Stillhaltergeschäft heißt Traden mit Optionen lernen

11.09.2023 – Was steckt hinter Stillhaltergeschäften? Hier erfahren Sie, welche Chancen und Risiken Sie bei Call- und Put-Optionen eingehen und wie die steuerliche Beurteilung von Gewinnen und Verlusten aussieht.

Eine junge Frau macht Notizen auf einem transparenten Whiteboard

Das Stillhaltergeschäft definiert

Ein Stillhaltergeschäft ist der Verkauf einer Wahlmöglichkeit, also einer Option. Der Stillhalter ist verpflichtet ein Wertpapier, den Basiswert, zu kaufen oder zu verkaufen, wenn der Käufer sein Optionsrecht ausübt.

Der Zeitpunkt der Wahrnehmung dieser Option entscheidet dann darüber, ob es sich um ein Stillhaltergeschäft europäischer Art („Option nur zum Laufzeitende“) oder amerikanischer Art („Option jederzeit“) handelt. Wir befassen uns zur Vereinfachung ausschließlich mit den Stillhaltergeschäften europäischer Art, auch wenn beide Optionsvarianten mittlerweile in Deutschland handelbar sind.

Woher kommt der Begriff Stillhalter?

Der Stillhalter heißt so, weil er so lange stillhalten muss, bis der Käufer seine Option ausgeübt hat. Er ist bei diesem Wertpapiergeschäft sozusagen zum Abwarten verdammt. Hat sich der Käufer dann am Laufzeitende zur Ausübung entschieden, so muss der Stillhalter seinem Optionsversprechen nachkommen.

Chancen und Risiken

Die folgenden Vor- und Nachteile erwarten Sie als Stillhalter bei einem Wertpapiergeschäft:

Chancen von Stillhaltergeschäften

  • Erhalt der Optionsprämie
  • Mit einer Call-Option profitieren Sie von Basiswertkursen, die seitwärts und abwärts laufen.
  • Mit einer Put-Option können Sie bei steigenden Basiswertkursen Gewinn einfahren.
  • Unter Umständen können Sie Ihre Option vor Fälligkeit mit Gewinn zurückkaufen.
  • Der Zeitwertverlust wirkt sich umso mehr zu Ihren Gunsten aus, je näher das Laufzeitende rückt.

Risiken von Stillhaltergeschäften

  • theoretisch unbegrenzte Verluste – insbesondere, wenn Sie bei einer Call-Option den stark gestiegenen Basiswert nicht besitzen und diesen nachkaufen müssen, um zu liefern
  • hohe Verluste – vor allem dann, wenn die Put-Option nach stark gefallenen Kursen zum teureren Ausübungspreis ausgeübt wird und Sie selbst den Basiswert zum teureren Preis ankaufen müssen

Die Call-Option:
Funktionsweise und Verlustpotenzial

Das Verlustrisiko als Stillhalter bei einer Call-Option ist zumindest theoretisch unbegrenzt. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Stillhalter den Vermögenswert („Basiswert“) nicht besitzt. Der Stillhalter muss dann den Vermögenswert selbst am Markt kaufen, wenn der Käufer seine Kaufoption ausübt. Ist dieser Basiswert exorbitant gestiegen, dann zahlt der Stillhalter einen extrem hohen Preis, der seine Optionsprämie bei Weitem übersteigt.

Der Käufer einer Call-Option trägt beim Stillhaltergeschäft hingegen ein deutlich geringeres Verlustrisiko als der Stillhalter. Seine Verluste können maximal die gezahlte Optionsprämie plus die Entgelte für das Wertpapiergeschäft betragen.

Beispiel einer Call-Option

(stark gestiegener Basiswert zum Laufzeitende)

Der Stillhalter besitzt keine Commerzbank-Aktien, verkauft aber am 01.06.2023 eine Call-Option auf die Commerzbank AG zu folgenden Konditionen:

  • Call-Option auf die Commerzbank AG am Geld
  • Aktienanzahl: 1000 Stück
  • aktueller Kurswert des Basiswerts: 10,00 Euro
  • Ausübungspreis (Strike): 10,00 Euro
  • Fälligkeit: 31.08.2023
  • Prämie: 900,00 Euro

Bei Fälligkeit liegt der Kurs der Commerzbank AG bei 15,00 Euro und der Käufer übt sein Kaufrecht aus. Er erhält die Aktien vom Stillhalter, der diese für insgesamt 15.000 Euro am Markt kaufen muss. Der Stillhalter macht einen Verlust von 14.100 Euro, wenn man die erhaltene Prämie abzieht und eventuelle Gebühren außer Acht lässt.

Die Put-Option:
Funktionsweise und Verlustpotenzial

Das Verlustrisiko als Stillhalter bei einer Put-Option ist hoch – besonders, wenn der Basiswert zum Laufzeitende deutlich an Wert verloren hat. Der Stillhalter muss dann den Vermögenswert vom Optionsnehmer zum festgelegten Ausübungspreis (Strike) kaufen, obwohl er ihn am Markt wesentlich günstiger kaufen könnte. Die Optionsprämie deckt in diesem Fall bei Weitem nicht die Verluste, die durch den teuren Ankauf entstanden sind.

Der Käufer einer Put-Option trägt beim Stillhaltergeschäft hingegen ein deutlich geringeres Verlustrisiko als der Stillhalter. Seine Verluste betragen maximal die gezahlte Optionsprämie plus die Entgelte für das Wertpapiergeschäft.

Beispiel einer Put-Option

(stark gesunkener Basiswert zum Laufzeitende)

Der Stillhalter verkauft am 01.06.2023 eine Put-Option auf die Commerzbank AG zu folgenden Konditionen:

  • Put-Option auf die Commerzbank AG
  • Aktienanzahl: 1000 Stück
  • aktueller Kurswert des Basiswerts: 10,00 Euro
  • Ausübungspreis (Strike): 10,00 Euro
  • Fälligkeit: 31.08.2023
  • Prämie: 900,00 Euro

Bei Fälligkeit liegt der Kurs der Commerzbank AG bei 5,00 Euro und der Käufer übt sein Verkaufsrecht aus. Er verkauft die Aktien für 10 Euro je Stück an den Stillhalter – für insgesamt 10.000 Euro. Der Stillhalter hat zwar 900 Euro als Prämie erhalten, muss die Commerzbank-Aktien dem Optionsnehmer allerdings teurer abkaufen. Der Stillhalter macht in diesem Fall also einen Verlust von 4.100 Euro, wenn man die erhaltene Prämie abzieht und eventuelle Gebühren außer Acht fallen lässt.

Marktbereiche mit Stillhaltergeschäften

Stillhaltergeschäfte finden Sie in unterschiedlichen Segmenten des Markts. Einige Beispiele:

  • Optionen auf Aktien
  • Optionen auf Rohstoffe
  • Optionen auf Devisen
  • Optionen auf Zinsen

Was sind Stillhalter-Signale?

Stillhalter-Signale können zum Beispiel Chart-Muster sein, welche dem Optionsverkäufer Hinweise darauf geben, ob seine Option ausgeübt werden könnte. Obwohl die Zuverlässigkeit dieser Hinweise als nicht besonders hoch eingestuft wird, haben sich einige Trader darauf spezialisiert:

  • hohe Optionsprämien: weisen darauf hin, dass der Käufer seine Option nicht ausüben könnte;
  • wenige offene Positionen: deuten darauf hin, dass der Käufer seine Option nicht ausüben könnte;
  • implizite Volatilität niedrig: weist darauf hin, dass der Käufer seine Option nicht ausüben könnte;
  • Volatilität gering: deutet darauf hin, dass der Basiswert in Zukunft steigen könnte (der Stillhalter sollte sich gegebenenfalls absichern).

Strategisch Optionen schreiben

So lassen sich die Optionsstrategie und die Dividendenstrategie gekonnt miteinander verbinden – zwei Beispiele:

  • Covered-Call-Strategie mit Dividendentitel
    Der Stillhalter verkauft eine Call-Option auf einen Basiswert, den er besitzt. Dafür streicht er eine Prämie ein. Zugleich kauft er Dividendentitel, die regelmäßig Dividenden auszahlen. Im Fall der Ausübung der Option bekommt der Stillhalter somit die Dividende plus den Ausübungspreis.
  • Cash-Secured-Put-Strategie mit Dividendentitel
    Der Stillhalter hat ausreichend Barmittel für den Kauf von Dividendenaktien – daher „Cash-Secured“. Er verkauft eine Put-Option auf diese Aktie zu einem (Strike-)Preis unterhalb des aktuellen Kurswerts. Er erhält dafür eine Optionsprämie. Fällt die Aktie zum Laufzeitende unter den Ausübungskurs, dann übt der Optionsnehmer seine Option aus. Der Stillhalter kauft den Dividendentitel vom Optionsnehmer. Er erhält also neben der Prämie noch seine gewünschten Dividendenaktien zu einem günstigen Preis.

Voraussetzung für den Optionen- und Futures-Handel

Sie sollten für den Optionen- und Futures-Handel vor allem viel Trading-Erfahrung sowie eine hohe Risikobereitschaft mitbringen. Neben diesen Voraussetzungen schreibt der Gesetzgeber für Termingeschäfte bzw. Finanztermingeschäfte eine sogenannte Finanztermingeschäftsfähigkeit vor. Um diese zu bekommen, müssen Sie von Ihrer Bank ausreichend über die Risiken von Termingeschäften bis hin zum Totalverlust informiert worden sein. Außerdem müssen Sie Ihrer Bank noch bestätigen, dass Sie die Risiken bei Finanztermingeschäften verstanden haben. Diese Punkte müssen Sie zur Kenntnis nehmen:

  • Gefahr des Totalverlusts;
  • keine spekulativen Käufe auf Kredit;
  • Verluste dürfen nicht zur Gefährdung der eigenen Existenz führen.

Lieber Optionen oder Futures?

Neben den oben bereits beschriebenen Optionen können für manche Anleger auch Futures interessant sein. Während der Käufer einer Option das Recht hat ein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen, ist man bei Futures zum Kauf oder Verkauf verpflichtet.

Die Wahl zwischen Optionen und Futures hängt von Ihren ganz persönlichen Vorlieben und Zielen ab. Beurteilen Sie selbst, welches Termingeschäft sich für Sie für welchen Zweck eignet:

Optionen

Vorteile für den Optionskäufer:

  • Flexibler als Futures: Als Käufer sind Sie nicht zur Ausübung Ihrer Option gezwungen.
  • Risiko ist begrenzt: Sie können maximal Ihre gezahlte Prämie plus Transaktionskosten verlieren.
  • Verschiedene Kategorien von Basiswerten: Aktien, Rohstoffe, Währungen, Indizes etc.


Nachteile für den Optionskäufer:

  • begrenzte Gewinnchancen
  • komplexes Produkt

Futures

Vorteile für den Futureskäufer:

  • hohe Gewinne dank des Hebels möglich
  • theoretisch unbegrenzte Gewinnchance
  • weniger komplex als Optionen


Nachteile für den Futureskäufer:

  • Höheres Verlustrisiko als bei Optionen: Sie verpflichten sich zum Kauf oder Verkauf des Basiswerts.
  • Futures sind durch die Verpflichtung zum Kauf oder Verkauf des Vermögenswerts weniger flexibel als Optionen.

Achtung: Besonderheit „Overnight Margin“

Halten Sie Ihre Position bei Termingeschäften über das Wochenende oder über Nacht, so fordert Ihre Bank eine sogenannte „Overnight Margin“ von Ihnen. Diese ist eine Sicherheitsleistung, die garantieren soll, dass Sie mögliche Verluste decken können.

Newsletter

Nie mehr etwas verpassen – bleiben Sie immer up-to-date zu Finanz- und alltäglichen Themen. Es erwarten Sie spannende Artikel, Tipps und Infos im InfoPoint, dem Newsletter der Commerzbank.