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09. Mai 2014

Commerzbank „Branchenbericht Autozulieferer“: Konjunktur und strukturelle Veränderungen geben Rückenwind

  • China und Emerging Markets weiterhin Wachstumstreiber
  • Forschung und Entwicklung für Zulieferer immer wichtiger

Die globale Automobilproduktion wird im Jahr 2014 einen neuen Höhepunkt erreichen. Dabei ge­winnen Premiumfahrzeuge und SUV stark an Bedeutung. „Eine Entwicklung, die vor allem den deutschen Zulieferern neue Wachstumspotenziale bietet“, so Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand Großkunden der Commerzbank, anlässlich der Vorstellung des diesjährigen „Branchenberichts Autozulieferer“ in München. „Keine andere Nation als Deutschland ist derzeit in der Lage, die insbesondere von den Premiumherstellern geforderte Qualität und Innovation zu liefern.“

Damit das so bleibt, müssen die Zulieferer immer stärker selbst in Forschung und Entwicklung inves­tieren. Gerade die Anforderungen an Gewichts- und CO2-Reduktion bietet den deutschen Zuliefer­unternehmen die Chance, sich weltweit als Problemlöser zu positionieren. Entscheidend wird sein, den Wettbewerbsvorsprung gegenüber ausländischen Unternehmen durch technisch überlegene Produkteigenschaften zu halten oder auszubauen. „Nur wer über ausreichend finanzielle Ressourcen und Humankapital verfügt, wird langfristig im Wettbewerb bestehen können“, kommentierte Olaf Labitzke, Research-Analyst der Commerzbank, die Entwicklung. 

Insgesamt fällt der Bericht unter der Leitfrage „Sind deutsche Autozulieferer für die Zukunft gerüstet?“ sehr positiv aus. Die beiden Autoren Olaf Labitzke und Thomas Gronemeier bescheinigen der deutschen Autozuliefererindustrie, grundsätzlich gut gerüstet zu sein und weitere Anteile am Weltmarkt gewinnen zu können. Ein Grund für das positive Urteil liegt vor allem in der strategischen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Sourcing (Produkt- und Materialbeschaffung), lokale Produktion und technologisches Know-how. Hier sind die Zulieferer bereits in der Umsetzungs-, zumindest aber in der Planungsphase. Die Zulieferer müssen sich in den nächsten Jahren vor allem zwei herausfordernden Trends stellen.

Trend 1: Aufbau der Kfz-Produktion in den Emerging Markets

Das zukünftige Wachstum wird zum größten Teil in den Emerging Markets stattfinden. Bis 2020 sind das 78 % der dann jährlich zusätzlichen ca. 27 Millionen Pkw. Hierfür werden 80 neue Werke benötigt. Dann entfallen rund 42 % der weltweiten Verkäufe auf China und die ASEAN-Länder. Eine wesentliche Ursache für die gestiegene Nachfrage ist das Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum dieser Länder. Der Aufbau von neuen Produktionsstätten ist die Folge. Neben Transportkosten, einem immer noch niedrigeren Lohnniveau und Währungsaspekten spielt der Wunsch der jeweiligen Regierung, die Produktion vor Ort und den Technologietransfer zu fördern, eine große Rolle. Dies wird von protektionistischen Maßnahmen begleitet. Damit wird auch die Bedeutung des lokalen Sourcings zunehmen. Das wiederum bedeutet eine besondere Herausforderung für mittelgroße und kleinere Zulieferer. „Allenfalls für die nächsten zwei Jahre erwarten wir einen gewissen Spielraum, weil es für die Hersteller und Tier-1-Zulieferer mangels vorhandener Qualitäten noch schwer ist, die zunehmende Nachfrage ausschließlich lokal zu decken. Mittelfristig wird aber die lokale Sourcing-Quote, also die Material- und Produktbeschaffung, von bisher 50 % auf bis zu 90 % ansteigen“, so Gronemeier. Dabei würde besonders bei technologisch anspruchsvollen Produkten wie Antriebsstrang und Fahrwerk vorerst stark auf die lokalen Töchter der traditionellen Zulieferer zurückgegriffen.

Trend 2: technologischer Wandel durch steigende CO2-Anforderungen

Der zweite große Trend – der „technologische Wandel“ – treibt durch global sukzessive schärfere gesetzliche Vorgaben die CO2-Reduktion. Unabhängig vom Anstieg der Kraftstoffpreise in den nächs­ten Jahren werden Effizienzsteigerungen auf der automobilen Agenda ganz oben stehen. Das EU-Ziel 2021 von im Durchschnitt 95 g pro km für neu zugelassene Pkw bewirkt eine Verschärfung der Dyna­mik, weil weitere Einsparungen technologisch immer schwieriger werden. Die großen Automobilnationen werden sukzessive folgen, auch China. „Die weitere Ungewissheit, welche Antriebstechnologie künftig führend sein wird, hat hohe Entwicklungskosten beziehungsweise Investitionsbedarf bei Herstellern und Zulieferern zur Folge“, erläutert Analyst Labitzke. Der Verbraucher entscheidet nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis und ist nicht bereit, für bessere CO2-Werte höhere Preise zu zahlen, allenfalls für geringeren Kraftstoffverbrauch. Leichtbau und damit Gewichtseinsparung durch den vermehrten Einsatz alternativer beziehungsweise neuer Werkstoffe spielen bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes in Bezug auf alle Segmente und Bauteile eine große Rolle (ca. 3,5 g CO2 pro 100 kg Gewicht). Die hybride Bauweise, eine Kombination aus verschiedenen Werkstoffen wie Stahl, Aluminium, Kunststoffe, Glasfaser oder Karbon, verbreitet sich. Hoch- beziehungsweise höchstfeste Stähle können mit geringeren Dicken verbaut werden und ersetzen den normalen Stahl, wo immer es sinnvoll ist. Commerzbank-Analyst Gronemeier führt aus: „Eine neue Generation von Komponenten sollte mindestens etwa 10 bis 15 % weniger wiegen oder weitere Funktionen übernehmen können – möglichst zu gleichen Preisen.“ Für den umfangreichen Einsatz des teuren Werkstoffes Karbon im Volumensegment sind weitere Kostenreduktionen erforderlich. Die deutschen Zulieferer haben bei beiden Trends – ähnlich wie bei der Elektrifizierung des Antriebsstranges und der Vernetzung des Autos über das Internet – aufgrund ihrer Positionierung und großen Kompetenz die Chance auf die Erschließung neuer, lukrativer Geschäftsfelder. Darüber hinaus wirken zwei Faktoren positiv auf die Unternehmen:

a) Branche profitiert vom freundlichen konjunkturellen Umfeld

Nachdem die Dauerrezession im Euroraum 2013 zu Ende ging, wird in diesem Jahr ein verhaltener Aufschwung zu beobachten sein. Noch positivere Signale kommen aus den anderen Regionen der Welt. In China wird die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings etwas nachlassen. Insgesamt rechnet die Commerzbank 2014 für die Welt mit einem wirtschaftlichen Wachstum von 3,6 %. Dazu Research-Analyst Labitzke: „Für die Zulieferbranche bedeutet dies gute ökonomische Rahmenbedingungen, nachdem die erste Hälfte 2013 noch von Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung geprägt war. Jetzt ziehen die Auftragseingänge wieder an. Ich erwarte daher für 2014 in Deutschland eine moderate Steigerung der Produktion von über 2 %, weltweit etwa 6 %.“

b) Weltweit wird die Nachfrage nach Ersatzteilen steigen

Insbesondere Zulieferer für Verschleißteile können in den kommenden Jahren von überdurchschnitt­lichen Wachstumsraten ausgehen. Die erhöhte Nachfrage basiert sowohl auf dem relativ hohen Alter der Fahrzeugbestände in Nordamerika (elf Jahre) und Europa (neun Jahre) als auch auf dem rasanten Wachstum des Neuwagengeschäfts in den Emerging Markets. Insbesondere in China erhöhte sich der Bestand an Pkw in den vergangenen sechs Jahren um rund 70 Millionen, somit wird der Bedarf an Ersatzteilen stark ansteigen. Sofern sich die Zulieferer bei Originalteilen ihre Marktanteile sichern können, dürften sie von den höheren Margen und größerem Volumen profitieren. Generell dürften die Zulieferer auch vom weiteren Outsourcing der OEM (Hersteller) profitieren. Als Folge werden die An­teile der Zulieferer an der Wertschöpfung weiter steigen. Während zu Henry Fords Zeiten und seinem berühmten Modell „Tin Lizzy“ im Jahr 1908 noch nahezu alle Bauteile des Pkw vom Hersteller selbst hergestellt wurden, beträgt der Anteil der OEM heute im Durchschnitt nur noch 30 %. Auf Zulieferer entfallen 70 %. 

Kunden- und Produktportfolio mehr diversifizieren

Trotz der positiven Rahmenbedingungen für die deutschen Zulieferer wird eine regelmäßige Überprüfung der Produktpalette sowie der Kundenstruktur aufgrund der Veränderungen der Branche immer wichtiger. Bei über 4,4 Millionen ausgeführten Fahrzeugen im Jahr 2013 hängt das Wohl und Wehe der Zulieferunternehmen in Deutschland auch vom wirtschaftlichen Erfolg der OEM ab. Daher kommt der Struktur der Kunden beziehungsweise deren Positionierung in gesättigten Märkten und den Emerging Markets eine entscheidende Rolle zu. Um dieses Abhängigkeitsrisiko der Zulieferer von teilweise nur ein oder zwei OEM-Kunden zu minimieren, rät Branchenanalyst Gronemeier von der Commerzbank: „Eine Diversifikation des Geschäfts ist ein klarer Vorteil. Dafür sollten Zulieferer ihr Geschäftsmodell möglichst auf eine breite Kundenbasis stellen.“ Von Vorteil sind Kunden auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichen Segmenten wie Premium-Pkw, Lkw und SUV.

 

Pressekontakt
Renate Christ                Telefon: 089 3564-2721
Martin Halusa               Telefon: 069 136-85331

 

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Über den „Branchenbericht Autozulieferer“
Der „Branchenbericht Autozulieferer“ wurde innerhalb der Commerzbank für Firmenkundenbetreuer und instituti­onelle Kunden im März 2014 erstellt. Die beiden Autoren sind Mitarbeiter der Commerzbank AG. Für den struktu­rellen und konjunkturellen Teil ist Dr. Olaf Labitzke, Research-Analyst in Group Risk Controlling, verantwortlich. Die künftigen Trends sowie Erfolgs- und Risikofaktoren erläutert Thomas Gronemeier, Corporate Sector Analyst, in Group Credit Risk Management. Den vollständigen Branchenbericht können Sie bei der Pressestelle der Commerzbank Mittelstandsbank kostenlos anfordern oder sich im Internet herunterladen unter: https://www.firmenkunden.commerzbank.de/files/sector_reports/branchenbericht_autozulieferer_2014.pdf

 

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Über die Commerzbank 
Die Commerzbank ist eine führende Bank in Deutschland und Polen. Auch weltweit steht sie ihren Kunden als Partner der Wirtschaft in allen Märkten zur Seite. Mit den Geschäftsbereichen Privatkunden, Mittelstandsbank, Corporates & Markets und Central & Eastern Europe bietet sie ihren Privat- und Firmenkunden sowie institutio­nellen Investoren die Bank- und Kapitalmarktdienstleistungen an, die sie brauchen. Die Commerzbank verfügt mit rund 1.200 Filialen über eines der dichtesten Filialnetze der deutschen Privatbanken und ist auf dem Weg zu einer modernen Multikanalbank. Sie betreut insgesamt rund 15 Millionen Privat- sowie 1 Million Geschäfts- und Firmenkunden. Im Jahr 2013 erwirtschaftete sie mit durchschnittlich rund 54.000 Mitarbeitern Bruttoerträge von mehr als 9 Milliarden Euro.

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