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21. Dezember 2009

Kreditklemme? Für den Euroraum eher ein Thema als für Deutschland

In Deutschland nimmt die Sorge um eine mögliche Kreditklemme nicht ab. Aber verglichen mit anderen europäischen Ländern sind die deutschen Unternehmen relativ gering verschuldet und können ihre Investitionen größtenteils aus Abschreibungen und Gewinnen finanzieren. Die Konkurrenz in anderen europäischen Ländern ist dagegen abhängiger von externer Finanzierung.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Deutsche Unternehmen konnten ihre Verbindlichkeiten in den letzten Jahren auf 77 % des Bruttoinlandsprodukts reduzieren. Dies macht sie wesentlich unabhängiger von Krediten als die Unternehmen im übrigen Euroraum, die ihre Schuldenquote deutlich auf mittlerweile 122 % steigerten." Warum stehen Unternehmen hierzulande besser da? Seit 2004 konnten sie ihre Gewinne stetig steigern – 2008 auf einen Rekordwert von knapp 15 % des Bruttoinlandsprodukts. Mit dieser Innenfinanzierung – aus deutlich gestiegenen nicht entnommenen Gewinnen sowie Abschreibungen – konnten deutsche Unternehmen seit 2002 ihre kräftig angestiegenen Investitionen fast vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren.

Anders sieht das Bild im übrigen Euroraum aus: Hier müssen Unternehmen in erheblichem Umfang Mittel von außen aufnehmen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt macht das im Durchschnitt der letzten Jahre 15 % aus. Im Jahr 2008 waren es sogar 21 %. Krämer: "Viele europäische Unternehmen können nur etwa drei Viertel ihrer Investitionsvorhaben selbst finanzieren. Für den Rest müssen sie mit Aufschlägen bei der externen Finanzierung rechnen. Das wird die Investitionstätigkeit spürbar belasten."

Der EZB zufolge haben die Banken im Euroraum ihre Kreditvergabebedingungen während der Finanzkrise verschärft. Krämer: "Aber die deutschen Unternehmen hängen weniger von Außenfinanzierung ab als ihre europäischen Konkurrenten. Sie dürften sich mit einer schwächeren Entwicklung der Kredite, die typischerweise nach Finanzkrisen zu beobachten ist, weniger schwertun."

Ein Arbeitspapier des Internationalen Währungsfonds belegt, dass nach Rezessionen, die mit Finanzkrisen einhergehen, die Kredite im Durchschnitt zwei Jahre nach dem Ende einer Rezession auf dem Krisenniveau stagnieren, und dieses zwischenzeitlich sogar unterschreiten. Einen Rückfall in die Rezession habe dies allerdings in der Regel nicht zur Folge gehabt. Vielmehr sei die Wirtschaft in der Regel weiter gewachsen, wenngleich mit deutlich abgebremsten Tempo.


Pressekontakt:
Michael Machauer: +49 2 63 5 70 79

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