Wie weit springt die Fed?

Die US-Notenbank wird nächste Woche die Leitzinsen voraussichtlich zum ersten Mal wieder senken.

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Dr. Jörg Krämer, Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

13.09.2024

In welchem Tempo und Ausmaß die Zinsen danach weiter sinken werden, hängt von den Daten ab. Sollten sich die Rezessionsrisiken weiter erhöhen, sind auch große Zinsschritte möglich. Für den Rentenmarkt erwarten wir von der Zinssenkung allerdings kaum Impulse, am Aktienmarkt kommt es darauf an, ob es zu einer Rezession kommt oder nicht.

"Daten erfordern Handeln"

Gouverneur Waller vertrat bei einer jüngst gehaltenen Rede die Ansicht, dass für die Fed nach den letzten Daten die Zeit zum Handeln gekommen ist:

  • Die Inflationsrate ist, gemessen am Deflator der Konsumausgaben ohne Nahrung und Energie, seit ihrem Hoch Anfang 2022 um 3 Prozentpunkte auf zuletzt 2,6% gefallen. In den kommenden Monaten dürfte sie weiter sinken. Schließlich hat sich auch der für die Dienstleistungspreise maßgebliche Lohnanstieg merklich verlangsamt. Im Frühjahr 2025 dürfte die Kerninflation nur noch wenig über dem Fed-Ziel von 2% liegen.
  • Gleichzeitig zeigt der Arbeitsmarkt zunehmend Anzeichen der Schwäche. So ist die Zahl der Beschäftigten in den drei Monaten bis August nur noch um durchschnittlich 116 Tsd gestiegen, während die Zuwächse zu Beginn des Jahres noch mehr als 200 Tsd betragen hatten. Die Arbeitslosenquote ist von 3,4% im April 2023 auf zuletzt bei 4,2% gestiegen.

Aus Sicht der Fed hat sich daher die Einschätzung der Risiken für die beiden Teile ihres Mandats – Preisstabilität und ein maximaler Beschäftigungsstand – deutlich verschoben: Sie sieht jetzt höhere Risiken für den Beschäftigungsteil ihres Mandats, nachdem lange Zeit die hohe Inflation im Zentrum ihres Interesses gestanden hatte. Die US-Notenbank versteht Geldpolitik als Risikomanagement, daher konzentriert sie sich in der Regel auf den Teil ihres Mandats, der in der jeweiligen Situation stärker gefährdet ist. Fed-Chef Powell machte diese Prioritätenverschiebung deutlich, indem er betonte, keine weitere Abschwächung am Arbeitsmarkt mehr anzustreben.

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