So legen die Deutschen ihr Geld an

06.07.2022 – Welche Geldanlagen sind besonders beliebt und in welche Anlageformen lässt sich in diesen Zeiten noch investieren?

Ein Mann sitzt lässig auf einem Geländer einer Terrasse

Die Coronakrise, der Krieg in der Ukraine, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und eine steigende Teuerungsrate – all diese Faktoren beeinflussen den Finanzmarkt und das Sparverhalten der Deutschen. Wie wirken sich all diese Faktoren auf das Anlageverhalten privater Haushalte aus und in welche Anlageformen lässt sich in diesen Zeiten noch investieren?

Sparquote auf Rekordhoch

Die Deutschen gelten als Weltmeister im Sparen. Doch in den vergangenen Jahren sorgte vor allem das pandemische Geschehen dafür, dass viele Bundesbürger noch weniger Geld ausgaben als üblich. Geschäfte waren lange Zeit geschlossen und Urlaube wurden storniert. Viele Deutsche hielten sich auch aus Sorge vor Kurzarbeit mit Anschaffungen zurück. Im Jahr 2020 ist die Sparquote bei den Deutschen deshalb förmlich explodiert und schoss auf ein Rekordhoch von 16,1 Prozent. Zwar hat das Statistische Bundesamt die Sparquote für das Jahr 2021 noch nicht bekannt gegeben, doch Experten gehen von einer Quote von mindestens 15 Prozent aus. Diese Quote liegt weiterhin deutlich über den üblichen Sparquoten, die seit 1996 bisher nur einmal im Jahr 2018 über 10,9 Prozent lagen. Doch wie ist es grundsätzlich um das Anlageverhalten der Deutschen bestellt?

Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland von 1991-2021

Wodurch verlieren die meisten Deutschen ihr Geld?

Im Dezember 2021 hat der Bundesverband deutscher Banken eine repräsentative Studie zum Anlageverhalten der Deutschen im Jahr 2021 veröffentlicht – mit einem Ausblick auf das Jahr 2022. Telefonisch befragt wurden 1.065 Personen ab 18 Jahren. Fast 46 Prozent aller Befragten hatten im vergangenen Jahr kein Geld angelegt und sind somit für die weitere Fragestellung nicht relevant.

Der Bundesverband der deutschen Banken wollte von den Anlegerinnen und Anlegern im Jahr 2021 unter anderem die bevorzugten Anlageprodukte wissen. Im Rahmen der Umfrage (Mehrfachnennungen waren erlaubt) stellte sich heraus, dass sich klassische Sparformen trotz des aktuellen Marktumfeldes noch immer großer Beliebtheit erfreuen. Im vergangenen Jahr setzten weiterhin viele Deutsche auf den klassischen Bankensparplan beziehungsweise den Spardauerauftrag (36 Prozent) sowie das Tagesgeldkonto (21 Prozent) oder das Festgeldkonto (16 Prozent). Für das Jahr 2022 ist das Interesse unter den Anlegenden insgesamt sogar steigend.

Das ist fatal, denn neben dem Zinsproblem müssen Anlegende aktuell auch die hohe Inflation berücksichtigen. All diese Faktoren sorgen dafür, dass ihr Vermögen an Wert verliert. Zwar haben auch klassische Sparformen für Notfallrücklagen ihre Berechtigung, doch der Vermögensaufbau erfordert ein neues Bewusstsein und ein damit verbundenes Umdenken.

Bevorzugte/gewünschte Anlageprodukte 2021/2022

Moderner Vermögensaufbau liegt bei den Deutschen vorne

Trotz der anhaltenden Beliebtheit von klassischen Geldanlagen verstehen immer mehr Deutsche, welche Möglichkeiten das moderne Investieren bietet. Sie setzen zunehmend auf entsprechende Geldanlagen. Auf Platz eins lagen im vergangenen Jahr Fondsanteile. Auf Platz eins lagen im vergangenen Jahr Fondsanteile. Auf sie setzten 38 Prozent der Befragten. Für das Jahr 2022 können sich das sogar 54 Prozent der Anlegerinnen und Anleger vorstellen.

Das Fondsmanagement wählt gezielt verschiedene Einzelwerte aus, beispielsweise Aktien oder Anleihen, und investiert das Kapital der Anlegerinnen und Anleger in diese Wertpapiere. Bei Fonds haben Anlegende meist die Wahl zwischen einem einmaligen Investment oder dem regelmäßigen Sparen. Viele Anlegerinnen und Anleger entscheiden sich für das Fondssparen. Sie kaufen regelmäßig Anteile an einem Fonds und erhöhen ihre Investition, indem sie monatlich automatisch einen festgelegten Betrag in den Fonds fließen lassen. Anlegende können beides auch kombinieren, indem sie zu Beginn oder zwischendurch einmalige Beträge investieren und darüber hinaus einen Wertpapiersparplan einrichten. Dieser eignet sich besonders für langfristige Investitionen – auch bei kleinen Summen. Eine breite Streuung und aktives Management können das Risiko von Kursschwankungen reduzieren.

Im Unterschied zu aktiv verwalteten Fonds gibt es auch die Möglichkeit, in Exchange Traded Funds, kurz ETFs, zu investieren. Ein ETF ist ein an der Börse gehandelter Indexfonds, der die Wertentwicklung eines bestimmten Index wie beispielsweise dem DAX abbildet. Anlegende partizipieren sowohl an der Kursentwicklung als auch an den Dividenden des jeweiligen Unternehmens und können selbst entscheiden, wann Anteile gekauft oder verkauft werden. Ein ETF ist kosteneffizienter, da er passiv verwaltet wird, und fällt in die Kategorie Investmentfonds. Herausgegeben werden ETFs von Banken oder Investmentgesellschaften. Erfahren Sie hier mehr zu Einmalanlagen und Sparplänen.

Die Deutschen zieht es an die Börse

Daneben sind Aktien für 32 Prozent der Deutschen eine beliebte Anlagemöglichkeit. Tendenz steigend: Die Hälfte aller Befragten gab an, sich im Jahr 2022 auch für Aktien zu interessieren. Anlegerinnen und Anleger, die eine Aktie kaufen, beteiligen sich an einem Unternehmen. Doch der Wert von Aktien kann stark schwanken. Außerdem können sich auch äußere Einflüsse wie die gesamtwirtschaftliche Situation oder die politische Lage in einem Land auf den Kurs auswirken. All diese Faktoren müssen bedacht werden. Anlegende sollten deshalb niemals ihr gesamtes Vermögen in die Aktie eines einzigen Unternehmens investieren, sondern ihr Vermögen breit streuen, um so das Risiko zu minimieren. Übrigens: Auch das Sparen in Aktien ist ratierlich möglich und bietet dieselben Vorteile wie Fonds und ETFs.

Einen großen Sprung auf der Beliebtheitsskala machen außerdem die festverzinslichen Wertpapiere. Während sie 2021 lediglich bei acht Prozent der Deutschen gefragt waren, interessieren sich in diesem Jahr 32 Prozent dafür. Die Anlegerinnen und Anleger profitieren hierbei von einem festgelegten Zinssatz. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei einem Kredit. Emittenten leihen sich für eine bestimmte Zeit Geld und zahlen dafür Zinsen. Am Ende der Laufzeit wird die geliehene Summe zurückgezahlt. Welches Risiko Anlegerinnen und Anleger dabei eingehen, bleibt ihnen mit der Wahl der Anleiheart selbst überlassen. Zu den sichersten Investitionen bei einem weniger risikofreudigen Anlageverhalten zählen Staatsanleihen.

Wie grün sparen die Deutschen?

Das Thema Nachhaltigkeit spielt in den Köpfen der Bevölkerung eine wachsende Rolle. Auch bei der Geldanlage wächst die Zahl der nachhaltigen Angebote stetig. Der Bundesverband deutscher Banken wollte deshalb von den Befragten nicht nur die bevorzugte Form der Geldanlage wissen. Auch das Thema Nachhaltigkeit war wichtiger Bestandteil der Umfrage. Das Ergebnis spricht eine klare Sprache: Für zwei Drittel der Anlegerinnen und Anleger ist es „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass ihr Geld in nachhaltige Projekte investiert wird. Somit wird auch beim nachhaltigen Anlageverhalten eine Trendwende erkennbar.

Tipp: Für etwa 50 Prozent des angelegten Portfolios sollten ETFs als Basisanlage dienen, welche über viele Branchen und Länder hinweg breit streuen. Diese Investitionsform bildet einen guten Ausgangspunkt, um diversifiziert und risikominimierend in weitere Themen und Wertpapiere des eigenen Interesses zu investieren. Zudem lohnt sich insbesondere ratierliches Sparen im Umfeld volatiler Märkte. Mittels des Durchschnittskurseffektes (Cost-Average-Effekt) werden niedrigere Kurse durch mehr Zukauf und hohe Kurse durch weniger Zukauf automatisch ausgenutzt.

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