Der Machtkampf um die Fed und die Folgen
Wir ändern unsere US-Leitzinsprognose und erwarten jetzt für 2026 drei zusätzliche Zinssenkungen.
Commerzbank Economic Research
18.07.2025
2026 drei zusätzliche Zinssenkungen
Bisher haben wir für die US-Notenbank bis zum ersten Quartal nächsten Jahres drei Zinssenkungen prognostiziert – von gegenwärtig 4,5% (Obergrenze der Leitzinsspanne) auf 3,75%. Nun erwarten wir für das kommende Jahr weitere drei Zinssenkungen auf 3,0%.
Trumps Einfluss auf die Fed nimmt stärker zu als gedacht
Wir gingen schon immer davon aus, dass Donald Trump die US-Notenbank zu einer lockeren Geldpolitik drängt und die Fed dem Druck teilweise nachgeben wird. Aber mittlerweile hat Trumps Drängen eine neue Qualität erreicht:
Kurz nach seiner Amtsübernahme warf Donald Trump dem Notenbankchef Jerome Powell vor, "immer zu spät und falsch" zu sein. Sein Abgang könne nicht schnell genug kommen. Er drohte, Powell abzusetzen. Nach negativen Marktreaktionen nahm er diese Drohung zurück. Aber er setzte seine Schmähkampagne schnell wieder fort. Zuletzt bezeichnete er Powell sogar als "Schwachkopf" und "dummen Kerl".
- Trump wirft der Notenbank vor, bei der vermeintlich "pompösen" Renovierung ihrer Gebäude in Washington die Kosten um 700 Millionen Dollar überschritten zu haben. Dieser Vorwurf stellt eine neue Qualität dar. Mitglieder des Notenbank-Direktoriums dürfen laut Gesetz zwar nicht wegen Meinungsverschiedenheiten über die Geldpolitik entlassen werden, aber sehr wohl "aus wichtigem Grund". Ein solcher könnte die angebliche Verschwendung öffentlicher Mittel sein.
- Unter den häufig genannten Nachfolgern des im Mai nächsten Jahres regulär ausscheidenden Jerome Powell befinden sich zwei Männer, die Trump ergeben sind. So hat sich Kevin Hassett, Direktor des beim US-Präsidenten angesiedelten National Economic Council, an diversen Attacken auf Jerome Powell beteiligt. Das gilt auch für Kevin Warsh, der von 2006 bis 2011 Fed-Gouverneur war und sich seit langem im Trump-Lager befindet.
Alles in allem ist in den letzten Wochen die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass der Nachfolger Powells im Sinne Trumps eine expansivere Geldpolitik betreiben wird. Vor allem deshalb erwarten wir 2026 drei Zinssenkungen mehr als bisher.
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