Gemeinsam (Mehr-)Werte schaffen

Im Interview mit Katharina Brunsendorf

Katharina Brunsendorf von finanz-heldinnen im Gespräch über ETFs, Mode als Anlage und motivierende Netzwerke.

Katharina Brunsendorf von den finanz-heldinnen steht lässig vor eine Wand, die mit gelben Blumen geschmückt ist.

Zusammen kommt man weiter

Katharina Brunsendorf sitzt im Home Office vor ihrem Bildschirm. Hinter ihr: große silberfarbene Heliumballons in Zahlenform. „Wir haben vor ein paar Wochen die 100.000 Follower auf Instagram gefeiert, die Ballons halten ewig“, erzählt sie. Heute, nur wenige Wochen später, könne man eigentlich schon eine Zwei dazukaufen: Über 125.000 Menschen folgen den finanz-heldinnen auf Instagram.
finanz-heldinnen ist eine Initiative des Commerzbank Konzerns – und Katharina Brunsendorf gehört mit zu den Initiator:innen. Was 2018 mit einer Idee startete, steht heute für einen eigenen Podcast, eine eigene Instagram-Community, ein Online-Magazin und sogar ein Buch. Die Grundidee: Chancen und Risiken am Finanzmarkt aufzeigen und das Thema so darstellen, wie es kaum jemand sieht – mit Feuer und Energie.
Die Initiative hat Katharina Brunsendorf mit ihrem kleinen Team in Deutschland bekannt gemacht, sie als Gesprächspartnerin in andere Podcasts und als Speakerin auf Bühnen gebracht.

Katharina, du gehörst zum Team von einem der wichtigsten Finanz-Projekte für Frauen. Auf eurer Homepage steht, dass du erst spät angefangen hast, dich mit Finanzen zu beschäftigen. Wann genau?

Wenn man es genau nimmt, habe ich mich schon sehr früh mit Geld beschäftigt. Als kleines Kind habe ich Gänseblümchen gepflückt und für 50 Pfennig verkauft. Später haben eine Freundin und ich größere Blumensträuße in der Gaststätte ihrer Eltern älteren Herrschaften für fünf Euro angeboten – dort gab es regelmäßig Tanztees. Mit 15 Jahren fing ich an zu jobben und zu sparen. Mit Geld umgehen, haushalten, das war für mich also schon immer ein Thema. Aber zum Investieren an der Börse kam ich erst mit Mitte zwanzig ...

... als du angefangen hast, im Commerzbank Konzern zu arbeiten.

Genau. Wenn man bei einer Bank arbeitet, kommt man an diesen Themen nicht vorbei. Und ich merkte plötzlich: Um in Aktien zu investieren, muss man nicht reich oder eine erfahrene Geschäftsfrau sein. Das ist alles kein Hexenwerk.

Das heißt, vorher warst du eher der Typ: alles Geld aufs Sparkonto?

Naja (lacht), viel Geld war da nicht. Mit Anfang, Mitte zwanzig kommt man ja immer gerade so über die Runden. Und wenn man dann ein bisschen mehr hat, gönnt man sich einen Urlaub und investiert es in Erlebnisse, die ja wahnsinnig wichtig sind. Trotzdem konnte ich zum Glück auch ohne viel Zutun ein kleines Polster ansparen.

Wie?

Über einen Bausparvertrag. Mein damaliger Arbeitgeber hat die Vermögenswirksamen Leistungen damals nur in dieses heute zugegeben eher altmodische Anlagemodell gezahlt und ich wollte das Geld nicht liegen lassen. Das würde ich auch jedem empfehlen: Checkt, was euer Arbeitgeber bietet. Das muss natürlich kein Bausparvertrag sein, aber rückblickend war das eine wertvolle Investition meines Lebens, denn das Geld diente später als ein Teil meines Eigenkapitals für den Kauf einer Immobilie.

Wie genau kamst du an die Börse?

Das kam wirklich durch das Bank-Umfeld. Dort sieht man entsprechende Studien, die aufzeigen, warum frühes Anlegen so wichtig ist: Zinsen, Inflation, all das. Altersarmut ist immer noch weiblich. Dagegen wollte ich etwas tun. Für mich, aber auch für andere Frauen. Das Bank-Umfeld hat mich letztendlich dazu ermutigt. Unterstützung habe ich mir dann von Kolleginnen und Kollegen geholt.

Was war der wertvollste Tipp?

„Mach einfach, es tut nicht weh.“ Und genauso habe ich losgelegt. Meine erste Sparplanrate betrug 25 Euro im Monat. Und ich sage immer: Jede:r von uns hat 25 Euro schon schlechter ausgegeben als in ETFs. Man muss einfach nur mal in den Kleiderschrank schauen.

Heute bist du 33, du investierst also seit über sieben Jahren. Was war deine größte Fehlinvestition?

Was Investitionen an der Börse betrifft, habe ich bisher keinen großen Fehler gemacht. Aber Stichwort Kleiderschrank: Ich habe mal einen ziemlich teuren Fehlkauf getätigt, ein schickes Designerkleid aus Wolle, nachhaltig, todschick – ich war völlig überzeugt von meinem Kauf. Es hat eine höhere dreistellige Summe gekostet. So viel Geld hatte ich vorher noch nie für ein Kleidungsstück ausgegeben. Leider ist es so dick und warm, dass ich es nur bei Minusgraden anziehen kannSeitdem überlege ich mir noch genauer: Was muss es denn jetzt wirklich sein – und was nicht?

Vielleicht wird es irgendwann ein Sammlerstück ...

Da hätte es schon eine Handtasche einer bestimmten Marke sein müssen – die ich nie hätte tragen dürfen. Mode als Anlagestrategie ist eher nichts für mich.

Hattest du als Kind oder Jugendliche ein Vorbild, was den Umgang mit Geld betrifft?

Mein Vater ist ein sehr guter Kaufmann, meine Mutter ist zuhause die Verwalterin. Aber das Thema Finanzen war bei uns zuhause nie ein großes Thema, da galt eher: „Über Geld spricht man nicht.“ Ich hatte einfach schon früh den Antrieb, selbst ein paar Taler zu haben. Als Kind war das Ziel, mit dem Fahrrad in den Kaufmannsladen zu fahren und dort Süßigkeiten für fünf oder zehn Pfennig zu kaufen. Mit dem eigenen Geld! Das war immer das Größte und ein Gefühl von Freiheit.

Was sind diese „Süßigkeiten“ heute – also: Für was verdienst du heute gerne Geld?

Massagen! Ich liebe Massagen (lacht). Aber primär ist es, um wirklich unabhängig zu sein, zu wissen: Ich habe einen Notgroschen und ich habe später ein finanzielles Polster, auf das ich zurückgreifen kann. Und ich kann es mir leisten, mal essen zu gehen und mal was Nettes einzukaufen – ohne mir Gedanken machen zu müssen. Das ist für mich ein wahnsinnig großes Privileg.

Du sagst, dass eine starke Community wichtig ist in Sachen Finanzen. Warum?

Ich glaube, dass Austausch motiviert. Und bei Finanzen ist das schlussendlich auch wie beim Joggen. Wenn ich alleine loslaufe, schaffe ich vielleicht drei Kilometer. Zusammen kommt man weiter: Wenn ich noch jemanden dabei habe und man sich gegenseitig motiviert, schaffe ich vielleicht fünf oder sechs Kilometer. Und genau das wollen wir auf unseren Kanälen schaffen: dass sich die Menschen austauschen und gegenseitig unterstützen.

Du selbst hast dir über die Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut in Deutschland. Hast du Tipps, wie man sich am besten vernetzt?

Bei mir kam das natürlich viel über den Job. Für mich war das Netzwerk Global Digital Women, wichtig. Wir haben zusammen einige Events für die finanz-heldinnen veranstaltet, als es noch ging. Später teilweise auch digital. Wichtig ist, dass man schaut: Wo bin ich unterwegs? Viele Städte bieten Veranstaltungen zum Vernetzen, vom Stammtisch zum Roundtable. Am besten beginnt man aber im eigenen Unternehmen oder Umfeld. Und grundsätzlich spielt heute Social Media natürlich eine große Rolle. LinkedIn macht vieles einfacher, dort kann man Kontakte suchen, sie unverbindlich anschreiben, unter Postings kommentieren oder um Rat fragen.

Es gibt Studien dazu, dass Frauen im Vernetzen relativ schlecht sind. Warum glaubst du, fällt das vielen schwer?

Ich persönlich glaube, dass Frauen sehr gut netzwerken können. Ich glaube aber auch, dass wir es anders tun als Männer. Und da ist dann die Frage: Ist das jetzt schlecht oder ist es einfach nur anders?

Wie genau definierst du anders?

Wir Frauen gehen einfach viel mehr über die persönliche Ebene. Männer sind, glaube ich, schnell klarer damit, was sie von ihrem Gegenüber wollen. Als Frau bin ich vorsichtiger, vielleicht auch strategischer, teste erst mal an: Wie finde ich die Person? Was kann ich sie fragen? Meine persönliche These ist, dass Männer mehr Kontakte ansammeln und sagen: Bei einem von denen wird sich schon etwas ergeben. Als Frau geht man da meiner Meinung nach gezielter ran.

Wer sind für dich Role Models oder wichtige Begleiter?

Wichtig sind Menschen, die die richtigen Fragen stellen und einem Mut machen. Bei mir ging es schon los mit meinem Ausbilder oder damals dem Inhaber des Unternehmens, in dem ich als Erstes gearbeitet habe. Er hat mir Raum gegeben, mich zu entwickeln. Und auch in meiner Zeit bei der comdirect gab es tolle Unterstützer:innen.
Das ist aber alles auch nicht von alleine gekommen. Ich bin auf Kolleg:innen zugegangen, auch in deutlich höheren Positionen, und habe um Feedback gebeten. Wenn ich in einer Situation nicht weiterwusste, habe ich um Rat gebeten. Übrigens sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Eine Kollegin habe ich einfach mal zwei Tage begleitet in ihrem Alltag und konnte so erleben, was Führung in ihrer Position bedeutet.

Gerade auf höhergestellte Kolleg:innen zuzugehen, fordert aber auch Mut, den vielleicht nicht jede:r hat ...

Ich kann jedem nur raten, über seinen Schatten zu springen. Wenn ich etwas will, muss ich mich darum kümmern. Das ist ein Grundsatz. Und wenn ich von anderen Menschen im Unternehmen gesehen werden möchte, dann muss ich anklopfen und einfach mal konkret fragen. Ich bin damit nie auf die Nase gefallen: Wenn ich offen und freundlich gefragt habe, sei es „Wollen wir mal Mittagessen gehen, einen Kaffee trinken?“, hat bislang keiner Nein gesagt.

Und wenn doch jemand Nein sagt?

Dann fragt man den nächsten. Stolz ist fehl am Platz, wenn man die eigenen Ziele verfolgt. Wer ungerne auf Fremde zugeht, kann einen neuen Kontakt im Unternehmen über einen bestehenden Kontakt einfädeln: Vielleicht hat jemand im Umkreis mit der betreffenden Person zu tun und kann helfen. So geht es manchmal leichter.

Du sprichst im finanz-heldinnen Podcast „Schwungmasse” über Finanzen. Ist dir das anfangs schwergefallen?

Das hätte ich anfangs tatsächlich gar nicht gedacht, aber: nein. Die Moderation macht mir total Spaß. Mit unseren Gesprächen geben wir Menschen Ideen, was sie für sich tun können. Wir laden verschiedene Gäste für unterschiedliche Folgen ein. Mal ist es eine Wissensfolge, in der es primär um Finanzthemen geht, in anderen sprechen wir mit spannenden Persönlichkeiten über ihr Leben und ihren Blick auf Finanzen. So durfte ich zum Beispiel schon einmal mit Barbara Schöneberger sprechen oder auch ganz aktuell mit Enissa Amani. Großartig, oder?

Was treibt dich an, andere zu unterstützen?

Diese Begeisterung, die ich für Finanzen verspüre, an andere Menschen weiterzutragen. Und vor allen Dingen: Die Wichtigkeit zu verdeutlichen, dass wir uns selbst um unsere Finanzen und vor allem die finanzielle Vorsorge kümmern müssen. Aber auch das Feedback, das wir zurückgespielt bekommen.

Kannst du da Beispiele nennen?

Ich mache immer Screenshots von besonders netten Nachrichten, ich schaue mal kurz (nimmt ihr Handy) ... Gestern schrieb eine Frau aus unserer Community: „Bei euch sind alle so unfassbar motivierend (...). Ich bin aus einer Lethargie aufgewacht, hatte vorher durch Corona den Job verloren. Ihr habt mir so viel Mut gemacht." Oder hier: „Ich liebe euren Podcast. Ich lerne mit jeder Folge dazu. Ich spreche jetzt über das Thema auch immer mehr mit Familie und Freunden. Dadurch entstehen tolle Gespräche. Danke dafür." Da arbeitet man am nächsten Tag nochmal doppelt so gerne.

Über Katharina & finanz-heldinnen

Katharina Brunsendorf leitet die Initiative finanz-heldinnen und ist Mit-Herausgeberin des Buches „finanz-heldinnen – Der Finanzplaner für Frauen“. In vorigen Positionen betreute sie unterschiedliche Kommunikationsformate für comdirect und war im Marketing der BEGO Unternehmensgruppe aktiv. Erst durch ihre Tätigkeit bei der Bank hat sie sich stärker mit ihren Finanzen und ihren finanziellen Möglichkeiten auseinandergesetzt. Diesen Impuls und ihre Begeisterung für das Thema möchte sie im Rahmen der Initiative finanz-heldinnen auch an andere Frauen weitergeben – sowohl im Podcast ›Schwungmasse‹, als auch in den vielfältigen Social-Media-Formaten und weiteren Formaten der Initiative. Dort kann sie ihre Passion für Content-Erstellung und -planung vollends einbringen.

Über die finanz-heldinnen:

Die Initiative finanz-heldinnen hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen für Finanzen zu begeistern und sie mittels Wissensformaten auf dem Weg in ihre finanzielle Zukunft zu begleiten. Denn Finanzen können Spaß machen und begegnen uns in jeder Lebenssituation. Deshalb klären die finanz-heldinnen auf, diskutieren und regen zu neuen Gedanken an. Egal ob auf ihrem Instagram Account (@finanzheldinnen), im wöchentlichen Podcast Schwungmasse, auf der Website oder in ihrem Buch „Der Finanzplaner für Frauen“.