Wie reagiert die EU auf Trumps Zölle?

Die US-Regierung hat mit weiteren Zollerhöhungen den Handelskonflikt mit der EU verschärft,...

06.06.2025

...und die bereits seit einigen Wochen laufenden Verhandlungen zwischen der EU und den USA kommen bisher nicht voran. Daher dürfte die EU in absehbarer Zeit Gegenmaßnahmen ergreifen. Wir zeigen, wie diese aussehen dürften und dass diese kaum am Widerstand einzelner Mitgliedstaaten scheitern werden. Auf mittlere Sicht halten wir eine Verhandlungslösung aber für wahrscheinlicher als eine weitere Eskalation.

Die EU steht aufgrund von Trumps Zöllen unter Druck, ...

Die Europäische Union gerät zunehmend in das Fadenkreuz von Donald Trump und seiner Zollpolitik – nicht zuletzt wegen ihres knapp 200 Milliarden Euro schweren Überschusses im Warenhandel mit den Vereinigten Staaten. Umso härter geht Donald Trump mit Europa ins Gericht und hat verschiedene Zölle verhängt, die die EU empfindlich treffen:

  • Sektorale Zölle auf Stahl und Aluminium: Seit dem 4. Juni werden Zölle von 50% auf alle Wareneinfuhren von Stahl und Aluminium sowie deren Derivate wie Getränkedosen und Fitnessgeräte erhoben. Im Zeitraum vom 12. März bis zum 4. Juni galten niedrigere Zölle von 25%.
  • Sektorale Zölle auf Autos und Autoteile: Seit dem 3. April ist auf fertiggestellte Automobile ein Zoll von 25% zu bezahlen, seit dem 2. Mai auch auf Autoteile wie Motoren und Gangschaltungen.
  • Allgemeine ("reziproke") Zölle: Auf die meisten anderen Waren gelten seit dem 9. April Zusatzzölle von 10%. Ausnahmen bestehen für einige Waren wie Medikamente und fossile Brennstoffe. Ab dem 9. Juli soll wieder der höhere Zusatzzoll von 20% gelten.

Diese Zölle verringern die Wettbewerbsfähigkeit von Produkten aus der EU auf dem US-Markt und belasten damit die Wirtschaft der Mitgliedsstaaten. Schließlich sind die USA für die europäischen Unternehmen der wichtigste Absatzmarkt außerhalb Europas. Die Europäische Kommission um Präsidentin Ursula von der Leyen steht also unter Druck, in Verhandlungen eine deutliche Verringerung dieser Zölle oder gar deren Rücknahme zu erreichen.

... aber die Verhandlungen stocken

Bereits in der Woche vom 7. April hatte die Europäische Union eine offizielle Delegation nach Washington, DC entsandt, um direkte Verhandlungen mit der Trump-Regierung aufzunehmen. Diese Gespräche stellen sich aber als schwierig heraus. Ein von der EU vorgeschlagenes Handelsabkommen zu Waren des verarbeitenden Gewerbes ist im Mai daran gescheitert, dass es den für die USA wichtigen Agrarsektor weitesgehend ausklammert. Allerdings wehren sich einige Mitgliedsländer gegen eine Öffnung des Agrarmarktes, und dieser Widerstand dürfte mit der Wahl des nationalkonservativen Nawrocki zum polnischen Präsidenten nicht kleiner werden.

Zudem bestehen die Amerikaner offenbar auf ihrem allgemeinen Zoll von 10% als Mindestsatz, während die EU – anders als Großbritannien – keine allgemeinen, einseitigen Zollerhöhungen durch die USA akzeptieren will. Denn In Brüssel versteht man sich wohl eher als Verhandler auf Augenhöhe mit den USA, wie China es vorgemacht hat. Das selbstbewusste Auftreten Chinas hatte jedoch Donald Trump zu einer Eskalation im Handelsstreit provoziert. Dass die EU bisher den Konflikt nicht hat eskalieren lassen, liegt wohl auch an ihrer sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den USA. Daher will offenbar die EU-Spitze mit einer selbstbewussten Reaktion bis nach dem NATO-Gipfel Ende Juni warten. Danach steigt die Gefahr einer Eskalation.

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