optionen in der Regel deutlich geringer als bei der Direktanlage.
  • Hebeleffekt: Optionen haben einen Hebeleffekt – das heißt, dass Sie überproportional an der Wertentwicklung des Basiswerts partizipieren und so Ihre Renditechancen erhöhen.
  • Nur Rechte: Als Käufer einer Option erwerben Sie ausschließlich Rechte – Sie gehen keine Pflicht ein, die Option tatsächlich auszuüben.
  • Flexibilität: Mit Optionen können Sie vielfältige Anlagestrategien umsetzen, um Gewinne zu erzielen oder Ihr Portfolio gegen Schwankungen abzusichern.

Nachteile von Optionen

  • Bündelung des Basiswerts: Optionen werden in Kontrakten gehandelt, die stets eine bestimmte Menge des Basiswerts umfassen. So handeln Sie mit einer Aktienoption nicht nur eine Aktie, sondern in der Regel mindestens 100 Aktien.
  • Verlustrisiko: Der Hebeleffekt von Optionen multipliziert auch die Verlustrisiken, sodass im schlimmsten Fall der Totalverlust droht oder Sie sogar Kapital nachschießen müssen.
  • Zeitaufwand: Beim Optionshandel müssen Sie den Markt während der Laufzeit stets genau beobachten, um rechtzeitig auf Veränderungen des Basiswerts zu reagieren.
  • Komplexität: Der Handel mit Optionen ist hochkomplex und eignet sich deshalb vor allem für erfahrene, spekulativ ausgerichtete Anleger.

Sind Optionen risikoreich?

Optionen sind Derivate und fallen in die Kategorie mit dem zweithöchsten Anlagerisiko: die Risikoklasse 6. Der Handel mit Optionen eignet sich deshalb insbesondere für Anleger, die wachstumsorientiert und spekulativ eingestellt sind.

Aufgrund der hohen Verlustrisiken verlangt der Gesetzgeber für den Optionshandel die sogenannte „Börsentermingeschäftsfähigkeit“. Dazu müssen Sie gegenüber Ihrer Bank oder Ihrem Broker schriftlich erklären, dass Sie über die Risiken von Termingeschäften, wie Optionen, aufgeklärt worden sind.

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