EZB deutlich zuversichtlicher
Die EZB hat ihre Leitzinsen heute wie erwartet um 25 Basispunkte gesenkt.
Commerzbank Economic Research
12.12.2024
Die EZB hat heute einstimmig beschlossen, ihre Leitzinsen nur um 25 Basispunkte zu senken, auch wenn es laut Präsidentin Christine Lagarde eine Diskussion über einen Schritt um 50 Basispunkte gegeben habe. Ein kleiner Schritt war erwartet worden, nachdem sich auch einige Tauben aus dem EZB-Rat für eine stetige Zinssenkungspolitik ausgesprochen hatten. Außerdem waren zuletzt an den Terminmärkten nur 25 Basispunkte eingepreist, und die EZB überrascht die Märkte ungern. Eine Senkung um 25 statt um 50 Basispunkte ist ohenhin angemessener, weil die Tariflöhne bis zuletzt um mehr als 4% zulegten, was mit Blick auf das Inflationsziel von 2% viel zu hoch ist.
Im Vergleich zur letzten Sitzung im Oktober fiel auf, dass sich die EZB deutlich sicherer zeigte, dass sich die Inflation mittelfristig beim Ziel von 2% einpendelt. Dafür sprechen erstens ihre aktualisierten Inflationsprognosen, die sowohl für 2026 als auch 2027 bei 2% liegen. Die Prognose für 2027 liegt mit 2,1% nur deshalb etwas höher, weil es im CO2-Zertifikatehandel zu Änderungen kommt, die die Verbraucherpreise vorübergehend etwas erhöhen. Zweitens spricht sie in ihrem Kommuniqué zum ersten Mal davon, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2% "stabilieren" wird.
Der EZB-Einlagensatz dürfte auf 2% sinken, ...
Die EZB dürfte ihren Einlagensatz auf jeder der kommenden Sitzungen weiter um jeweils 25 Basispunkte senken, bis er im Sommer 2% erreicht. Für niedrigere Leitzinsen spricht, dass die Inflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel nach der Jahreswende schrittweise in Richtung von 2% sinken dürfte. Das liegt erstens an der schwachen Konjunktur, die die Preissetzungsmacht der Unternehmen beschränkt. Zweitens dürfte der Rückgang der Ölpreise etwa über Transportdienstleistungen auf die Kerninflation durchschlagen.
Vermutlich wird die EZB ihre Zinsen auf der nächsten Sitzung Ende Januar wieder um 25 und nicht um 50 Basispunkte senken. Auf eine entsprechende Journalisten-Frage antwortete Lagarde nämlich, dass es nicht auf die "nächsten Wochen", sondern auf die nächsten "Monate" ankomme.
... auch wenn es beträchtliche langfristige Inflationsrisiken gibt
Wir sehen zwar weiter langfristig deutliche Inflationsrisiken wegen der demographisch bedingten Verknappung von Arbeitskräften in Nordamerika, China und Euopa, wegen der De-Globalisierung und der De-Karbonisierung. Aber der von Anhängern einer grundsätzlich lockeren Geldpolitik dominierte EZB-Rat dürfte sich in den kommenden Monaten eher an den Entwicklungen des Jahres 2025 orientieren, zumal die hoch verschuldeten Staaten von niedrigeren Zinsen profitieren.
Den vollständigen Text finden Sie im PDF-Dokument.