Die Folgen der verschärften CO2-Bepreisung
Die Bepreisung von CO2-Emissionen belastet die deutsche Wirtschaft.
Dr. Vincent Stamer
Commerzbank Economic Research
21.11.2025
Wir geben einen Überblick über jüngste Entwicklungen bei den zwei EU-Emissionshandelssystemen (ETS 1 und 2) und dem Europäischen CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM). Während der Grenzausgleich und die Verknappung der kostenlosen Zertifikate in der Industrie die deutsche Wirtschaft weiter belasten dürfte, ist Deutschland für den Emissionshandel im Verkehr und Gebäudesektor gut vorbereitet.
Weitere Belastungen für deutsche Unternehmen
In den nächsten Jahren kommen auf die deutsche Wirtschaft weitere Belastungen durch die CO2-Bepreisung zu:
- Verschärfung des bestehenden Emissionshandelssystems (ETS 1): Derzeit verteilen die Länder im Rahmen des ETS 1, das mittlerweile den Energiesektor, die Industrie und den Flug- und Seeverkehr innerhalb der EU umfasst, etwa 40% der Zertifikate kostenlos. Der Rest der Zertifikate wird auf einer Börse versteigert. Ab dem kommenden Jahr wird nicht nur die Gesamtmenge der zur Verfügung stehenden Zertifikate weiter jährlich um 4,3% (ab dem Jahr 2028 um 4,4%) reduziert, sondern in vielen erfassten Industriesektoren wird zusätzlich der Anteil der kostenlos zugeteilten Zertifikate fallen. Das dürfte dazu führen, dass der Börsenkurs der Zertifikate in Zukunft steigt.
- "Definitive Phase" des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM): Schon seit zwei Jahren müssen EU-Firmen beim Import von Eisen, Stahl, Zement, Aluminium, Düngemitteln, Strom und Wasserstoff aus dem EU-Ausland erfassen, wieviel CO2 bei der Erzeugung dieser Produkte anfiel. Ab dem kommenden Jahr müssen sie nun für einen zunehmenden Teil dieser Importe bei der EU CO2-Zertifikate erwerben, deren Preis sich nach dem Börsenpreis der ETS-1-Zertifikate richtet. Im kommenden Jahr müssen für 2,5% der im Ausland angefallenen Emissionen Zertifikate gekauft werden. Dieser Anteil soll bis 2034 auf 100% ansteigen. Im August hat die Europäische Kommission Gerüchte über eine Verschiebung dementiert und den Start der Bepreisungsphase für den 1. Januar 2026 bestätigt.
- Start eines zusätzlichen Emissionshandelssystems (ETS 2) für weitere Branchen: Wahrscheinlich Anfang 2028 und damit ein Jahr später als bisher geplant wird ein neuer separater Emissionshandel für die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr gestartet. Lieferanten von Brennstoffen wie Benzin, Diesel und Heizöl müssen in Zukunft Zertifikate für den Verkauf der Waren abgeben. Der Einstiegspreis liegt bei 55 Euro pro Tonne ausgestoßenem CO2. Im Gegensatz zum ETS 1 wird es im ETS 2 keine kostenlose Zuteilung von Zertifikaten geben; alle Zertifikate werden versteigert. In einigen Ländern wie Deutschland ersetzt das ETS 2 die bereits auf nationaler Ebene erhobenen Preise für CO2-Emissionen.
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