Alles über Short-Positionen

12.09.2023 –Short-Positionen sind für Sie ein Buch mit sieben Siegeln? Nun, das wollen wir ändern. Sie erfahren hier alles Wissenswerte über das Spekulieren auf sinkende Kurse.

Ein Mann sitzt fröhlich zuhause am Laptop

Wir nehmen mögliche Trading-Strategien und auch den Einfluss von Short-Positionen auf den Markt unter die Lupe. Lernen Sie unterschiedliche Trading-Produkte sowie deren Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Risiken kennen. Begleiten Sie uns außerdem auf unserem kleinen Abstecher zum weltgrößten Devisenmarkt.

Was ist eine Short-Position?

Eigentlich ist das Short-Gehen eine komplexe Materie, aber machen wir es für den Anfang ganz einfach: Mit einer Short-Position spekulieren Sie auf fallende Kurse. Das war es schon. Mehr steckt nicht hinter dem sogenannten „Shorten“, wie es die Fachleute auch nennen.

Verschiedene Strategien beim Short-Gehen

Die Trading-Strategien hinter einer Short-Position sind vielfältig. So kann man mit einer solchen Position beispielsweise das eigene Depot absichern, Anlagerisiken streuen oder auch einfach nur Gewinne erzielen.

Ausgefallener ist hingegen eine Long-Short-Strategie. Mit dieser ausgeklügelten Handelsstrategie spekulieren Sie zeitgleich auf steigende und auf fallende Kurse. Solch ein Strategie-Mix ergibt in einigen speziellen Fällen durchaus Sinn – beispielsweise dann, wenn die Long-Position bei steigenden Notierungen wächst und der Short-Anteil bei fallenden Kursen die Verluste der Long-Position annähernd ausgleicht.

Konträrer geht es nicht: short und long

Die Mehrzahl der Anleger setzt an der Börse auf steigende Kurse. Mit diesen Investments gehen sie im Fachjargon „long“. Spekulieren die Investoren hingegen auf fallende Kurse, dann bezeichnet man dies als Short-Gehen. So gegensätzlich beide Positionen sind, sie lassen sich sogar, wie oben bereits erläutert, kombinieren. Ein Depot mit einer Long-Short-Anlagestrategie wird auch Long-Short-Portfolio genannt.

Mit welchen Trading-Produkten kann man short gehen?

Es gibt je nach Handelsstrategie und Risikobereitschaft unterschiedliche Möglichkeiten, eine Short-Position einzugehen:

  • Leerverkauf von Aktien
  • Short-Hebelzertifikate – auch Bear-Zertifikate genannt
  • Short-Faktor-Zertifikate mit täglich konstantem Hebel
  • Put -Optionsscheine
  • Short -ETFs
  • Put-Optionen
  • Put-Futures
  • Short-CFDs (Contracts for Difference)

Das Shorten von Aktien ist auch ohne CFD-Konto möglich: nämlich mit Hebelzertifikaten und den klassischen Optionsscheinen. Spekulieren lässt sich im Allgemeinen auf fallende Kurse bei Einzelaktien, deutschen Indizes, internationalen Indizes, Währungen (auch Kryptowährungen), Zinsen und Rohstoffen.

Leerverkauf von Aktien

Als Leerverkauf wird ein Wertpapiergeschäft bezeichnet, bei dem ein Spekulant mit Aktien handelt, die ihm nicht gehören. Folgendermaßen funktioniert der Leerverkauf von Aktien:

  • Ein Spekulant leiht sich für eine verabredete Zeit Aktien von einem Aktienverleiher
  • Für die Leihgabe zahlt der Spekulant zum Ausgleich eine Prämie an den Aktienverleiher
  • Der Spekulant kann nun während der Leihfrist die geliehenen Aktien verkaufen, als würden ihm diese gehören
  • Am Ende der Leihperiode muss der Spekulant die Aktien wieder an den Aktienverleiher zurückgeben.

Welchen Einfluss haben Leerverkäufe auf den Markt?

Ein kontrovers diskutiertes Thema: In der Meinung der Öffentlichkeit dienen Leerverkäufe häufig der Manipulation der Finanzmärkte durch Hedgefonds. Unstrittig ist wohl, dass eine große Zahl von Leerverkäufen zumindest kurzfristig die leer verkaufte Aktie nach unten bewegt. Sogar ganze Branchen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Legen Leerverkäufe die Schieflage einer Aktiengesellschaft offen, dann halten die Kursrückgänge so lange an, bis sich die Situation geklärt hat. Wird das Unternehmen hingegen als solide eingestuft, so werden die Kursrückgänge durch Leerverkäufe im Allgemeinen nach kurzer Zeit durch die Nachfrage aufgeholt.

Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Risiken

Leerverkäufe eignen sich unter anderem für einfache Spekulationen auf Gewinne oder die Absicherung eines Depots. Außerdem dienen sie beispielsweise zur Risikostreuung eines Portfolios oder zur kurzfristigen Erhöhung der Liquidität.

Leerverkäufe sind seit dem Jahr 2020 ab 0,2% des Aktienkapitals meldepflichtig. In besonderen Marktsituationen kann diese Art des Shortens vorübergehend eingeschränkt werden.

Chance für Leerverkäufer

  • kurzfristige Gewinne bei sinkenden Aktienkursen möglich

Risiken für Leerverkäufer

  • unbegrenzte Verluste möglich, falls die Spekulation auf fallende Notierungen während der Leihfrist nicht aufgeht
  • regulatorische Einschränkungen beim Handel
  • Insolvenz des Aktienverleihers
  • möglicher Imageschaden durch den Leerverkauf von Aktien

Short-Hebelzertifikate

Mit Hebelzertifikaten können Sie short gehen, wenn Sie davon überzeugt sind, dass der Kurs Ihres Basiswerts auf Talfahrt gehen wird. Dabei muss der Basiswert nicht unbedingt eine Aktie sein. Auch Investitionen in Basiswerte wie Devisen, Branchen, Indizes und andere Instrumente werden angeboten.

Chance

  • größere Gewinne dank des Hebels möglich

Risiken

  • erhebliches Risiko, deutliche Verluste wegen des Hebeleffekts zu machen
  • Zeitwertverlust des Hebelzertifikats
  • Risiko der Insolvenz des Zertifikate-Emittenten
  • Liquiditätsrisiko beim Verkauf des Hebelzertifikats
  • Markt- oder Branchenrisiken des Basiswerts

Short-Faktor-Zertifikate

Das Short-Zertifikat eignet sich für sehr kurzfristige Investoren, die börsentäglich mit einem gleichbleibenden Hebel auf sinkende Kurse setzen möchten. Der Hebel wird jeden Börsentag angepasst. Haltedauer des Zertifikats : nicht länger als ein Tag bis maximal wenige Tage.

Chance

  • kurzfristige überproportionale Beteiligung an den Gewinnen des Basiswerts dank des Hebels

Risiken

  • Verluste bei längerer Seitwärtsbewegung des Basiswerts oder längerem Halten der Short-Position – bedingt durch die Konstruktion des Zertifikats
  • hohe Verluste bei steigenden Kursen durch den Hebel
  • großer Zeitwertverlust
  • in der Regel hohe Spread-Kosten
  • komplexes Finanzprodukt, bei dem man die Kursentwicklung schwer abschätzen kann
  • Risiko der Insolvenz des Faktor-Zertifikate-Emittenten

Put-Optionsscheine

Sie möchten Ihre Aktien im Depot gegen Wertverluste absichern? Oder Sie wollen mit einem Hebel auf Gewinne bei fallenden Kursen setzen? Für diesen Zweck bieten sich Put-Optionsscheinen an. Übliche Haltedauer: wenige Tage bis einige Monate – je nach Verwendungszweck und Ausgestaltung des Produkts.

Chancen

  • hohes Gewinnpotenzial bei fallendem Basiswertkurs dank des Hebels
  • flexible Gestaltung Ihrer Anlagestrategie möglich

Risiken

  • Verluste bei fallendem Kurs des Basiswerts
  • Zeitwertverlust
  • eingepreiste Volatilität kann stark ansteigen und zu einer deutlichen Wertminderung führen
  • Liquiditätsrisiko kann einen schnellen Verkauf verzögern und sich auf den Preis auswirken
  • Komplexität der Produktkonstruktion erschwert das Einschätzen der Preisentwicklung des Optionsscheins

Short-ETFs

Short-ETFs richten sich an kurzfristig orientierte Anleger, die von einem unmittelbar bevorstehenden Kursrückgang eines Basiswerts ausgehen. Auch für Investoren, die ihre Aktien oder andere Wertpapiere gegen Verluste absichern oder das Risiko in ihrem Depot streuen wollen, können Short-ETFs sinnvoll sein. Übliche Haltedauer je nach Einsatzzweck: einige Tage bis wenige Wochen.

Chance

  • Gewinnchance mit Hebel bei sinkenden Kursen des Basiswerts

Risiken

  • überproportionales Verlustrisiko durch den Hebeleffekt
  • Risiko eines Anstiegs der eingepreisten Volatilität kann den Optionsschein-Preis deutlich mindern
  • Tracking-Fehler beim Abbilden des Markts
  • hohe Kosten verringern die Gewinnchancen von Short-ETFs
  • Liquiditätsrisiko beim Verkauf des Zertifikats

Put-Optionen

Als Käufer einer Put-Option haben Sie das Recht, einen Basiswert in einer festgelegten Laufzeit zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Der Optionsverkäufer (der Stillhalter) hingegen verpflichtet sich zur Auslieferung des Basiswerts bzw. zur Zahlung des Differenzbetrags. Dafür erhält der Stillhalter eine Prämie.
Auch Put-Optionen können zur Depotabsicherung oder zur Spekulation auf sinkende Notierungen des Basiswerts genutzt werden. Put-Optionen eignen sich vor allem für Investoren, die von einem sehr kurzfristigen Rückgang des Basiswertkurses ausgehen. Sie haben eine begrenzte Laufzeit. Je nach Anlagestrategie und Risikobereitschaft ist die übliche Haltedauer sehr unterschiedlich: von wenigen Tagen bis hin zu einigen Monaten.

Chance

  • überproportionale Gewinne bei fallenden Notierungen des Basiswerts dank des Hebeleffekts

Risiken

  • Verluste bei steigenden Basiswertkursen
  • Verluste mit zunehmender Haltezeit des Zertifikats (Zeitwertverlust)
  • Preisänderung der Option durch Volatilitätsänderungen
  • Risiko der Insolvenz des Emittenten
  • Handelsrisiko bei ungenügender Marktliquidität oder dem Aussetzen des Handels

Put-Futures

In der Funktionsweise ähnelt der Future der Option, aber Futures setzen die Lieferung des Basiswerts zum festgelegten Preis am Laufzeitende voraus.

Mit Put-Futures lässt sich eine Short-Position sowohl zur Absicherung als auch zum Spekulieren oder zum Diversifizieren Ihres Depots eingehen. Nutzen Sie das Wertpapier zur Absicherung oder zur Risikostreuung, dann können Sie den Put-Future so lange halten, bis er seinen Zweck erfüllt hat. Die Haltedauer beim Spekulieren hängt von Ihrer Handelsstrategie ab: also kurzfristig bis langfristig.

Chance

  • hohe Gewinnchancen bei sinkenden Kursen des Basiswerts durch den Hebeleffekt des Futures

Risiken

  • überproportionale Verluste bei steigenden Basiswertkursen durch den Hebel
  • Volatilitäts- und Liquiditätsrisiko
  • Risiko, dass die Gegenpartei ihre Verpflichtungen nicht wahrnimmt

Short-CFDs

Spekulieren Sie mit Short-CFDs auf Gewinne bei sinkenden Notierungen der Basiswerte – oder sichern Sie Aktien und andere Wertpapiere gegen Verluste ab. Die Haltedauer bei kurzfristig orientierten Spekulanten beträgt meist wenige Tage. Setzen Sie hingegen auf langfristige, fundamentale Trends, dann weitet sich die Haltezeit aus. CFDs haben im Gegensatz zu Optionen und Futures keinen festen Verfallstermin.

Chancen

  • Sie profitieren von fallenden Kursen des Basiswerts
  • geringerer Kapitaleinsatz als bei einem direkten Investment in den Basiswert

Risiken

  • Verluste in Höhe Ihrer gesamten Guthaben auf Ihrem CFD-Konto möglich
  • Handelsstörungen bei außergewöhnlichen Marktlagen
  • Risiko, dass der Broker insolvent werden könnte
  • Marktvolatilität und Liquiditätsrisiko
  • Risiko eines Margin-Calls mit Nachschusspflicht oder dem Schließen Ihrer Position
  • Risiko unzureichender Bonität Ihres Handelspartners

Kosten bei CFD & Future Short-Positionen

Die Kosten setzen sich aus dem Spread bei Positionseröffnung und eventuell einer Kommission sowie den Finanzierungskosten zusammen.

Devisenhandel am FX-Trading-Markt

Über die Forex (Foreign Exchange) werden Devisenpaare, wie Euro zu US-Dollar, getradet. Dabei können Sie auch short gehen und bei fallenden Kursen Ihrer Devisenpaarung Gewinne einfahren. Das Risiko einer Short-Position an der Forex ist der Totalverlust Ihres Anlagekapitals. Auch für erfahrene Anleger ist der Handel risikoreich.

Short-Position contra Long-Position

Investoren einer Short-Position setzen kurzfristig auf sinkende Kurse eines Basiswerts. Falls Sie eine Short-Position halten, dann sollten Sie für sich bei einer spekulativen Handelsstrategie zur Absicherung einen Stop-Kurs setzen. Bleiben Sie bei Ihrer negativen Markteinschätzung, so behalten Sie die Short-Position bei. Setzen Sie hingegen auf steigende Kurse, so gehen Sie eine Long-Position ein. Eine Long-Position zu haben, bedeutet, sich einen Stop-Kurs für fallende Notierungen des Basiswerts zu überlegen. Das Risikoprofil der beiden gegensätzlichen Handelsansätze:

  • Risiko bei Long-Positionen: Kursverluste bei fallenden Basiswertkursen
  • Risiko bei Short-Positionen: Kursverluste bei steigenden Basiswertkursen

Auf fallende Kurse setzen

Es gibt eine Vielzahl von Strategien und Produkten, um auf fallende Kurse zu setzen. Generell ist das Short-Gehen jedoch nur etwas für sehr erfahrene Anleger. Sollten Sie auf den Geschmack gekommen sein und noch kein Depot haben, dann packen Sie den Börsenstier gleich bei den Hörnern:

Newsletter

Nie mehr etwas verpassen – bleiben Sie immer up-to-date zu Finanz- und alltäglichen Themen. Es erwarten Sie spannende Artikel, Tipps und Infos im InfoPoint, dem Newsletter der Commerzbank.