Commerzbank-Mittelstandsumfrage
Wie sich der Fachkräftemangel wirklich lösen lässt
14.08.2018
- Betriebe benötigen Rückendeckung der Politik, um Fachkräftemangel zu lösen
- Unternehmen fordern bedarfsgerechtes Einwanderungsgesetz, qualitätsorientiertes Schulwesen sowie Stärkung der betrieblichen Ausbildung
- Umfrage des Commerzbank-Research unter mehr als 300 mittelständischen Kunden
Unternehmen sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Betriebe. Dies ergab eine Umfrage des Commerzbank-Research unter Firmenkunden der Bank. 61 % der Unternehmen stufen dieses Risiko sogar als hoch ein. Für knapp die Hälfte der Befragten stellt der Fachkräftemangel zudem ein mindestens mittleres Investitionshemmnis dar. Um diesem Problem zu begegnen, sind deutsche Unternehmen bereits kreativ geworden. Die Umfrage zeigt allerdings, dass sie dringend die Unterstützung der Politik benötigen.
Ein Problem ist das Bildungssystem. So beginnen mittlerweile mehr junge Menschen ein Studium als eine Lehre. Gleichzeitig sind Ausbildungs- und Handwerksberufe in der Gunst gesunken. „Wir sehen in Deutschland eine fehlgeleitete Akademisierung“, monierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Daten der Kultusministerkonferenz zufolge haben sich die Abiturnoten zwischen 2006 und 2016 markant verbessert. „Die Noteninflation führt dazu, dass immer mehr Schulabgänger ein Hochschulstudium aufnehmen – aber auch immer mehr Studenten dieses abbrechen.“
Gleichzeitig konnte ein Viertel der befragten Firmen nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Hauptgrund hierfür ist bei 83 % der Unternehmen, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Dies führt dazu, dass die Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften an Bedeutung gewinnt. Da das Arbeitskräftepotenzial aus EU-Partnerländern abnimmt, liegt der Fokus auf Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern. 31 % der befragten Firmenkunden schreiben diesen eine mittelgroße Rolle zu, 15 % der Unternehmen sogar eine große Rolle. Die Einstellung von Flüchtlingen spielt wiederum für 85 % der Betriebe nur eine geringe oder gar keine Rolle.
Als größtes Einstellungshindernis wird hierbei auf die Sprachbarriere hingewiesen. Doch die befragten Unternehmen beklagen auch, dass die Zuwanderungsregeln zu kompliziert seien (43 % bei Arbeitskräften aus Nicht-EU-Ländern; 63 % bei Flüchtlingen). Dies liege unter anderem an dem häufig unklaren Aufenthaltsstatus. „Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz für mehr Fachkräfte“, forderte Krämer. „Am besten wäre ein Punktesystem wie in Kanada, Australien oder Neuseeland. Dann haben ausländische Fachkräfte umso höhere Chancen, je besser ihre Ausbildung, ihre Berufserfahrung, ihre Sprachkenntnisse und ihre Integrationsfähigkeit sind.“ Das Vorliegen eines Arbeitsvertrages aus Deutschland könne im Rahmen eines Punktesystems ebenfalls berücksichtigt werden.
Die Unternehmen selbst haben bereits Maßnahmen gegen den Fachkräfteengpass ergriffen, wie die Umfrage zeigt. Dazu zählen vor allem Investitionen in Aus- und Weiterbildung sowie die Verbesserung der Arbeitsplatzqualität und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daneben kooperieren die Betriebe mit Schulen und Universitäten, bieten mehr Praktikumsplätze an und intensivieren das Ausbildungsmarketing, um gegen rückläufige Bewerberzahlen anzukämpfen. „Die Unternehmen zeigen sich bereits sehr kreativ – jetzt ist die Politik gefragt“, resümierte Krämer.
Das Commerzbank-Research hat im Mai 2018 Firmenkunden zum Thema Fachkräftemangel befragt. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen stammt aus der Industrie, je ein Viertel aus der Handelsbranche sowie dem sonstigen Dienstleistungssektor. Zwei Drittel der Betriebe haben bis zu 249 Beschäftigte, ein Drittel hat mehr als 249 Angestellte. 333 Firmenkunden haben an der Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse der Umfrage wurden in der Studie „Fachkräftemangel in Deutschland“ veröffentlicht.
Die komplette Studie finden Sie hier:
https://www.firmenkunden.commerzbank.de/portal/de/cb/de/firmenkunden/insights/mittelstandsumfrage.html
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