Deutschland – Neuer Early Bird macht Hoffnung

Unser überarbeiteter Frühindikator für die deutsche Wirtschaft macht Hoffnung, dass diese in der zweiten Jahreshälfte wieder Tritt fasst.

people___profile_24_outline
Dr. Ralph Solveen

Commerzbank Economic Research

05.04.2024

Zwar liegt er mit einem Wert von -11 weiter im negativen Bereich, aber er hat in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt. Ausschlaggebend hierfür ist neben einem wieder etwas freundlicheren weltwirtschaftlichen Umfeld und einem abnehmenden Gegenwind vom Devisenmarkt, dass die bremsende Wirkung der EZB-Zinserhöhungen allmählich abnimmt.

Fasst die deutsche Wirtschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres endlich wieder Tritt, wie es derzeit die meisten Prognosen erwarten? Unser Early Bird hat hier bisher wenig Hoffnung gemacht. Allerdings lag dies in erster Linie daran, dass bei ihm das geldpolitische Umfeld durch den Realzins erfasst wurde, der bis zuletzt gestiegen ist. Insbesondere die Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren spricht aber dafür, dass die Konjunktur stärker durch den Nominalzins beeinflusst wird. Darum haben wir unseren Frühindikator für die deutsche Wirtschaft entsprechend überarbeitet (für die Details siehe hier ). Zudem haben wir die Optik des Indikators geändert, indem wir in Zukunft die Indikatorwerte mal 100 nehmen.

Auf Basis der neuen Berechnungsweise zeigt der Early Bird seit dem vergangenen Sommer nach oben. Auch im März hat er weiter zugelegt, liegt mit -11 (nach -24 im Februar) aber immer noch im negativen Bereich. Die Rahmenbedingungen sind also immer noch unterdurchschnittlich. Verantwortlich hierfür sind eine weiterhin eher schwache Weltwirtschaft und ein leichter Gegenwind vom Devisenmarkt. Beide Komponenten haben sich in den vergangenen Monaten aber deutlich verbessert. Das geldpolitische Umfeld war im März sogar wieder leicht überdurchschnittlich. Denn der kurzfristige Realzins ist auf Basis unserer Berechnungsmethode immer noch recht niedrig. Wichtiger ist aber, dass die Zinserhöhungen der EZB mehr und mehr aus dem von uns ebenfalls erfassten Vorjahresvergleich herausfallen. Die von ihnen ausgehende bremsende Wirkung lässt also nach.

Damit steigen die Chancen, dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte wieder allmählich Tritt fassen wird. Wir gehen aber weiter davon aus, dass die dann startende Belebung sehr moderat ausfallen wird, da die Korrektur am Bau sich wohl noch einige Zeit hinziehen wird und zudem die zahlreichen strukturellen Probleme das Wachstum bremsen werden.