Lässt die E-Mobilität die Ölnachfrage einbrechen?
Die Internationale Energieagentur erwartet, dass die globale Ölnachfrage in fünf Jahren ihren Hochpunkt erreicht.
Commerzbank Commodity Research
02.08.2024
Ölnachfrage nahe ihres Hochs?
Findet der lange Anstieg der globalen Ölnachfrage bald ein Ende? Zumindest die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus. So prognostiziert sie in ihrem kürzlich veröffentlichten mittelfristigen Ausblick "Oil 2024" , dass der Ölverbrauch ab Ende dieses Jahrzehnts fallen wird. Dies ist eine deutliche Änderung ihrer Erwartungen. Denn vor fünf Jahren war die Agentur in ihrem längerfristigen World Energy Outlook im Hauptszenario auf Basis der bis dahin eingeleiteten Maßnahmen der Politik noch davon ausgegangen, dass die globale Ölnachfrage noch bis 2040 steigen wird. Nur im sogenannten Nachhaltigkeitsszenario, in dem von verstärkten Umweltmaßnahmen ausgegangen wurde, hatte sie einen früheren Wendepunkt erwartet.
Dabei sieht die IEA für die Nachfrage in Europa und Nordamerika den Hochpunkt bereits seit Längerem überschritten. Hingegen wird der Verbrauch in den anderen Regionen ihrer Ansicht nach zunächst noch weiter zunehmen, wobei sich der Anstieg aber auch hier ab 2027 abflachen wird, sodass die globale Ölnachfrage ihr Hoch am Ende dieses Jahrzehnts erreichen soll.
E-Mobilität bremst Ölnachfrage, ...
Wesentlicher Treiber der globalen Ölnachfrage war in den letzten drei Jahrzehnten der Transportsektor, der inzwischen fast zwei Drittel der Nachfrage ausmacht. Dieser Anstieg soll nun zu Ende gehen. Einen Beitrag hierzu soll eine bessere Kraftstoffeffizienz bei Verbrennern leisten, die auch schon in den vergangenen Jahren zu beobachten war. Die IEA schätzt, dass global von 2000 bis 2021 der Benzinverbrauch pro Kilometer im Pkw-Verkehr um 11% gesunken ist.
Bisher wurden diese Effizienzgewinne durch die steigende Zahl an Autos teilweise ausgeglichen, zumal es gleichzeitig einen deutlichen Trend zu größeren Wagen gibt. Diese Effizienzfortschritte sollen sich zwar fortsetzen, verstärkt mit einem schnell wachsenden Anteil von E-Autos. Tatsächlich sind deren Verkaufszahlen zuletzt immens gestiegen: Wurden im Jahr 2020 weltweit gerade mal 3 Mio E-Autos verkauft, waren es im letzten Jahr, also nur drei Jahre später, schon 14 Mio Autos. Das entsprach immerhin jedem fünften Neuwagen.
Einiges spricht für eine Fortsetzung dieses Trends. So dürfte zumindest in der EU ein deutlich steigender CO2-Preis Benzin und Diesel und damit das Betreiben eines Verbrennermotors verteuern. Gleichzeitig dürften die Nachteile von E-Autos abnehmen. So hat sich in den vergangenen Jahren die Reichweite von E-Autos bereits deutlich vergrößert, und für die kommenden Jahre sind weitere Fortschritte bei der Batterien-Technologie zu erwarten. Auch die Ladeinfrastruktur dürfte weiter ausgebaut werden. Zudem dürften E-Autos mit der Zeit in Relation zu herkömmlichen Autos günstiger werden, und eine Verbreiterung der Modellpalette und ein größeres Angebot an kleineren Wagen könnte vor allem in den Schwellenländern für mehr Akzeptanz sorgen. Außerdem dürfte es immer wieder staatliche Förderprogramme für E-Autos geben.
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