EZB – Die doppelte Zinssenkung

Die EZB dürfte den Einlagensatz in der kommenden Woche um 25 Basispunkte senken.

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Dr. Jörg Krämer, Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

06.09.2024

Den Hauptrefinanzierungssatz dürfte sie sogar um 60 Basispunkte senken, um den Abstand der beiden Sätze zu verringern und dadurch die Volatilität am Geldmarkt gering zu halten. Ein Spagat dürfte die Kommunikation werden, weil einige Tauben im Rat wegen der Konjunkturrisiken wohl gerne eine weitere Zinssenkung unmittelbar im Oktober sähen, andere Ratsmitglieder aber lieber mit Bedacht vorgehen wollen. Wir rechnen mit drei weiteren Zinssenkungen im Dezember, März und Juni und sind damit vorsichtiger als der Markt.

Die doppelte Zinssenkung im September

Eine Zinssenkung der EZB in der nächsten Woche dürfte niemanden mehr überraschen. An den Finanzmärkten ist ein solcher Schritt bereits voll eingepreist, und ausnahmslos alle von Bloomberg befragten Analysten rechnen mit ihm. Erstens ist die Inflation im August deutlich von 2,6% auf 2,2% gefallen. Auch wenn dies maßgeblich an niedrigeren Energiepreisen lag, dürfte die EZB hierin ein positives Zeichen sehen. Zweitens sind die Tariflöhne im Euroraum nach Daten der EZB im zweiten Quartal mit 3,6% merklich langsamer gestiegen als in den fünf Quartalen davor, als sie um mehr als 4% und teilweise sogar um knapp 5% zugelegt hatten. Drittens sorgen sich einige EZB-Ratsmitglieder zusehends wegen der schwachen Konjunktur. Zusammenfassend meinte der Franzose Villeroy kürzlich in einem Interview: "Es wäre fair und klug, eine weitere Zinssenkung zu beschließen." Insofern dürfte der Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 3,50% sinken.

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