Was beeinflusst die Goldpreisentwicklung?
19.06.2023 – Goldpreisentwicklung: Wie entwickelt sich der Goldpreis in der Zukunft und welche Faktoren beeinflussen ihn? Wann ist der richtige Zeitpunkt, zu kaufen?
Der Goldpreis hat 2022 infolge der Corona-Krise, des Kriegs in der Ukraine und der steigenden Inflation ein beinahe Rekordniveau erreicht. Trotz geringer Renditeerwartungen sowie stark schwankender Kurse setzen Anleger auf den wertbeständigen Klassiker. In diesem Beitrag erfahren Sie, was die Goldpreisentwicklung beeinflusst und warum Gold eine sinnvolle Ergänzung eines Anlageportfolios darstellen kann.
Was macht Gold so besonders?
Anleger verfolgen das Ziel, mit ihrem Investment eine lohnende Rendite zu generieren. Wer physisches Gold erwirbt, erhält aber weder Zinsen noch eine Dividende. Der Gewinn hängt ausschließlich von der Entwicklung des Goldpreises ab. Zudem müssen Anleger beim physischen Kauf von Gold die Kosten für die Aufbewahrung sowie für die Versicherung der Goldbarren und -münzen berücksichtigen. Bei Münzen fallen zudem Prägegebühren an, die in Relation zum Preis umso höher ausfallen, je kleiner die Stückelung ist. Dadurch zahlt man beim Kauf mehr als den reinen Goldwert. Diese Kosten bzw. Gebühren müssen durch die Steigerung des Goldpreises erst wieder reingeholt werden, bevor man Gewinne erzielt.
Gold gilt als anerkannte krisensichere und solide Geldanlage. Alternativ bietet sich auch die Anlage in börsengehandelte Goldprodukte wie ETFs und Zertifikate oder in Aktien von Goldminenbetreibern an. Da sich der Goldpreis häufig entgegengesetzt zum Aktienmarkt entwickelt, kann die Investition in das Edelmetall Schwankungen im Portfolio ausgleichen.
Welche Faktoren sind relevant für die Entwicklung des Goldpreises?
Grundsätzlich basiert die Goldpreisentwicklung, wie bei allen anderen Handelswaren, auf Angebot und Nachfrage. Allerdings unterscheidet sich Gold dadurch, dass es nur in einer begrenzten Menge zur Verfügung steht und das Angebot auch nur begrenzt erhöht werden kann. Als Folge dieser Knappheit steigt der Preis, wenn die Nachfrage zunimmt.
Neben der natürlichen Knappheit des Edelmetalls und der Nachfrage nach Gold haben weitere Faktoren Einfluss auf die Entwicklung der Marktpreise. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Goldpreis insbesondere in wirtschaftlich schlechten Zeiten zulegt: Wirtschaftskrisen, niedrige Zinsen, starke Inflation, Kriege, aber auch außergewöhnliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie erhöhen die Nachfrage und sorgen für steigende Goldpreise. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Realzinsen, also die Zinsen nach Abzug der Inflationsrate. Sind diese niedrig oder gar negativ, geht dies zumeist mit einem Preisanstieg bei Gold einher. Aus diesem Grund wird Gold oftmals als Schutz gegen Inflation angesehen. Denn eine steigende Inflation bei unverändertem Zinsniveau drückt die Realzinsen.
Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor für den Goldpreis ist der Wert des US-Dollars. Gold wird vorwiegend in US-Dollar gehandelt, sodass es sich verteuert, wenn der US-Dollar aufwertet. Daraus leitet sich ein inverser Zusammenhang zwischen US-Dollar und Goldpreis ab, d. h. ein stärkerer US-Dollar führt in der Regel zu einem niedrigeren Goldpreis und umgekehrt. Für europäische Anleger können sich daraus Währungseffekte ergeben, die zu einer anderen Goldpreisentwicklung in Euro führen.
Wie verhält sich der Goldpreis in Krisenzeiten?
Der Goldkurs kann sich erst seit 1971 frei am Markt bilden. Bis dahin galt eine feste Goldpreisbindung an den US-Dollar, die dafür sorgte, dass der Preis für dieses Edelmetall über längere Zeit konstant blieb. Betrachtet man also die Goldpreisentwicklung in den letzten rund 50 Jahren, fällt auf, dass Gold vor allem in Krisenzeiten an Wert gewinnt.
Im Jahr 1980 erreichte der Goldpreis einen Höchstwert von rund 850 US-Dollar pro Feinunze. Grund dafür war die hohe Inflation, die Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre in sämtlichen Industrieländern herrschte. Hinzu kamen geopolitische Konflikte wie die islamische Revolution im Iran und der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan. Mit dem durch kräftige Zinserhöhungen der US-Notenbank erzwungenen Rückgang der Inflation setzte dann ein Rückgang des Goldpreises ein, der bis Anfang der 2000er Jahre anhielt.
Wie der Goldchart zeigt, ist spätestens seit der Finanzkrise 2008/2009 ein kontinuierlicher Anstieg des Goldpreises zu beobachten. Dieser gipfelte 2011 in einem Hoch von etwa 1.920 US-Dollar pro Feinunze. Die Erwartung steigender (Real-) Zinsen bescherte dem Goldpreis dagegen Ende 2015 ein Tief von nur noch etwa 1.061 US-Dollar pro Feinunze. Für ein neues Hoch sorgten die jüngsten politischen und wirtschaftlichen Ereignisse. Im Jahr 2020 erreichte der Goldpreis sein damaliges Rekordhoch von durchschnittlich etwa 2.075 US-Dollar je Feinunze.
Warum sind Edelmetalle in Krisenzeiten so beliebt?
Gold gilt insbesondere in Krisenzeiten als sichere Geldanlage, da in diesen Phasen Investoren zumeist mit einer expansiveren Geldpolitik, sprich mit fallenden Realzinsen, rechnen. Das macht Gold im Vergleich zu verzinsten Anlagen relativ attraktiv. Darüber hinaus ist Gold weitgehend konjunkturunabhängig, da die Nachfrage aus der Industrie vernachlässigbar ist und der ebenfalls konjunktursensiblen Schmucknachfrage die antizyklische Investmentnachfrage gegenübersteht.
Entsprechend muss bei einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums nicht mit einem damit einhergehenden Rückgang der Gold-Nachfrage gerechnet werden, wie es etwa bei Öl der Fall ist.
Warum fallen die Preise für Edelmetalle trotz Krisen und Inflation?
Trotz zahlreicher politischer Krisen und einer historisch hohen Inflationsrate ist der Goldpreis im letzten Jahr tendenziell gesunken. Im Herbst 2022 erreichte er mit gut 1.600 US-Dollar pro Feinunze das niedrigste Niveau seit zweieinhalb Jahren. Der wichtigste Grund für diese für manch einen ungewöhnliche Entwicklung des Goldpreises ist der starke Anstieg der Zinsen an den Kapitalmärkten. Durch die kräftigen Zinserhöhungen der Notenbanken wurden festverzinsliche Papiere für Anleger attraktiver als Gold, mit dem sich weder Zinsen erzielen lassen noch eine Dividende generieren lässt. Allerdings ist seit Ende 2022 wieder ein relativ stetiger Anstieg des Goldpreises zu beobachten.
Zudem hat wie bereits erwähnt auch die Wechselkursentwicklung des US-Dollars Einfluss auf den Goldpreis, da Gold auf dem Weltmarkt in der US-Währung gehandelt wird und ein inverser Zusammenhang zwischen Goldpreis und US-Dollar besteht. Der starke Anstieg der Leitzinsen in den USA sorgte auch für eine Aufwertung des US-Dollars. Damit verteuert sich Gold außerhalb des US-Dollar-Raums und die Nachfrage nach diesem Edelmetall fällt tendenziell. Dies gilt insbesondere für die preissensible Nachfrage in den großen asiatischen Goldkonsumentenländern China und Indien. In der Folge fällt der Goldpreis.
Hohe Inflation: Sollte man jetzt Gold kaufen?
Die weiterhin hohe Inflation und die damit verbundene Angst vor der Entwertung ihres Geldes veranlassen Anleger, darüber nachzudenken, in Gold zu investieren. Das letzte Jahr zeigte jedoch, dass eine hohe Inflation keine Garantie für einen steigenden Goldpreis ist. Vielmehr ist entscheidend, ob und wie die Zentralbanken darauf reagieren, also die Zinsen erhöhen. Gold profitiert vor allem dann, wenn Zweifel bestehen, dass die Zentralbanken hinreichend gegen die Inflation vorgehen. Diese Zweifel haben die Zentralbanken im letzten Jahr durch ihre beherzten Zinserhöhungen ausgeräumt, weshalb der Goldpreis die anfänglichen Gewinne wieder abgegeben hat. Allerdings dürfte die Inflation auch längerfristig auf einem erhöhten Niveau bleiben, was für Gold spricht.
Wie geht es weiter?, Wird 2023 ein gutes Jahr für Gold?
Nachdem die Goldpreisentwicklung 2022 starken Schwankungen unterlag und trotz hoher Inflation und des Krieges in der Ukraine unter dem Strich keine Gewinne einbrachte, gibt es für dieses Jahr Anzeichen, die auf eine positive Goldpreisentwicklung hindeuten. So nähern sich die Zinserhöhungen der Zentralbanken ihrem Ende. Zudem verzeichneten die Gold-ETFs im März erstmals seit fast einem Jahr wieder Netto-Zuflüsse. Die Käufe setzten sich bis in den Mai hinein fort. Die ETF-Anleger scheinen also in den Markt zurückzukehren.
Goldpreisentwicklung – wie entwickelt sich der Goldpreis in der Zukunft?
Es besteht die Aussicht, dass der Zinsanstieg in den USA Mitte 2023 ein Ende findet. Für die zweite Jahreshälfte, spätestens aber Anfang 2024, erwartet der Markt Zinssenkungen der US-Notenbank. Damit würde der US-Dollar geschwächt, was den Preis für Gold auf dem Weltmarkt günstiger macht. Auch hieraus ergäbe sich dann wieder eine erhöhte Nachfrage.
Allerdings sorgen die höheren Zinsen dafür, dass Anleger verstärkt, wieder in Geldanlagen investieren, die Zinsen und/oder eine Dividende abwerfen. In einem solchen Umfeld ist Gold als zinslose Wertanlage weniger attraktiv. Sinkende Goldpreise machen das Edelmetall aber für Neueinsteiger interessant.
Die Goldcharts zeigen bereits erste Anzeichen für einen steigenden Goldpreis: Während die Goldpreisentwicklung 2022 großen Schwankungen unterlag, insgesamt aber mit einem nahezu identischen Goldkurs startete und endete (Anfang Januar 2022: etwa 1.829 US-Dollar; Ende Dezember 2022: etwa 1.824 USD), erreichte der Kurs Anfang Mai 2023 ein Niveau von rund 2.060 US-Dollar und damit ein 14-Monatshoch.
Einer der Gründe, die dafürsprechen, dass sich der Goldpreis 2023 positiv entwickelt, ist zudem die langsam zurückgehende Inflation. Denn dadurch eröffnet sich den Zentralbanken die Möglichkeit, die Zinsen wieder zu senken. Als erste dürfte die US-Notenbank davon Gebrauch machen.
Welche langfristigen Prognosen gibt es zur Goldpreisentwicklung?
Der Goldpreis hängt von mehreren Faktoren wie der Inflationsentwicklung, den Zinsen, der Stärke des US-Dollars, der Höhe der Verschuldung sowie der Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen ab. Die stark gestiegene Verschuldung dürfte dazu führen, dass die Zinsen nicht nennenswert über der Inflationsrate liegen, der Realzins also niedrig bleibt. Dies spricht langfristig für einen steigenden Goldpreis. Allerdings kann es zwischenzeitlich abhängig von der Zins- und Wechselkursentwicklung auch zu Phasen eines fallenden Goldpreises kommen.