Ausblick 2026 – Finanzminister und Zentralbanker schieben an
Handelskonflikte, hohe Staatsschulden und Reformstau werden die Wirtschaft auch im kommenden Jahr belasten.
Commerzbank Economic Research
07.11.2025
Unser Leitmotiv für 2026
Jedes Jahr im November überlegen wir, was das Leitmotiv für das wirtschaftliche Geschehen im jeweils kommenden Jahr sein könnte. 2026 dürften die Finanzminister und Zentralbanker im Vordergrund stehen. Angesichts anhaltend großer Probleme rund um Handelskonflikte, Staatsschulden und Reformstau dürften sie versuchen, ihre Volkswirtschaften mit expansiven Fiskal- und/oder Geldpolitiken anzuschieben. Wir haben bewußt das Verb "anschieben" gewählt, weil nicht klar ist, ob das Wachstum am Ende tatsächlich anzieht. Aber die Finanzminister und Notenbanker werden es versuchen – und auch das wird Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.
Deutschland: Ein beträchtlicher Fiskalimpuls und ...
Das Leitmotiv einer anschiebenden Finanz- und Geldpolitik passt für Deutschland perfekt. Es dürfte hierzulande auch in dem Sinne gelingen, dass das Wachstum 2026 mit 1,2% deutlich höher ausfallen sollte als im ablaufenden 2025 (0,1%).
Das liegt zunächst am Fiskalpaket der Bundesregierung, das ein Sondervermögen für Infrastruktur von 500 Mrd Euro umfasst und Verteidigungsausgaben von mehr als 1% des Bruttoinlandsprodukts von der Schuldenbremse ausnimmt. Weil die Regierung in großem Stil Ausgaben vom Kernhaushalt in den Schattenhaushalt ("Sondervermögen") verschob, entstanden im Kernhaushalt beträchtliche finanzielle Spielräume. Die nutzt die Regierung. So wird es Sonderabschreibungen für Unternehmen geben, die kalte Progression wird teilweise ausgeglichen, die Mehrwertsteuer für die Gastronomie und die Netzentgelte sinken und so weiter. Die Entlastung entspricht einem Viertel Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Ein deutlich größerer Schub dürfte vom Sondervermögen für Infrastruktur und von den Verteidigungsausgaben kommen. Zwar werden die Ausgaben bei weitem nicht so stark steigen wie im Haushalt vorgesehen, weil die Beschaffung der Bundeswehr langsam ist und der Bau von Infrastruktur durch langwierige Genehmigungsverfahren gebremst wird. Aber orientiert man sich an den konservativen Schätzungen der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, so dürften die Verteidigungsausgaben und Infrastrukturinvestitionen 2026 immerhin noch um einen Betrag zulegen, der 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Fasst man die höheren Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur sowie die durch Gesetzesänderungen verursachten Mehrausgaben zusammen, so ergibt sich für das kommende Jahr ein beträchtlicher Fiskalimpuls von etwa 0,8% des Bruttoinlandsprodukts, während die Finanzpolitik die Konjunktur im ablaufenden Jahr sogar leicht gebremst hat.
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