Deutsche Aufträge – nur Bodenbildung

Man sollte das starke Plus bei den Orders ohne die schwankungsanfälligen Großaufträge (3,3%) nicht überbewerten.

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Dr. Jörg Krämer

Commerzbank Economic Research

06.08.2024

Wegen des starken Rückgangs im Vormonat zeichnet sich jetzt lediglich eine Bodenbildung ab. Das deutet zusammen mit dem zuletzt schwachen Ifo-Geschäftsklima allenfalls auf eine blutleere wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Unternehmen und Konsumenten sind noch zu verunsichert, um positiv auf die abebbende Belastung durch die zurückliegenden Zins- und Energiepreiserhöhungen zu reagieren.

Die deutschen Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe sind im Juni stark um 3,9% gestiegen. Das Plus lag deutlich über Erwartungen (Konsens: 0,5%; Commerzbank: 1,5%). Auch ohne die in letzter Zeit enorm schwankenden Großaufträge sind die Auftragseingänge kräftig um 3,3% gestiegen.

Gegenbewegung zum schwachen Mai

Das starke Plus ist zweifelsohne eine positive Überraschung. Aber es ist auch eine Gegenbewegung zum starken Orderseinbruch im Mai (ohne Großaufträge: -2,4%). Insgesamt zeichnet sich jetzt lediglich eine Bodenbildung ab.

Andere Frühindikatoren zuletzt schwach

Für eine zurückhaltende Interpretation der heutigen Zahlen sprechen auch die anderen Frühindikatoren. So ist das Ifo-Geschäftsklima bereits drei Mal in Folge gefallen, der Einkaufsmanagerindex bereits zwei Mal. All das setzt ein dickes Fragezeichen hinter die für das zweite Halbjahr erwartete spürbare Belebung der Wirtschaft, die viele Volkswirte noch immer erwarten.

Unternehmen und Verbraucher tief verunsichert

Die abebbende Belastung durch die zurückliegenden Zins- und Energiepreiserhöhungen schlägt bisher nicht wie erhofft positiv auf die Konjunktur durch. Die Unternehmen sind einfach zu verunsichert, weil sie nicht erkennen, dass sich auf absehbare Zeit etwas an der seit Jahren fortschreitenden Erosion der Standortqualität ändert. Ebenfalls tief verunsichert sind die Konsumenten, die durch die zurückliegende hohe Inflation zwischenzeitlich massiv an Kaufkraft eingebüßt hatten. Sie reagieren nur langsam auf die wieder stärker steigenden Löhne positiv.

Alles in allem erwarten wir weiter eine nur blutleere wirtschaftliche Aufwärtsbewegung (Prognose 2024: 0,0%). Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal bestehen für diese Prognose sogar Abwärtsrisiken.

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