Deutschland – Aufträge stabil auf niedrigem Niveau

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie sind im September gegenüber dem Vormonat kräftig um 4,2% gestiegen.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

06.11.2024

Allerdings folgt dies auf ein noch größeres Minus im Vormonat, sodass allenfalls von einer Stabilisierung der Aufträge auf einem niedrigen Niveau die Rede sein kann. Dies verringert zwar das Risiko eines neuerlichen Einbruchs der Industrie, eine nachhaltige Wende signalisiert der positive Wert im September aber auch nicht.

Im September hat die deutsche Industrie preis- und saisonbereinigt 4,2% mehr Aufträge erhalten als im Vormonat. Allerding folgt dieses Plus auf ein noch deutlicheres Minus im August (revidiert -5,4%). Zu einem beträchtlichen Teil sind diese starken Schwankungen von Monat zu Monat darauf zurückzuführen, dass der Umfang an Großaufträgen deutlich schwankt. Rechnet man diese heraus, hat die so bestimmte Kerngröße im September um 2,2% zugelegt, nach einem Minus von 3,2% im August. Betrachtet man die etwas längerfristige Entwicklung über die vergangenen Monate, scheinen sich die Auftragseingänge nach dem deutlichen Rückgang in den Jahren 2022 und 2023 in den vergangenen Monaten stabilisiert zu haben. Die sich bei der Gesamtzahl (also inklusive Großaufträgen) andeutende leichte Aufwärtstendenz würden wir nicht überbewerten, da sie offensichtlich von etwas mehr Großaufträgen getragen wird, die in den nächsten Monaten wieder nach unten ausschlagen könnten. Natürlich führen auch Großaufträge irgendwann zu höherer Produktion, allerdings zumeist mit einer beträchtlichen Zeitverzögerung und über einen längeren Zeitraum, sodass die Großaufträge die kurzfristige Entwicklung der Produktion kaum beeinflussen.

Die gute Nachricht der heutigen Zahlen ist somit, dass ein Einbruch der Industrieproduktion weniger wahrscheinlich ist. Angesichts der stetigen Verschlechterung der Lagebeurteilung bei der Ifo-Umfrage war ein Einbruch zumindest nicht auszuschließen . Allerdings sollte das heutige Plus auch nicht als Signal für eine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur gewertet werden. Da die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bei der Ifo-Umfrage ihren Auftragsbestand derzeit als "zu klein" beurteilen, müssten die Auftragseingänge wohl erst einmal einige Monate zulegen, bevor sie ihre Produktion hochfahren. Damit dürfte die Industrie die Gesamtwirtschaft auch in den kommenden Monaten eher bremsen und dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft zum Jahresende stagniert.

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