Ifo – eine kalte Dusche

Das Ifo-Geschäftsklima ist im September wie gestern der Einkaufsmanagerindex schlecht ausgefallen (85,4 nach 86,6).

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Dr. Jörg Krämer

Commerzbank Economic Research

25.09.2024

Der Trend weist bei den Stimmungsindikatoren wieder nach unten. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im zweiten Halbjahr bestenfalls stagnieren. Zwar lässt im kommenden Jahr der Gegenwind von der Geldpolitik und den Energiepreisen nach. Aber mit einem Plus von nur 0,5% ist wegen der seit Jahren erodierenden Standortqualität kein richtiger Aufschwung in Sicht.

Das Ifo-Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft ist im September deutlich zurückgegangen, und zwar von 86,6 auf 85,4. Das Minus ist größer, als von den vorab befragten Volkswirten erwartet worden war (Konsens & Commerzbank: 86,0). Der Rückgang des Geschäftsklimas lag vor allem an einer deutlich schlechteren Einschätzung der gegenwärtigen Geschäftslage (84,4 nach 86,4). Die Erwartungen für die kommenden sechs Monaten fielen weniger stark (86,3 nach 86,8). Mit Ausnahme der Bauwirtschaft ging das Ifo-Geschäftsklima in allen großen Branchen zurück – am stärksten im richtungsweisenden verarbeitenden Gewerbe.

Der Trend weist wieder klar nach unten

Das Ifo-Geschäftsklima ist bereits vier Mal in Folge gefallen. Der Trend weist wieder klar nach unten – ähnlich wie beim Einkaufsmanagerindex. Die deutsche Wirtschaft leidet unter den ungelösten Standortproblemen, den zurückliegenden Zinserhöhungen und der fallenden Nachfrage aus dem einst stark wachsenden China. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt in der Grundtendenz bestenfalls stagnieren.

Dass auch strukturelle Problem wie die Standortqualität eine Rolle spielen, erkennt man daran, dass die Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage seit 2018 – nur unterbrochen von starken Schwankungen während der Corona-Pandemie – in der Grundtendenz immer zurückhaltender einschätzen (Chart). Zwischenzeitlich bäumten sich die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate immer wieder auf, um sich nach einiger Zeit wieder einzutrüben (wie wir es jetzt sehen).

Im kommenden Jahr lässt der Gegenwind nach, ...

Was die Konjunktur im kommenden Jahr anbelangt, dürfte der Gegenwind etwas nachlassen. Erstens sollten sich die Unternehmen zunehmend an die höheren Zinsen gewöhnt haben, zumal die EZB ihre Leitzinsen bis dahin wohl weiter gesenkt haben wird. Zweitens sind mittlerweile zwei Drittel des Energiepreisanstiegs von 2021/22 rückgängig gemacht, auch wenn Energie verglichen etwa mit den USA hierzulande teuer bleibt. Drittens dürfte der private Verbrauch im kommenden Jahr etwas zunehmen, weil die Inflationssorgen der Menschen bis dahin zurückgegangen sein sollten.

... aber trotzdem kein richtiger Aufschwung

Trotz dieser entlastenden Faktoren dürfte sich die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr nur wenig beleben. Mit 0,5 Prozent erwarten wir ein geringeres Plus als die meisten Volkswirte – wegen der ungelösten Standortprobleme und des schwachen Wachstums in unserem wichtigen Absatzmarkt China. Ein richtiger Aufschwung ist nicht in Sicht.

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