Euroraum – die Inflationswelle

Die Inflationsrate im Euroraum ist im Juli überraschend auf 2,6% gestiegen – vor allem wegen der volatilen Energiepreise.

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Dr. Vincent Stamer

Commerzbank Economic Research

01.08.2024

Die Kernrate verharrte entgegen der Erwartungen bei hohen 2,9%. Die Inflationsrate dürfte jedoch bis September deutlich fallen und der EZB die Möglichkeit zu einer weiteren Zinssenkung geben. Aufgrund des höheren unterliegenden Preisauftriebs, der in den heutigen Zahlen noch einmal sichtbar wurde, dürfte die Inflationsrate am Jahresende wieder ansteigen.

Energiepreise führen zu höherer Inflation

Laut den vorläufigen Daten von Eurostat stieg die Inflationsrate im Juli überraschend von 2,5% auf 2,6%. Der Durchschnitt der vorab befragten Ökonomen war von einer Stagnation bei 2,5% ausgegangen (Tabelle 1). Der Grund für die Überraschung lag in einem Anstieg der volatilen Energiepreise im Vorjahresvergleich (von 0,2% im Juni auf 1,3% im Juli). Die Teuerungsrate ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel ist entgegen der Erwartungen bei 2,9% verblieben. Im Vorjahresvergleich ist die Inflation für Dienstleistungen leicht gefallen und für Waren ohne Energie und Lebensmittel leicht gestiegen. Alles in allem war der unterliegende Preisdruck im Juli weiter deutlich höher als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar wäre.

Bis September könnte die Inflationswelle auf unter 2% fallen,...

Da jedoch bis zum September kräftige Preissprünge bei der Energie aus dem Vorjahresvergleich herausfallen, dürfte sich der Inflationsbeitrag der Energiepreise in den kommenden Monaten abschwächen. Im September könnte damit die Inflationsrate sogar unterhalb des EZB-Ziels von 2% liegen.

... um im Herbst wieder anzusteigen.

Die wellenförmige Bewegung der Inflation bedeutet aber auch, dass die Vorjahresrate nach einem vorläufigen Tiefpunkt im September bis zum Jahresende wieder anschwillt. Dafür spricht auch der hohe, unterliegende Inflationsdruck, der in den heutigen Daten noch einmal deutlich geworden ist. So sind die Dienstleistungspreise in den jeweils zurückliegenden sechs Monaten seit dem Beginn des Jahres wieder stärker gestiegen. Hohe Lohnabschlüsse dürften diesen Trend weiter stützen. Darüber hinaus sinkt die Inflation bei Waren ohne Energie und Lebensmittel seit einigen Monaten nicht mehr. Aufgrund von steigenden Produzentenpreisen bei Vorleistungen und sprunghaften Frachtraten im Containerschiffnetzwerk dürfte hier sogar eine Trendwende einsetzen, sodass Warenpreise wieder etwas stärker steigen. Alles in allem rechnen wir für das vierte Quartal mit einem Anstieg der Inflationsrate auf 2,7%.

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