Mittelstand mit Nachholbedarf bei professionellem Cash-Management

13.01.2016

  • Erste Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) zu Liquiditätssteuerung in mittelständischen Unternehmen
  • Nur jedes dritte Unternehmen betreibt professionelles Management von Zahlungsverkehr (Cash-Management), Bereich oft noch nicht eigenständig
  • Niedrigzinspolitik der EZB hat Finanzverhalten bei Großteil der Befragten nicht verändert: Langfristkredit als reines Finanzierungsmittel vor Leasing, Anlage kurzfristiger Mittel nicht mehr attraktiv

Die zunehmende Digitalisierung sowie wachsende internationale Aktivitäten führen für den Mittelstand in steigendem Maße dazu, jederzeitige Liquidität sicherzustellen. Zudem wird für die Unternehmen das präzise Steuern ihrer weltweiten Zahlungsströme immer wichtiger. Die erste Studie der FH des Mittelstands (FHM) in Bielefeld zum Thema Zahlungsverkehr im Mittelstand legt offen, dass lediglich 36 Prozent der befragten Finanzverantwortlichen bereits ein professionelles Cash-Management-System nutzen. Um einen Überblick zu gewinnen, ob und wie effizient der Mittelstand Cash-Management betreibt, hat die FHM erstmals 239 Finanzverantwortliche in mittelständischen Unternehmen befragt.

Der Verbreitungs- sowie insbesondere der Professionalisierungsgrad der Cash-Management-Systeme weichen der Studie zufolge deutlich voneinander ab. Während etwa zwei Drittel der Finanzverantwortlichen, die Cash-Management betreiben, eine von ihrem Kreditinstitut angebotene Lösung verwenden, nutzen rund 22 Prozent ein eigenes System. 14 Prozent setzen Lösungen eines externen Softwarehauses ein. 37 Prozent der Befragten nutzen das verwendete System für ein Unternehmen, 27 Prozent hingegen steuern damit fünf und mehr Unternehmen. Knapp über die Hälfte der Befragten verwaltet fünf und mehr Kontoverbindungen mit ihrer Cash-Management-Lösung. „Cash ist nach wie vor King. Umso wichtiger ist ein effizientes Cash-Management, denn es steuert nicht nur alle Finanzströme, sondern reduziert Transaktionskosten und maximiert gleichzeitig Zinserträge für Liquiditätsüberschüsse. Damit liefert es einen wichtigen Beitrag zur Unternehmensrentabilität“, so Frank-Oliver Wolf, Leiter Vertrieb Deutschland Zahlungsverkehr und Auslandsgeschäft der Commerzbank.

Die Niedrigzinspolitik der EZB hat das Finanzverhalten bei einem Großteil der Befragten nicht ver­ändert. Nur ein kleinerer Teil reagiert auf die Auswirkungen, jedoch mit einer beschränkten Zahl von Maßnahmen, wie etwa das Vorziehen von Investitionen – auch zum Abbau von Liquidität. Dabei wird der langfristige Kredit als reines Finanzierungsinstrument gegenüber Leasing bevorzugt. Die Anlage kurzfristiger Mittel ist aus Sicht eines Großteils der Befragten nicht mehr attraktiv.

Weitere Befunde zeigen, dass in der weit überwiegenden Zahl der Unternehmen operativer Zahlungsverkehr sowie Liquiditätsmanagement in zentraler Verantwortung organisiert sind. Das Herausstellen als eigenständiger Teilbereich, etwa als Profit- oder Servicecenter hat sich noch nicht durchsetzen können. Für die Zusammenarbeit mit einem Kreditinstitut sind zwei Dritteln der Befragten dabei ein eigenes Filialnetz und globale Vernetzung der Bank wichtig.

„Das professionelle Cash-Management gehört sicher zu den nächsten wesentlichen Innovationen im mittelständischen Finanzmanagement. Die Ergebnisse der ersten kundenbezogenen Cash-Management-Studie bestätigen diesen Entwicklungsschritt deutlich“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Volker Wittberg. Die Umfrage der FHM wurde vom 15. September bis zum 10. Oktober 2015 durchgeführt.

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