Deutschland – Noch keine Wende in der Industrie

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie sind im Mai gegenüber dem Vormonat um 1,6% gefallen.

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Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

04.07.2024

Damit zeigt der Trend weiter nach unten. Zusammen mit den zuletzt schlechteren Stimmungsindikatoren bestätigt dies unsere Erwartung, dass das zweite Quartal noch einmal schwach war und dass die allgemein für das zweite Halbjahr erwartete Erholung der Konjunktur nur moderat ausfallen wird. Eher nimmt das Risiko zu, dass diese Erholung noch länger auf sich warten lässt.

Eine weitere schlechte Nachricht aus der deutschen Wirtschaft: Die Industrie-Unternehmen haben im Mai 1,6% weniger Aufträge erhalten als im Vormonat. Auch wenn man die Großaufträge herausrechnet, deren Umfang stark schwankt und die häufig erst mit einer beträchtlichen Verzögerung abgearbeitet werden und deshalb für die konjunkturelle Entwicklung am aktuellen Rand weniger aussagekräftig sind, ergibt sich sogar ein Minus von 2,2%. Damit war das für den April gemeldete Plus bei dieser Kerngröße – das zudem auch nach unten revidiert wurde – (noch?) nicht der Beginn einer Aufwärtsbewegung.

Diese schwachen Zahlen zu den Auftragseingängen folgen auf enttäuschende Stimmungsindikatoren. Das Ifo-Geschäftsklima ist im Mai leicht und im Juni schon etwas deutlicher gefallen, und auch bei den Einkaufsmanagerindizes gab es im Juni spürbare Rücksetzer. Noch ist es gut möglich, dass diese schwächeren Zahlen nur die üblichen Schwankungen in einer Aufwärtsbewegung sind. Dafür müsste aber die nächste Runde an Zahlen bei den Stimmungsindikatoren und den Auftragseingängen wieder besser ausfallen.

Wir halten es weiter für das wahrscheinlichere Szenario, dass sich die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte erholen wird. Denn die Belastungen vonseiten der Energiepreise und der Zinserhöhungen der Notenbanken nehmen allmählich ab. Allerdings stützen die heutigen Zahlen unsere Erwartung, dass diese Erholung – anders als von vielen erwartet – im zweiten Quartal noch nicht eingesetzt hat und diese auch eher moderat ausfallen wird. Und das Risiko nimmt zu, dass der Start der Erholung sich noch weiter verzögern wird.

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