Wann lassen die Zölle die US-Inflation steigen?

Trotz massiv erhöhter Zölle ist die US-Inflationsrate gefallen. Bleibt der befürchtete preistreibende Effekt aus, oder kommt er nur später?

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Bernd Weidensteiner, Dr. Christoph Balz

Commerzbank Economic Research

27.06.2025

Die Antwort auf diese Frage dürfte den Kurs der US-Notenbank und damit die Entwicklung an den globalen Finanzmärkten maßgeblich bestimmen.

Die Zölle steigen, aber die Inflation fällt...

Zwischen Februar und April hat US-Präsident Trump zahlreiche und teilweise drastische Zollerhöhungen angeordnet. Zwar sind viele Zollerhöhungen am 9. April wieder ausgesetzt und vorerst durch einen zehnprozentigen Zollsatz ersetzt worden. Trotzdem ist der durchschnittliche Zollsatz nach Berechnungen des Yale Budget Lab wohl auf etwa 15,8% gestiegen, womit er gut 13 Prozentpunkte höher wäre als im Durchschnitt des Jahres 2024. Da etwa ein Zehntel der Nachfrage in den USA durch Importe gedeckt wird, sollten die höheren Zollsätze die Verbraucherpreise um schätzungsweise 1,3% erhöhen.

Allerdings hat sich der Preisauftrieb in den USA zuletzt nicht verstärkt, sondern er hat sogar eher abgenommen. So hat der Verbraucherpreisindex ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise in den drei Monaten bis Mai auf das Jahr hochgerechnet nur um 1,8% zugelegt (Titelchart). Im Jahr 2024 lag diese Rate noch bei 3,2%.

... und die Fed kommt unter Druck

Trotz des schwächeren Preisauftriebs hat die US-Notenbank bisher ihren Leitzins nicht gesenkt, sondern hält den Zinskorridor bei im internationalen Vergleich recht hohen 4,25% – 4,50%. Fed-Chef Jerome Powell hat die Zurückhaltung der Fed vor allem damit begründet, dass die Zölle erst mit Verzögerung auf die Verbraucherpreise durchschlagen würden. Zudem sei noch nicht klar, wie hoch die Zölle letztlich ausfallen würden. Die Fed wartet also ab, bis sich der Nebel lichtet. Allerdings gerät die Fed zunehmend unter Druck. Präsident Trump fordert drastische Zinssenkungen und hält Powells Weigerung für "unamerikanisches" Verhalten, und je länger die Zolleffekte nicht zu erkennen sind, desto größer dürfte der Druck werden.

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