Zinseszins: So beschleunigt er Ihren Vermögensaufbau
Zinseszins – das klingt nach langweiliger Mathematik? Mitnichten: Wenn Sie den Zinseszinseffekt verstehen und für sich nutzen, kann er Ihren Vermögensaufbau erheblich beschleunigen. Wir erklären Ihnen ganz einfach, wie das geht.
Zinseszins, Das Wichtigste in Kürze
- Zinseszins bedeutet, dass Sie die Zinsen, die Sie beim Geldanlegen erhalten, direkt wieder anlegen – und so mit den Zinsen neue Zinsen machen.
- Durch den Zinseszinseffekt wächst Ihr Vermögen exponentiell an. Deshalb kann der Zinseszinseffekt Ihren Vermögensaufbau enorm beschleunigen.
- Verschieden Faktoren beeinflussen, wie stark der Zinseszinseffekt wirkt – darunter die Höhe der Zinsen und die Häufigkeit der Zinsauszahlung.
Zinseszins, Was ist das überhaupt?
Sagen wir, Sie legen Ihr Geld an und erhalten dafür Zinsen – z. B. auf einem Tagesgeldkonto. Wenn Sie diese Zinsen direkt wieder anlegen, dann generieren die Zinsen ebenfalls Zinsen. Das nennt man dann “Zinseszins”.
4 Faktoren, die den Zinseszins beeinflussen:
Zinseszins vs. einfacher Zins
Noch besser versteht man den Zinseszins, wenn man ihn mit dem einfachen Zins vergleicht – denn der ist den meisten Menschen geläufig:
- Beim einfachen Zins erhalten Sie Zinsen für Ihr Geld, ohne dass diese Zinsen direkt wieder angelegt werden.
- Beim Zinseszins werden die Zinsen nicht ausgezahlt, sondern direkt wieder angelegt – und generieren dann eigene Zinsen.
Ein Rechenbeispiel: Thorsten und Annika legen zwei Jahre lang 1.000 Euro zu einem Zinssatz von 5% an. Während Thorsten einen einfachen Zins nutzt, setzt Annika auf Zinseszins: Sie möchte die Zinsen direkt wieder anlegen und so ihr Geld vermehren.
- Einfacher Zins: Thorsten erhält jedes Jahr 5% Zinsen auf seine 1.000 Euro – also 50 Euro Zinsgutschrift pro Jahr. Nach zwei Jahren hat Thorsten insgesamt 1.100 Euro.
- Zinseszins: Annika erhält nach dem ersten Jahr 50 Euro Zinsgutschrift und legt diese zusammen mit ihren 1.000 Euro für das zweite Jahr an. Im zweiten Jahr erhält sie somit 5% Zinsen auf 1.050 Euro – und damit 52,5 Euro Zinsen. Nach den zwei Jahren hat Annika ein Gesamtguthaben von 1.102,50 Euro – 2,50 Euro hat sie durch den Zinseszins erzielt.
Turbo beim Vermögensaufbau, Wie Zinseszins Ihr Geld schneller wachsen lässt
Sie haben doch bestimmt schon mal einen Schneemann gebaut? Dann kennen Sie das sicher: Man rollt einen anfangs kleinen Ball durch den Schnee, er wird größer und größer. Und je größer er wird, desto mehr Schnee kann der Ball aufnehmen – und dadurch noch schneller wachsen. Man nennt das “exponentielles Wachstum”.
Zinseszins funktioniert genau wie dieser “Schneeballeffekt”:
- Ihr Vermögen wächst durch Zinsen ("lineares Wachstum") – so wie der Schneeball durch den aufgenommenen Schnee.
- Ihre Zinsen generieren neue Zinsen (Zinseszinsen) – so wie der bereits aufgenommene Schnee neuen Schnee aufnimmt.
- Mit der Zeit wächst Ihr Vermögen immer schneller, weil es mehr Zinseszinsen generiert (“exponentielles Wachstum”) – so wie der Schneeball noch schneller wächst, wenn er größer wird und noch mehr Schnee aufnehmen kann.
Rechenbeispiel, So wächst Ihr Geld durch Zinseszins
Wie stark der Zinseszinseffekt das Geldwachstum beschleunigt, zeigt sich wieder gut am Vergleich von Zinseszins und einfachem Zins.
So entwickelt sich Ihr Geld, wenn Sie 5.000 Euro 10 Jahre lang zu einem jährlichen Zinssatz von 5% anlegen:
| Zeitraum Startzeitpunkt | Ihr Kapital einfach verzinst5.000 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 5.000 Euro |
| Zeitraum Nach 2 Jahr | Ihr Kapital einfach verzinst5.500 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 5.513 Euro |
| Zeitraum Nach 4 Jahren | Ihr Kapital einfach verzinst6.000 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 6.078 Euro |
| Zeitraum Nach 6 Jahren | Ihr Kapital einfach verzinst6.500 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 6.700 Euro |
| Zeitraum Nach 8 Jahren | Ihr Kapital einfach verzinst7.000 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 7.387 Euro |
| Zeitraum Nach 10 Jahren | Ihr Kapital einfach verzinst7.500 Euro | Ihr Kapital mit Zinseszins 8.144 Euro |
Zinseszins beschleunigt Geldwachstum: Mit der Zeit wird der Zinsanteil am Vermögenswachstum immer größer.
4 Tipps, So profitieren Sie am meisten vom Zinseszins
Reinvestieren statt auszahlen lassen
Renditen, die direkt auf dem Konto landen, können verlockend sein – aber Zinseszins gibt es nur dann, wenn Sie Renditen direkt wieder investieren. Und wie sehr sich das langfristig auszahlen kann, konnten Sie in Kapitel 2 sehen.
Unser Tipp: Legen Sie Ihr Geld in einen thesaurierenden ETF oder Fonds an. Thesaurierend bedeutet, dass die Rendite nicht auf Ihrem Konto landet, sondern direkt wieder in den Sparplan zurückfließt – so müssen Sie gar nicht selbst daran denken, Ihre Gewinne erneut anzulegen.
Achten Sie auf häufige Zinsgutschrift
Je häufiger Zinsen gutgeschrieben werden, desto schneller wächst das Kapital, da die Zinsen immer wieder mitverzinst werden. Achten Sie beim Zinseszins also nicht nur auf die Höhe der Zinsen, sondern auch darauf, wie oft sie ausgezahlt werden.
Ein Beispiel: Auf dem Tagesgeldkonto der Commerzbank werden die Zinsen vierteljährlich ausgezahlt – so erhalten Sie häufiger Zinsgutschriften als bei Tagesgeldkonten, die nur jährlich auszahlen. Ihr Tagesgeld wächst dadurch schneller.
Legen Sie langfristig an
Logisch: Je länger Sie Ihr Geld anlegen, desto mehr Zinsen erwirtschaften Sie – und das stärkt wiederum den Zinseszins. Lassen Sie Ihr Geld also am besten mehrere Jahre angelegt.
Wo lohnt sich das am meisten?
Für die langfristige Geldanlage eignen sich vor allem ETFs oder Fonds. Die Kurse können zwar schwanken, aber langfristig erzielen ETFs und Fonds oft deutlich höhere Renditen, als Tagesgeld oder Festgeld – was sich wiederum positiv auf den Zinseszins auswirkt.
Berechnen Sie die Geldverdopplung
Ein besonderer Tipp: Wenn Sie wissen möchten, wie sehr sich eine Geldanlage für Sie lohnt, wenden Sie die sogenannte “72er-Regel” an. Damit können Sie überschlagen, wann sich Ihr Geld durch den Zinseszinseffekt verdoppeln wird.
Die Formel ist einfach:
72 / Zinssatz = Jahre, bis sich Ihr Vermögen verdoppelt hat
Beispiel für einen Zinssatz von 6% und 12%
- 72 / 6% Zinsen = 12 Jahre, bis sich Ihr Vermögen verdoppelt hat
- 72 / 12% Zinsen = 6 Jahre, bis sich Ihr Vermögen verdoppelt hat
Daraus folgt: Je höher der Zinssatz, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt.
Aber Vorsicht: Mit der 72er-Regel können Sie den Zeitpunkt höchsten ungefähr errechnen. Der genaue Zeitpunkt variiert z. B. abhängig von Zinsperiode, Schwankung der Renditen und Auszahlung der Zinserträge.
FAQ, Wichtige Fragen zum Zinseszins
Strenggenommen erhalten Sie bei Aktien, ETFs und Fonds natürlich keine Zinsen, sondern Ausschüttungen – z. B. durch Dividenden.
Das Prinzip des Zinseszins – also neue Erträge mit bereits erzielten Erträgen zu generieren – können Sie aber auch bei Aktien und ETFs nutzen, indem Sie die erzielten Gewinne einfach reinvestieren. Beachten Sie aber, dass dabei zusätzliche Kosten entstehen können.
Den Zinseszinseffekt können Sie mit dieser Zinseszinsformel berechnen:
Anfangskapital x (1 + (Zinssatz/100))Laufzeit = Endkapital
Im Internet finden Sie auch Zinsrechner, die die Berechnung für Sie vornehmen. Beachten Sie, dass Sie für das tatsächliche Endkapital auch Steuern und Inflation berücksichtigen müssen.
In der Regel profitieren Sie mit der Einmalanlage stärker vom Zinseszinseffekt. Denn es gilt: je größer das verzinste Kapital, desto stärker wirkt der Zinseszins. Bei der Einmalanlage wird das volle Kapital über den gesamten Zeitraum verzinst – beim Sparplan baut sich das Kapital durch die Sparraten erst nach und nach auf.
>> Weiterlesen: ETF-Sparplan oder Einmalanlage – was ist besser?
Mit “Zins” ist der einfache Zins gemeint – also wenn Sie Zinsen auf Ihr Kapital erhalten, ohne dass diese Zinsen wieder angelegt werden.
Sobald Sie diese Zinsen erneut anlegen – und damit “verzinsen” – wird Zinseszins daraus.
Beim Festgeld legen Sie Ihr Geld für eine festgelegte Laufzeit an und erhalten dafür einen festgelegten Zinssatz. Meist erhalten Sie diese Zinsen jährlich oder am Ende ausgezahlt – sie werden also während der Laufzeit nicht erneut im Festgeld angelegt, sodass es auch keinen Zinseszinseffekt gibt.
Es gibt aber durchaus Festgeldkonten, die einen Zinseszinseffekt anbieten. Anbieter weisen in den Details ihrer Produkte darauf hin.
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