Wen die EU-Gegenzölle wirklich treffen
Die Europäische Union diskutiert Gegenzölle auf die von Donald Trump eingeführten Abgaben.
Commerzbank Economic Research
13.06.2025
Die Europäische Union diskutiert derzeit mögliche Reaktionen auf die von Donald Trump eingeführten Einfuhrabgaben. Mögliche Reaktionen und deren Wahrscheinlichkeit hatten wir bereits in der Woche im Fokus beschrieben. Mit dem nahenden Ende der Verhandlungen Anfang Juli steigt jetzt der Druck auf die EU, eine Drohkulisse aufzubauen und die Gegenmaßnahmen zu konkretisieren. Dazu hat die Europäische Kommission zwei Listen veröffentlicht: Eine fertiggestellte Liste mit Gegenzöllen als Reaktion auf die amerikanischen Stahl- und Aluminium-Zölle (etwa 1700 Produkte, Link ) und eine noch diskutierte Liste mit Gegenzöllen auf die "reziproken" Zölle (etwa 5000 Produkte, Link .) Zwar könnte sich die zweite Liste noch leicht ändern. Allerdings kann nur eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten Gegenmaßnahmen komplett stoppen. Sollte es zu keiner Einigung mit den USA kommen, könnte die EU daher schnell Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wir haben das Handelsvolumen analysiert, das sich hinter den Produktlisten verbirgt [1]. Insgesamt betreffen die aufgeführten Waren etwa 40% des Importvolumens aus den USA. Da Trumps Zölle mehr als 70% der Importe aus Europa umfassen, bleibt die EU deutlich hinter einer gleichwertigen Gegenreaktion zurück. Ein differenziertes Bild zeigt jedoch der Blick auf die einzelnen Sektoren: Während fossile Energieträger aus den USA (wie das LNG) von Gegenzöllen verschont bleiben, trifft es gemessen am Handelsvolumen den Elektronik- und Maschinenbereich besonders stark. Auch Flugzeuge und Automobile sowie Chemie- und Plastikwaren aus den USA sind in das Fadenkreuz der EU geraten. Der Anteil der mit Gegenzöllen belegten Waren an Importen aus der gesamten Welt würde mit 3,4% in der Transport-Kategorie besonders hoch liegen. Damit würden die Gegenzölle eben nicht nur Endprodukte wie Lebensmittel treffen. Vielmehr greift die EU damit auch in Lieferketten ein und macht es für europäischen Unternehmen teurer zu investieren.
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