Fed deutet baldige Zinssenkung an

US-Notenbank-Chef Powell hat auf der heutigen Pressekonferenz Signale ausgesendet, dass die Zinsen bereits auf der nächsten Sitzung im September gesenkt werden könnten.

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Bernd Weidensteiner, Dr. Christoph Balz

Commerzbank Economic Research

01.08.2024

Denn einerseits gebe es weitere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung und andererseits wolle die Fed keine weitere deutliche Abkühlung am Arbeitsmarkt. Wir sehen uns in unserer Prognose einer ersten Zinssenkung im September bestätigt.

Die heutige Entscheidung: Die Fed hat ihre Leitzinsen erwartungsgemäß unverändert gelassen, der Zielkorridor für die Fed Funds bleibt damit bei 5,25% - 5,50%. Das nach der Sitzung veröffentlichte Kommuniqué wurde angepasst: Man nimmt die gestiegene Arbeitslosenquote zur Kenntnis (zuvor wurde stets eine unverändert niedrige Arbeitslosenquote konstatiert) und sieht einige weitere Fortschritte in Richtung auf das 2%-Ziel der Inflation. Die Risiken für die Ziele der Fed seien weiter ins Gleichgewicht gekommen, und die Fed achte auf Risiken für ihre beiden Ziele, Vollbeschäftigung und Preisstabilität. Dies ist eine merkliche Anpassung der Kommunikation, hatte man zuvor doch immer nur die Risiken für das Inflationsmandat in den Fokus gerückt. Die heutige Entscheidung fiel einstimmig.

Die Pressekonferenz: Die Wortwahl des Kommuniqués macht die Tür für eine etwaige Zinssenkung zwar weiter auf, belässt der Fed allerdings auch die Option, damit noch etwas länger zu warten. Fed-Chef Jerome Powell war in der Pressekonferenz aber deutlicher als das Kommuniqué.

Er sieht jetzt eine höhere Qualität des Prozesses der Disinflation als im zweiten Halbjahr 2023. Denn damals waren vor allem die Preise von Waren deutlich gefallen, jetzt gebe es auch Fortschritte bei den Dienstleistungen. Die Inflationsdaten der letzten Zeit hätten der Fed mehr Zuversicht gegeben, dass man auf dem richtigen Weg sei. Powell verwies auch auf den heute veröffentlichten Arbeitskostenindex, der aus Sicht der Fed recht günstig ausgefallen sei (Chart 1). Seiner Einschätzung nach ist der Arbeitsmarkt keine Quelle größeren Inflationsdruck mehr. Vor diesem Hintergrund zeigte sich Powell mit der Abkühlung des Arbeitsmarktes zufrieden, den er als Normalisierung ansieht. Eine weitere deutlich Abkühlung wäre aber nicht willkommen. Die Fed habe den Arbeitsmarkt daher genau im Blick.

Powell unterstrich, dass man jetzt Risiken für die beiden Teile des Fed-Mandats gleichgewichtiger im Auge habe. Das starke Verfehlen des Inflationsziels in den letzten Jahren bei Vollbeschäftigung hatte lange den primären Fokus auf die Inflation erfordert. Man merkte Powell an, dass der Arbeitsmarkt allmählich an die Spitze der Tagesordnung rückt. Die am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Arbeitsmarktdaten gewinnt da an Bedeutung.

Powell weigerte sich zwar, wenig überraschend, eine Zinssenkung für die nächste Sitzung im September fest in Aussicht zu stellen. Sollten sich aber die Inflationsdaten und die Wirtschaft entwickeln wie erwartet, so sei eine Senkung im September auf dem Tisch. Hierbei komme es aber auf die Gesamtheit der Daten an, nicht auf einen oder zwei Datenpunkte.

Powell räumte ein, dass man bereits heute über eine Zinssenkung diskutiert habe (bisher hieß es immer, dafür wäre es noch zu früh gewesen). Auf die Frage, ob nicht als erster Schritt eine Senkung um 50 Basispunkte angezeigt wäre, da man so lange mit der Zinswende gewartet habe, anwortete er, dass ein so großer Schritt nicht realistisch sei.

Die Aussagen Powells bestätigen uns in unserer Erwartung, dass die Fed im September die Leitzinsen erstmals um 25 Basispunkte senkt.

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