Wie hoch können die Rohbaukosten werden?

04.10.2021 – Beim Hausbau verursacht der Rohbau die höchsten Kosten im Vergleich zu den Gesamtbaukosten. Wie können diese begrenzt werden, ohne die Qualität zu beeinträchtigen?

Das Grundgerüst eines neuen Hauses, das bisher nur aus den Grundmauern und einem Holzgerüst für das Dach bestehen. - Rohbaukosten

Jedes Bauprojekt beginnt mit einem Rohbau. Das gilt für den Bau eines Einfamilienhauses ebenso wie für den Bau eines Mehrfamilienhauses. Die Rohbaukosten machen jedoch den Großteil der gesamten Baukosten für den Hausbau aus. Fast die Hälfte der Gesamtkosten entfallen auf die Rohbaukosten. Viele Bauherren sind daher bestrebt, die Kosten für den Rohbau möglichst gering zu halten. Doch was ist dabei zu beachten und wann lohnt sich hier das Sparen überhaupt? In diesem Beitrag finden Sie wertvolle Hinweise zur Kostensenkung sowie Tipps für den kostengünstigen Bau Ihres Hauses.

Was gehört zu einem Rohbau?

Es gibt gewisse Positionen bei den Baukosten, bei denen sich Sparen nicht lohnt. Mangelhaft durchgeführte Arbeiten können später schwerwiegende Folgen am Haus zeitigen. Der Rohbau beschränkt sich keineswegs auf die Errichtung der Grundmauern und des Dachs. Dazu gehören viele einzelne Arbeiten.

Die wichtigsten Punkte beim Rohbau sind:

  • Alle notwendigen Vorbereitungsarbeiten für den Hausbau, vom Sichern der Baustelle bis zur Materialbeschaffung und Bereitstellung
  • Die Durchführung der Erdarbeiten wie das Ausheben der Baugrube
  • Tiefbautätigkeiten wie das Graben von Wasser-, Kanal- und Stromanschlüssen
  • Das Betonieren der Kellerdecke und das Aufstellen der Grundmauern
  • Arbeiten am Dachstuhl
  • Die Planung der Treppen, der Dachlatten und Schreinerarbeiten
  • Arbeiten zur Wärmedämmung und Abdichtung des Rohbaus

Die Rohbaukosten belaufen sich in der Regel zwischen 40 und 50% der gesamten Baukosten für das Bauprojekt. Die Rohbaukosten hängen natürlich auch von der Wohnfläche ab. Zur Berechnung dieser Kosten können bestimmte Richtwerte für den Hausbau herangezogen werden. Als Basis dient dabei die sogenannte Bruttogeschossfläche. Darunter verstehen Fachleute jene Fläche, die später als Wohnfläche dient. Die Basis bilden dabei die prognostizierten gesamten Baukosten.

Die Richtwerte setzen sich dann meist wie folgt zusammen.

  • Erdarbeiten und Tiefbau: 5% der gesamten Baukosten
  • Maurer- und Betonierarbeiten: 30%
  • Zimmermann (Dachstuhl): 5%
  • Schornstein: 2%
  • Dachdecker: 5%

Für den Hausbau ergeben sich dann Rohbaukosten von 47% der gesamten Baukosten. Die auf Quadratmeter umgelegten Baukosten belaufen sich meist auf 500 bis 80€ pro m². Diese werden mit der Bruttogeschossfläche multipliziert.

Wie läuft ein Rohbau ab?

Ein Rohbau erfolgt in einzelnen Arbeitsschritten. Manche davon können parallel ablaufen. Um Kosten zu sparen, können Sie natürlich einen Teil des Rohbaus in Eigenregie erledigen. Ein Rohbau wird wie folgt abgewickelt:

  1. Die Baustelle wird eingerichtet und die groben Erdarbeiten erfolgen.
  2. Das Fundament wird ausgehoben und die Sauberkeitsschicht mit Kies errichtet.
  3. Über die Sauberkeitsschicht wird Isoliermaterial aufgetragen und die Bodenplatte gegossen.
  4. Die Versorgungsleistungen werden installiert. Kanal, Wasser, Strom etc.
  5. Auf die Bodenplatte mauern die Profihandwerker das tragende Mauerwerk und stellen anschließend die Trennwände auf.
  6. Danach wird die Decke montiert und darauf der Dachstuhl errichtet. Auch der Schornstein muss dabei eingeplant und gemauert werden.
  7. Zum Schluss wird das Dach gedeckt und isoliert.

Der Rohbau in Eigenregie

Wenn Sie beim Rohbau Ihres Einfamilienhauses selbst Hand anlegen, können Sie im Idealfall bis zu 60% der Rohbaukosten sparen. Für viele Tätigkeiten sind handwerkliches Geschick und technische Kenntnisse notwendig. Es gibt jedoch auch Eigenleistungen, die von jedermann erbracht werden können. Dazu zählen beispielsweise:

  • Vorbereitungsarbeiten für die Einrichtung der Baustelle.
  • Reinigungsarbeiten
  • Assistenzarbeiten für die Handwerker

Vorteile der Eigenleistungen

  • Wenn Sie selbst bauen, sparen Sie natürlich eine Menge wertvoller Arbeitsstunden für Handwerker. Darüber hinaus können Sie auch das Material selbst beschaffen und dort einkaufen, wo es am günstigsten ist.
  • Als Bauherr haben Sie bei den Eigenleistungen natürlich einen guten Überblick und können kein Opfer von Pfusch werden.
  • Auch die Auswahl des Baumaterials bleibt bei der Eigenleistung Ihnen überlassen. Sie können sich schon beim Einkauf des Materials ein Bild von dessen Qualität machen.

Nachteile der Eigenarbeiten

  • Manche handwerklichen Eigenleistungen erfordern ein gewisses Maß an Fachkenntnissen und handwerklichem Geschick. Wenn Sie kein guter Heimwerker sind, sollten Sie lieber die Finger davon lassen.
  • Ein wesentlicher Nachteil der Eigenleistung ist der Zeitfaktor. Wenn Sie berufstätig sind, werden Sie nicht immer Zeit haben, um auf dem Bau zu arbeiten.
  • Je mehr Eigenleistungen Sie erbringen, desto länger wird das Bauprojekt dauern. Manche Arbeiten können zudem gar nicht ohne fremde Hilfe ausgeführt werden.

Was sollten Sie beim Rohbau beachten?

Fehler, die sich beim Rohbau einschleichen, egal ob im Rahmen einer Eigenleistung oder bei einer Fremdleistung, sind später nur noch schwer zu korrigieren. Daher sollten Sie den Rohbau sehr gewissenhaft durchführen oder durchführen lassen.

Die Auswahl des richtigen Materials

Beim Material für den Rohbau haben Bauherren mehrere Auswahlmöglichkeiten. Zu den beliebtesten Materialien für die Mauern zählen:

  • Massivziegel
  • Kalksandstein
  • Porenbeton
  • Holz

Ziegel eignen sich beim Hausbau vor allem als Schallschutz. Allerdings müssen Sie dabei für eine zusätzliche Wärmedämmung sorgen. Auch Kalksandstein müssen Sie wärmedämmen. Sowohl Ziegel als auch Kalksandstein sind sehr langlebige Materialien. Porenbeton besticht hingegen durch seine wärmedämmende Eigenschaft. Dafür ist hier der Schallschutz schlechter. Holz wird bei einem Einfamilienhaus vor allem für den Dachstuhl verwendet. Heute gibt es jedoch auch sogenannte Massivdächer. Diese bieten einen wesentlich höheren Brandschutz als Holzkonstruktionen.

Die häufigsten und teuersten Fehler beim Rohbau

Es gibt zahlreiche Fehler, die nicht nur unangenehme, sondern auch kostenintensive Folgen nach sich ziehen können. Bevor Sie überhaupt ein Haus bauen, ist es sinnvoll, das passende Grundstück dafür zu wählen. Ein dauerhaft feuchter Untergrund oder abschüssiges Gelände erschwert den Bau und derartige Fehler lassen sich nicht mehr beheben. Daneben schlagen jedoch auch andere Fehler teuer zu Buche, wie zum Beispiel:

Planlosigkeit:

Viele Bauherren wissen nicht, was sie eigentlich bauen wollen. Ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus oder einen Bungalow? Formulieren Sie daher Ihre Wünsche offen und besprechen Sie diese mit Ihrem Architekten oder Bauträger.

Baumängel und Feuchtigkeit:

Sie entstehen an Wänden, Decken und am Dach. Undichte Dächer oder unzureichend isolierte Wände und Decken führen in der Folge zu Feuchtigkeitsschäden. Hier kann sich dann auch Schimmel bilden, der nur noch schwer zu beseitigen ist. Manche Schimmelpilze, die bei Holzkonstruktionen in Verbindung mit Nässe auftreten, können sogar einen Abriss des Gebäudes zur Folge haben. Der gefährlichste Schimmelpilz ist Stachybotrys chartarum. Er ist weltweit verbreitet und führt zu einer lebensbedrohlichen Vergiftung der Bewohner mit Mykotoxinen.

Falsch eingebaute Fenster:

Dieses Problem tritt bei Rohbauten sehr häufig auf. Undichte Fenster führen zu einem enormen Wärmeverlust. Dieser zieht unweigerlich höhere Heizkosten nach sich.

Fehlerhafte Dächer:

Viele Fehler entstehen bei der Dachkonstruktion. Diese sind vor allem im Anschluss und der Durchdringung zu finden. Als Anschluss bezeichne

Bauen mithilfe eines Architekten?

Natürlich können Bauherren bei der Aufstellung des Rohbaus auch mit einem Architekten ihrer Wahl zusammenarbeiten. Der erfahrene Architekt hilft den Bauherren nicht nur bei der realistischen Planung des Gebäudes, sondern kann auch die Gesamtkosten sowie die Rohbaukosten richtig einschätzen. Allerdings müssen Bauherren den Architekten selbst auch als Kostenfaktor betrachten.

Die Kostenfaktoren beim Rohbau

Die Kosten für den Rohbau setzen sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Dazu gehören in erster Linie:

  • Die Materialkosten
  • Die Arbeitskosten
  • Gesamtkosten inklusive Planung

Die Materialkosten

Diese beinhalten die Kosten für das gesamte Baumaterial. Das reicht von den Ziegeln über die Dachbalken bis hin zu den Zuleitungen. Hier können Sie zwar sparen, doch die Qualität sollte darunter nicht leiden. Billige Materialien rächen sich mit der Zeit.

Die Arbeitskosten

Dazu zählen alle Kosten, die mit den notwendigen Arbeiten in Zusammenhang mit dem Rohbau anfallen. Diese Arbeiten bestehen aus:

  • Erdarbeiten für die Erschließung des Geländes
  • Die Kanalisation und Zuleitungen für Strom und Wasser
  • Der Bau des Fundaments und des Kellers
  • Errichtung des Mauerwerks inklusive aller tragenden Innen- und Außenwände
  • Die Errichtung der Geschossdecken und Treppen
  • Die Errichtung des Dachstuhls und der damit verbundenen Dichtungsarbeiten
  • Der Bau des Schornsteins
  • Spenglerarbeiten und Elektrikerarbeiten

Kostenbeispiel für einen Rohbau

Um ein Gefühl für die Rohbaukosten zu erhalten, finden Sie nun ein kleines Rechenbeispiel für ein Einfamilienhaus. Nehmen wir an, Sie bauen ein Haus mit einer Wohnfläche von 140m² und mit einem Keller, der rund 85m² groß ist. Die Rohbaukosten belaufen sich in diesem Fall bei den üblichen Marktpreisen auf:

  • Erdarbeiten u. Tiefbau: 11.500€
  • Maurer- und Betonierarbeiten: 69.000€
  • Zimmermannsarbeiten: 11.500€
  • Errichtung des Schornsteins: 4.600€
  • Spengler- und Klempnerarbeiten: 11.500€

    Gesamtkosten: 108.100€

Dabei wurden die oben erwähnten Richtsätze in Prozent für die Rohbaukosten herangezogen. Die Kosten für das gesamte Einfamilienhaus belaufen sich geschätzt auf rund 230.000€. Diese gesamten Baukosten werden der obigen Rechnung zugrunde gelegt.

Finanztipp:

Um möglichst rasch Ihren Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen, können Sie auf eine Baufinanzierung zurückgreifen. Wenn Sie Ihr Eigenheim mit nachhaltigen Materialien errichten, ist auch die sogenannte Grüne Baufinanzierung für Sie vorteilhaft. Dadurch lassen sich die Rohbaukosten für Ihr Haus leicht planen und finanzieren. Bauherren, die umsichtig planen, können auch den rechtzeitigen Abschluss eines Bausparvertrags ins Auge fassen.

5 Spartipps für den Rohbau

Optionaler Keller

Fragen Sie sich, ob Sie für Ihr Haus wirklich einen Keller benötigen. Der Keller verschlingt ebenso Kosten, die Sie unter Umständen sparen können.

Richtiger Gebäudetyp

Fragen Sie sich, welche Eigenleistungen Sie einbringen können und stimmen Sie den Bautyp Ihres Gebäudes dementsprechend darauf ab.

Realistische Vorstellungen

Planen Sie eine realistische Größe für Ihr Haus. Wie viel Platz benötigen Sie jetzt und in Zukunft?

Bessere Kontrolle

Kontrollieren Sie den Baufortschritt regelmäßig und achten Sie dabei auf etwaige Mängel. Dadurch ersparen Sie sich Nachbesserungsarbeiten.

Angebotsvergleich

Vergleichen Sie vor dem Bauvorhaben bereits alle Angebote und Verträge und ziehen Sie eventuell auch ein Fertighaus in Betracht. Die neuen Fertighausmodelle sind oft preisgünstiger als Massivhäuser.

Gibt es staatliche Förderungen?

Auch bei den Rohbaukosten stellt sich bei Bauherren die Frage nach Förderungsmöglichkeiten. Wenn Sie ein Eigenheim errichten wollen, stehen Ihnen in Deutschland mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

KfW-Förderungen

Planen Sie ein energieeffizientes Bauen mit beispielsweise erneuerbaren Energien, stellt die KfW-Bank attraktive Zuschüsse und Vergünstigungen bereit. Informieren Sie sich am besten im Vorfeld über mögliche Kredite bei Ihrem Architekten oder bei der KfW-Bank.

Wohn-Riester

Eine Möglichkeit der staatlichen Förderung ist der Wohn-Riester. Bei dieser Eigenheimrente wird ein Teil des Einkommens in einen Wohn-Riester-Vertrag eingezahlt, der staatlich gefördert wird. Die eingezahlten Raten können außerdem steuerlich abgesetzt werden.

Das Wohnraumförderungsgesetz

Dieses ermöglicht es, zinsgünstige Kredite für den Bau eines neuen Eigenheims aufzunehmen. Diese Wohnbauförderung gilt für Familien mit einem geringeren Jahreseinkommen. Wenn Sie Kinder haben, können Sie zudem das sogenannte Baukindergeld beantragen.

Auch Länder und Kommunen bieten einige Förderungsmöglichkeiten für den Bau eines Eigenheims an. In Deutschland stehen auch die katholische und evangelische Kirche für Förderungen zur Verfügung.

Mit den richtigen Partnern zum Eigenheim

Wenn Sie ein eigenes Haus bauen wollen, sind Sie mit den richtigen Partnern am besten beraten. Diese garantieren eine fachgerechte Ausführung des gesamten Bauprojekts. Wichtig bei der Planung ist es, das Bauvorhaben auf eine sichere Basis zu bauen. Fassen Sie dazu passende Finanzierungsmöglichkeiten ins Auge. Planen Sie Ihr zukünftiges Haus sorgfältig, überschätzen Sie weder Ihre finanziellen Möglichkeiten noch Ihre persönlichen Eigenleistungen. Dann können Sie auch zügig in Ihr eigenes Traumhaus einziehen.

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