Deutsches Q4-BIP – Enttäuschte Hoffnung
Anders als von manchem erhofft, ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vierten gegenüber dem dritten Quartal leicht um 0,1% gesunken.
Commerzbank Economic Research
15.01.2025
Dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 0,2% sinken würde, war nach der Veröffentlichung der ersten drei Quartale keine Überraschung. Stattdessen konzentrierten sich die Volkswirte während der Pressekonferenz des Statistischen Bundesamts auf Hinweise zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal. Hier nannten die Statistiker bei aller Vorsicht ein Minus von 0,1% gegenüber dem dritten Quartal. Damit wurden Hoffnungen auf ein leichtes Plus enttäuscht, die dadurch genährt worden waren, dass sich für die Industrieproduktion im vierten Quartal kein erneutes Minus abzeichnet. Weil aber noch kaum Daten für den Dezember veröffentlicht sind, ist bei der regulären Veröffentlichung des vierten Quartals am 30. Januar eine Revision der heutigen Daten möglich.
Das leichte Minus im vierten Quartal bestätigt das Bild, dass die deutsche Wirtschaft seit 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Pandemie, stagniert. Dagegen ist das US-Bruttoinlandsprodukt seitdem um 11% gewachsen.
Frühindikatoren noch ohne Aufwärtssignal
Für das erste Quartal ist noch keine Besserung in Sicht. Denn die Auftragseingänge haben sich lediglich auf einem äußerst niedrigen Niveau stabilisiert, und das Ifo-Geschäftsklima weist in der Grundtendenz noch immer nach unten.
Eine gewisse Aufwärtsbewegung ist allenfalls ab dem Frühjahr denkbar, wenn die Zinssenkungen der EZB mit der üblichen zeitlichen Verzögerung die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anregen. Allerdings rechnen wir nur mit einer blutleeren Aufwärtsbewegung, weil sich die Unternehmen wegen der massiven Verschlechterung der Standortbedingungen in den vergangenen Jahren zunehmend mit Investitionen in Deutschland zurückhalten.
Wende durch Bundestagswahl?
Die Bundestagswahl würde daran nur etwas ändern, wenn die künftigen Koalitionspartner ein gemeinsames Verständnis davon hätten, wie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern sind. Mit Blick auf die Umfragen zeichnet sich jedoch eine Koalition der Unionsparteien mit der SPD oder vielleicht mit den Grünen ab. Eine solche Regierung dürfte die Schuldenbremse lockern, etwa indem staatliche Investitionen von ihr ausgenommen werden. Insofern könnten unter einer neuen Bundesregierung deutlich mehr Mittel für Investitionen in die Infrastruktur zur Verfügung stehen. Aber in den meisten anderen Bereichen der Wirtschaftspolitik hätten die Koalitionspartner deutlich unterschiedliche Auffassungen, was gegen den notwendigen Neustart in der Wirtschaftspolitik spricht. Wir bleiben mit Blick auf die deutsche Konjunktur vorsichtig; für 2025 erwarten wir weiter faktisch eine Stagnation (Prognose: 0,2%).
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