US-Wirtschaft expandiert stärker als erwartet
Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2024 um 2,8% gewachsen und damit stärker als erwartet.
Commerzbank Economic Research
25.07.2024
Daten: Im zweiten Quartal 2024 ist die US-Wirtschaft um 2,8% gewachsen (diese und alle folgenden Wachstumsraten sind auf Jahresrate hochgerechnete Veränderungsraten gegen Vorquartal). Das war noch stärker als selbst von uns erwartet (Konsens 2,0%, Commerzbankprognose 2,2%).
Details: Das Wachstum war breit angelegt, mit Ausnahme des Baus. Vor allem die Investitionen in Ausrüstungen (+11,6%) und in intellektuelles Eigentum wie Software (+4,5%) legten zu. Möglicherweise spiegelt sich hier der KI-Boom wider. Einen positiven Wachstumsbeitrag leistete auch der Staat (+3,1%). Der private Verbrauch expandierte ebenfalls spürbar (+2,3%). Hier stützte die rückläufige Inflation die realen verfügbaren Einkommen.
Dagegen schrumpften wegen der hohen Zinsen der Wohnungsbau (-1,4%) und der Wirtschaftsbau (-3,3%). Bei letzterem schwächt sich offensichtlich der Impuls ab, den verschiedene staatliche Förderprogramme setzten, etwa zum Bau von Chip-Fabriken.
Außerdem zogen die Importe kräftig an, womöglich wollen viele Unternehmen ihre Güter noch vor Zollerhöhungen in die USA bringen. Entsprechend erhöhten sich nämlich auch die Lagerbestände deutlich. Auf das Wachstum hatte das in der Summe allerdings keinen Einfluss.
Interpretation: Die US-Wirtschaft hat das sehr hohe Wachstumstempo im dritten (4,9%) und vierten Quartal 2023 (3,4%) in diesem Jahr zwar nicht halten können. Wir hatten aber schon vor drei Monaten in unserem Kommentar darauf hingewiesen, dass das schwächere Wachstum im ersten Quartal von 1,4% auf Einmalfaktoren beim Lager und dem Außenhandel zurückging und das unterliegende Wachstumstempo weiterhin recht hoch ist. Die heutigen Zahlen bestätigen diese Einschätzung, im zweiten Quartal expandierte die Wirtschaft wieder stärker als das Trendwachstum von – laut US-Notenbank – 1,8%.
Wir erwarten allerdings unverändert, dass die Wirtschaft wegen der Nachwirkungen der Zinserhöhungen der Fed an Schwung verlieren wird. Entsprechende Hinweise liefert beispielsweise der Arbeitsmarkt. Gleichzeitig gibt es aber auch keine Anzeichen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abstürzt. Denn die Finanzierungsbedingungen haben sich für die meisten Sektoren zuletzt wieder verbessert, und die starke Einwanderung stützt den privaten Verbrauch.
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