Interview, Ein bereits erfolgreiches Start-up startet neu durch
Interview mit Carolin Schuberth, Gründerin der Waschies GmbH
Der Investor Ralf Dümmel ebnete dem Start-up Waschies den Weg in den stationären Handel. Nach dem Rückkauf der Anteile startet die Gründerin Carolin Schuberth einen Neuanfang und will mit Ihrer Marke Skinroutine weltweit nachhaltig verändern. Die Commerzbank ist ein wichtiger Partner bei der Realisierung ihrer Wachstumsambitionen.
Die ersten 20 Waschpads selbst genäht
Ihre Freunde sind so begeistert, dass sie nicht locker lassen. Sie solle sich unbedingt bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ bewerben. Carolin Schuberth tut es und der Fernsehsender Vox lädt sie 2018 direkt zum Pitch ein. „Dabei hatte ich nur den ersten Proof of Concept und mehr nicht“, erzählt sie heute.
Nachdem ihre zweite Tochter 2015 zur Welt kommt und wie ihre erste Tochter ebenfalls sehr früh unter empfindlicher Haut leidet, will Carolin Schuberth sich nicht mehr mit den handelsüblichen Feuchttüchern zufriedengeben. „Sie brennen auf der Haut meiner Töchter, das ist schmerzhaft.“ Es muss doch etwas Hautfreundlicheres und Nachhaltigeres möglich sein? Ihre Mutter ist Weberin und hat die Idee für einen sanften Stoff mit dicken Mikrofasern in Kombination mit Viskosefasern. Zusammen fahren sie zu einer Weberei und geben den Stoff in Auftrag. „Wir haben dann 300 Meter Stoff auf zehn Rollen bekommen.“
Carolin Schuberth fährt zwei Stoffrollen, mehr passen nicht in ihr Auto, in ihre Agentur. Sie kauft sich eine Nähmaschine und produziert selbst die ersten 20 Waschpads für Ihre Familie und befreundete Mütter. Die Resonanz ist überwältigend.
Nachdem ihre Tochter den Namen „Waschies“ erfindet, gründet sie die Waschies GmbH
Es fühle sich sensationell für die Babys und Kinder an, hört sie. Die Mütter wiederum nutzen die Pads selbst fürs Abschminken und wollen sie nicht mehr missen. Das Feedback motiviert Carolin Schuberth. Sie arbeitet sich tief in die Materie von Fasern und Stoffen ein. Ihr strukturiertes Vorgehen ist kein Zufall. Nach ihrem internationalen Managementstudium steigt sie bei einem Finanzverlag ein. Anschließend wechselt sie zu einer Bank, geht dafür sogar nach London. Doch es zieht sie zurück in die Heimat nach Kulmbach in Bayern. Sie macht sich dort selbstständig mit einer Werbeagentur für die Finanzbranche.
Als meine Töchter fragen, wo die WischieWaschies sind, stand der Name für das Produkt fest.Ihre Erfahrung als Unternehmerin und das Gespür für Marken helfen ihr. „Als meine Töchter fragen, wo die WischieWaschies sind, stand der Name für das Produkt fest.“ Sie lässt den Namen als Marke registrieren und die Pads als Designschutz schützen.
Ein Punkt, den Start-ups nicht selten vernachlässigen und dann schnell kopiert werden können. „Patente sind ein kompliziertes Thema und spezialisierte Anwälte teuer.“ Deshalb lässt sie sich von „Bayern Innovativ“ beraten, einer Tochtergesellschaft des Landes Bayern. Carolin Schuberth recherchiert immer tiefer zu europäischen Normen, Zertifikaten und Regeln für Hygiene- und Kosmetikartikel. Sie spürt, wie sehr ihr Herz für Waschies brennt. „Ich habe deshalb eine eigene GmbH dafür gegründet.“ Die Vorrausetzungen für den Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ stehen.
„Wir kümmern uns um alles“, sagt Ralf Dümmel zu ihr
„Die Zeit ist reif für Hygiene- und Kosmetikprodukte, die sowohl sanft zur Haut als auch nachhaltig sind“, begeistert Carolin Schuberth bei ihrem Fernsehauftritt die „Löwen“ Ein waschbarer Waschies ersetzt bis zu 800 Wattepads. Der Pitch überzeugt die Investoren Ralf Dümmel und Judith Williams. Sie wollen ihr die gewünschten 50.000 Euro geben, allerdings dafür 20 Prozent statt der angebotenen 10 Prozent Anteile an der neuen Waschies GmbH. Für Carolin Schuberth eine einmalige Chance. Sie entscheidet sich für Ralf Dümmel.
„Wir kümmern uns um alles“, zitiert Carolin Schuberth die Aussage von Investor Ralf Dümmel. Schon einen Tag nach Ausstrahlung der Sendung liegen die Waschies bundesweit im Handel.
Waschies wächst. Carolin Schuberth lernt enorm von Ralf Dümmel über den Handel. Ein halbes Jahr später ist der Hype vorbei und „ich habe mich gefragt: Was kommt als Nächstes?“ Das mittlerweile vierköpfige Waschies-Team hat bislang Waschpads für Babys und Kleinkinder sowie die Abschminkpads für Frauen im Angebot. Carolin Schuberth hat viele neue Ideen. Doch Ralf Dümmel teilt nicht die Expertise im Beauty-Markt. Bald spürt sie die Nachteile einer Investorenfinanzierung. ,„wenn ich so weitermache, muss ich mich verbiegen“.
Ich möchte wieder 100 Prozent selbst bestimmen, wohin es geht.Mitte 2023 entscheidet sie sich. Carolin Schuberth kauft Ralf Dümmel seine 20 Prozent Anteile wieder ab. „Ich möchte wieder 100 Prozent selbst bestimmen, wohin es geht.“ Ralf Dümmel ist Profi und versteht das. Sie gehen im Guten auseinander.
„Wenn du einen gut durchdachten, realistischen Fünf-Jahres-Businessplan hast und ein Produkt, von dem du überzeugt bist, geh erstmal zu einer Bank. Dann bleibst du am Steuer und keiner redet dir rein“, empfiehlt Carolin Schuberth. „Denn bei einem Investor gibst du Anteile ab und der will natürlich auch mitreden.“
Netzwerken ist das A und O, Akquise erklärt sie zur Chefsache
Heute sind sie zu zehnt im Waschies-Team, der neue Online-Shop ist live und sie machen einen Umsatz von rund drei Millionen Euro.
Auf die Frage, wie sie Aufträge einholt, erklärt sie „Akquise ist Chefsache, denn keiner kennt das Produkt so gut wie ich selbst.“ Sie geht weltweit auf Messen, schließt Kooperationen und geht auf Luxushotels zu, die Waschies für Gäste mit dem Hotelnamen branden können.
Netzwerken ist dabei für sie das A und O. So schafft sie auch Zugang zu QVC in Großbritannien und moderiert dort den Verkauf Ihrer Produkte. Neugierig zu bleiben, Kenntnisse aufzusaugen und selbst in die Verantwortung zu gehen, das treibt die erfolgreiche Unternehmerin an. Sie weiß aber auch, wie wichtig es ist, sich Wissen an Bord zu holen. Auch hier hilft ihr das Netzwerken.
In England lernt sie Chelsea kennen, eine erfahrene Marketingmanagerin für Beauty-Produkte. Sie ergänzt das Kulmbacher Team aus England und baut den TikTok-Shop für Waschies auf. „Sie hat so viel Know-how, das kannst Du alleine gar nicht wissen.“
Sie braucht eine Bank für das weitere Wachstum und eine, die das Beauty-Geschäft versteht
Der TikTop-Shop ergänzt die verschiedenen Vertriebskanäle. Hier legt Carolin Schuberth Wert auf Diversifizierung. Aktuell verteilt sich ihr Umsatz fast in gleichen Teilen auf den eigenen Online-Shop, den Shoppingsender QVC in Deutschland & UK, Amazon und restliche kleinere Vertriebswege.
Das ist ihr wichtig, um das Unternehmen langfristig gut aufzustellen. Sie will wachsen, aber gesund wachsen. Dazu gehört für sie auch, einen lukrativen Auftrag aus den USA abzulehnen. „Wenn ein Auftrag so groß, ist, dass es existenz-gefährdend ist, wenn dieser platzt, dann sollte man ihn nicht machen“ rät sie.
Meine Vision ist es, die Weltmarke für nachhaltige Waschpads zu werden.Auch wenn sie einzelne Aufträge absagt. Waschies wächst in Deutschland, in Europa und weltweit. Die Zölle in die USA verschlechtern das Geschäft dorthin, daher denkt sie auch über Indien als Absatzmarkt nach.
Für weiteres Wachstum braucht sie eine Bank, die das komplexe und investitionsintensive Beauty-Geschäft versteht. Commerzbank Berater Stefan Fleischmann hat den Kontakt bereits seit Ihrer Bekanntheit durch „Höhle der Löwen“ aufgenommen. Jetzt zahlt sich aus, dass man sich kennt. Sie erklärt ihm ihre Wachstumspläne mit einem neuen Online-Shop-System sowie neuem „Look and Feel“ ihrer Marke.
Die Commerzbank berät und unterstützt auch kleinere Unternehmen und Gründende
Es sei schwierig, den Beauty-Markt außerhalb der Branche zu erklären, weil es besonderen Aufwand und hohe Investitionen erfordere, sich am Beauty-Markt zu etablieren. Stefan Fleischmann sagt: „Geht nicht, gibt’s nicht“ und nimmt sich Zeit für die Beratung. Ihm geht es um eine langfristige Partnerschaft und gemeinsam findet man eine Finanzierungslösung.
Wenn ich mal einen großen Auftrag habe, kann ich einfach schnell anrufen und die Finanzierung abklären.Carolin Schuberth schätzt den Austausch sehr. „Wenn ich mal einen großen Auftrag habe, kann ich einfach schnell anrufen und die Finanzierung abklären.“ Die Commerzbank ist auch für kleinere Gründer und Start-ups da, „das gibt es so oft nicht mehr“, sagt Carolin Schuberth. „Wir glauben an dich“ ist das Gefühl, das ihr die Commerzbank vermittelt. KfW-Darlehen, Gründerkredit oder Finanzierung, sie tauscht sich intensiv und kontinuierlich mit der Commerzbank aus, wird beraten und tatkräftig unterstützt.
Carolin Schuberth sieht sich immer noch am Anfang. „Meine Vision ist es, die Weltmarke für nachhaltige Waschpads zu werden.“ 15 Millionen Waschies hat sie bisher verkauft und „wenn mich sogar eine Frau in Los Angeles anspricht, wie begeistert sie von Waschies ist, ist das einfach unglaublich schön“.
Autor: Murtaza Akbar
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