Ring frei zur nächsten Zollrunde

Wenn sich die USA mit ihren Handelspartnern nicht bis zu der von Trump gesetzten Frist am 9. Juli einigen,...

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Bernd Weidensteiner, Dr. Christoph Balz

Commerzbank Economic Research

04.07.2025

...könnten US-Importe wieder mit deutlich höheren Zöllen belegt werden. Wir geben einen Überblick über den Stand der Dinge.

"Zollpause" endet am 9. Juli ...

In den nächsten Tagen wird es ernst. Denn am 9. Juli endet die 90-tägige Frist, die Donald Trump für Verhandlungen gesetzt hatte und in der seine gegenseitigen ("reziproken") Zölle auf 10% begrenzt sind statt der länderspezifischen, meist höheren Werte (für einen Überblick der aktuellen Zölle siehe den Kasten weiter unten).

... bisher wurden nur wenige "Deals" gemacht, ...

Allerdings haben die Verhandlungen bisher kaum Ergebnisse gebracht. Lediglich ein Rahmenabkommen mit Großbritannien steht zu Buche, und selbst hier wird noch an den Details gefeilt. Zudem wurde mit der chinesischen Regierung vereinbart, dass die USA ihre Exportrestriktionen bei Chips lockern und dafür seltene Erden erhalten. Für China wurde der eigentlich vorgesehene reziproke Zollsatz von 34% auf 10% reduziert, und im Gegensatz zu den anderen Ländern gilt dies nicht nur bis zum 9. Juli, sondern bis zum 12. August. Hinzu kommt noch ein "Fentanyl-Zoll" von 20%. Für einige Branchen gelten andere Zölle, beispielsweise 50% auf Stahl- und Aluminiumprodukte.

Laut Donald Trump konnte kürzlich auch eine Übereinkunft mit Vietnam gefunden werden. Danach werden die Zölle auf vietnamesische Lieferungen in die USA auf 20% festgesetzt (und 40% für Transitlieferungen, womit vermutlich vor allem verhindert werden soll, dass chinesische Unternehmen bei Exporten in die USA via Vietnam die Zölle umgehen können). Dies ist zwar mehr als der Standardsatz von 10%, aber deutlich weniger als die 46%, die als reziproker Zollsatz vorgesehen waren. US-Waren, die Vietnam importiert, sind dagegen zollfrei. Vietnam ist in den letzten Jahren ein wichtiger Lieferant für die USA geworden. In den letzten zwölf Monaten exportierte das Land Waren für rund 150 Mrd Dollar in die USA und damit genauso viele wie Japan. Dagegen beliefen sich die vietnamesischen Importe aus den USA auf lediglich 15 Mrd Dollar.

... die meisten Verhandlungen verlaufen zäh

Zahlreiche weitere Verhandlungen laufen noch. Laut Handelsminister Luttnick sind Abkommen mit etwa zehn wichtigen Handelspartnern auf der Zielgeraden, wobei unklar bleibt, ob die Ziellinie wirklich in den nächsten Tagen erreicht werden kann. Die US-Politik hat sich in der letzten Zeit darauf konzentriert, das große Steuergesetz durch den Kongress zu bringen. Dies könnte zu gewissen Verzögerungen bei den angestrebten Handels-"Deals" geführt haben.

Die Verhandlungen mit Japan zeigen, dass ein "Deal" mit fortgeschrittenen Wirtschaften nicht so leicht abzuschließen ist, wie Trump das offenbar vorschwebt. Die japanischen Unterhändler sind Presseberichten zufolge nicht bereit, ein Abkommen zu unterschreiben, das die Autozölle (25%) unverändert beibehält. Trump moniert wiederum, dass Japan den Import von Reis – ein Grundnahrungsmittel des Landes und für Japan ein sehr sensibler Bereich – erschwert, um einheimische Produzenten zu schützen. Trump fordert die Öffnung des japanischen Marktes für US-Agrarexporte, wobei er zu Recht darauf verweist, dass Japan aktuell ohnehin große Problemen hat, die Versorgung mit Reis sicherzustellen.

... weshalb Trump bald viele Briefe schreiben könnte

Sollten sich die Verhandlungspartner weiterhin widerspenstig geben, hat Donald Trump bereits angekündigt, gegebenenfalls die künftig geltenden Zollsätze den betreffenden Ländern einfach per Brief mitzuteilen. Die ersten Briefe könnten dabei schon heute verschickt werden und weitere in den nächsten Tagen. Trump hat dabei eine Zollspanne von 10% bis 70% angedeutet. Die betreffenden Länder würden ab 1. August die erhöhten Zölle zahlen.

Ganz ausgeschlossen ist aber auch nicht, dass die Verhandlungen mit manchen Ländern verlängert werden, sofern diese sich in Trumps Augen konstruktiv zeigen. Sollten die betreffenden Länder keine ausreichenden Zugeständnisse machen, könnte sich Trump bei den künftig geltenden reziproken Zöllen an den am 2. April angekündigten (und eine Woche später ausgesetzten) Sätzen orientieren.

Den vollständigen Text finden Sie im PDF-Dokument.