Deutsches Q1-BIP – nur ein Strohfeuer?
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten gegenüber dem vierten Quartal wie erwartet um 0,2% gestiegen.
Commerzbank Economic Research
30.04.2025
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal gegenüber dem vierten Quartal bereinigt um saisonale Schwankungen um 0,2% gestiegen. Das entsprach den Erwartungen der vorab befragten Volkswirte (0,2%). Laut Statistischem Bundesamt geht das Plus sowohl auf den privaten Konsum als auch auf die Investitionen zurück. Zahlen zu den Nachfragekomponenten veröffentlicht das Amt am 23. Mai.
Wichtig ist, dass die zurückliegenden Daten des Bruttoinlandsprodukts nicht revidiert wurden. Die Ausgangsbasis für unsere 2025er Prognose ist damit unverändert. Wir erwarten weiter 0,0%.
Probleme bei der Saisonbereinigung
Bei der Interpretation des Plus im ersten Quartal muss beachtet werden, dass es in den vergangenen drei Jahren bei der Saisonbereinigung des deutschen Bruttoinlandsproduktes offensichtlich Probleme gab. Denn in den Jahren 2022 bis 2024 hat das reale Bruttoinlandsprodukt im ersten und dritten Quartal immer zugelegt, und ist im zweiten und vierten Quartal immer gefallen .
Ansonsten deuten die Frühindikatoren für das zweite Quartal nur auf ein mageres Plus hin. Zwar ist das Ifo-Geschäftsklima vier Mal in Folge gestiegen. Aber darüber hängt wie ein Damoklesschwert Trumps Zollschock, auch wenn der US-Präsident die Zusatzzölle (im Fall der EU 20%) für 90 Tage reduziert (auf 10%) hat.
Keine langjährige, kräftige Erholung
Alles in allem dürfte die deutsche Wirtschaft nicht vor einer langjährigen, kräftigen Erholung stehen. Zwar hat der Bundestag ein Fiskalprogramm beschlossen, das im Durchschnitt der kommenden zwölf Jahre ein riesiges Volumen von 3% des Bruttoinlandsprodukts hat. Das dürfte insbesondere 2026 für mehr Wachstum sorgen (Prognose: 1,4%), auch wenn ein guter Teil der Mehrausgaben wegen des Fachkräftemangels in höheren Preise verpufft. Aber das dürfte sich in den Jahren danach nicht in dauerhaft höheres Wachstum übersetzen:
- Viele Unternehmen vermissen in Deutschland einen wirtschaftspolitischen Neustart, der nach der jahrelangen Erosion der Standortqualität notwendig wäre. So wird die wichtige Unternehmensteuerreform erst ab 2028 angegangen, sofern die Finanzierung gesichert ist. Auch beim Bürokratieabbau und bei der Begrenzung der stark steigenden Lohnstückkosten vermissen viele Unternehmen klare Signale.
- Selbst wenn Trump die Importzölle für Waren aus der EU am Ende auf 15% zurücknähme, würde das das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach unseren Schätzungen über zwei Jahre um insgesamt rund 0,5% senken. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft wäre empfindlich getroffen, zumal das Risiko besteht, dass es zu Gegenzöllen kommt und der Protektionismus auch andere Länder als die USA erfasst.
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