Wofür geben die Deutschen ihr Geld aus?

22.07.2022 – Das Leben wird immer teurer. Kein Wunder, dass viele Menschen Probleme haben, mit ihrem Geld auszukommen. Machen Sie den Selbsttest.

Blick über einen leeren Einkaufswagen im Supermarkt. Im Hintergrund sind volle Regale zu sehen.

Geld ausgeben leicht gemacht!

Das hippe Lastenrad, die neuen Laufschuhe oder zum Lunch beim angesagten Italiener: Um sich seine Wünsche zu erfüllen, benötigt man das entsprechende Kleingeld. Wer aber chronisch klamm ist, sollte lernen, sich selbst zu überlisten. Im Vorteil sind dabei Menschen, die ihren individuellen Entscheidungstyp kennen. Machen Sie den Selbsttest.

„Früher war alles billiger!“

Diesen Spruch kennen wir alle von unseren Eltern oder Großeltern. Und manchmal sogar von uns selbst. Zum Beispiel dann, wenn die Eisdiele im Sommer wieder zehn Cent mehr pro Kugel verlangt. Die Fakten belegen unser Gefühl: Durch die Inflation steigen die Preise Jahr für Jahr. Gleichzeitig erhöhen sich aber auch die Gehälter. Entscheidend dabei ist das Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben. Die Entwicklung der Reallöhne in Deutschland in den letzten Jahren war positiv. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts hatte 2019 jeder Arbeitnehmer in Deutschland 1,2 Prozent mehr im Portemonnaie. Im Schnitt natürlich. Doch gerade bei jüngeren Menschen ist die Situation eine andere. Denn der statistische Warenkorb entspricht nicht wirklich ihrer Lebenssituation. In dieser Phase stehen erfahrungsgemäß Jobwechsel, Umzüge oder längere Pendelstrecken an – und die gehen ins Geld. Familien geht es ähnlich. Während meist nur noch ein Elternteil voll arbeiten kann, nagt der Nachwuchs gewaltig am Geldbeutel.

Lang lebe Max Mustermann!

Wofür aber geben die Deutschen ihr Geld so aus? Zum Großteil für Wohnen und Ernährung. Diese Bereiche machen zusammen fast die Hälfte des gesamten Budgets aus. Insgesamt lagen die monatlichen Ausgaben pro Haushalt im Jahr 2018 bei 2.704 Euro. Das waren 10,5 Prozent mehr als 2013 und nominal sogar 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt. So viel zum Otto Normalverbraucher. Doch natürlich gibt es große individuelle Unterschiede beim Kaufverhalten. Das zeigt bereits der Blick auf den Freundeskreis oder andere Familienmitglieder. „Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen“, sagt Julia Riechert. „Kaum habe ich Kohle auf dem Konto, schon ist sie wieder weg.“ Besonders auf ihrer Jagd nach Schnäppchen gibt die 30-jährige Mediengestalterin regelmäßig mehr aus als geplant. Die letzten Meter vor der IKEA-Kasse sind für sie ihr persönlicher Mount Everest.

Same but different: Geld ausgeben ist Typsache

Doch wer oder was bestimmt, wie viel Geld wir ausgeben? Der US-amerikanische Psychologe Barry Schwartz unterteilt Menschen in zwei Typen: Maximizer und Satisficer. Die Maximizer wollen immer das Beste. Vor einer Anschaffung studieren sie tagelang Testberichte und Kundenrezensionen. Auch der Bekanntenkreis wird systematisch abgefragt. Ihre Vorauswahl prüfen sie vor Ort auf Herz und Nieren – nur um anschließend noch einmal online nach dem besten Preis zu schauen.

Julia dagegen zählt zu den Satisficern. Ihnen reicht es, wenn das Objekt der Begierde gewisse Voraussetzungen erfüllt. „Mein neues Smartphone sollte eine gute Kamera und einen großen Speicher haben“, erinnert sich Julia. „Im Laden habe ich dann direkt zugeschlagen.“ Ohne weitere Alternativen zu sichten. Das erklärt, warum Julia grundsätzlich zu viel Geld ausgibt.

Nach der Kasse gehts zum Psychiater

Doch Satisficer zu sein hat auch Vorteile. So kostet ihr Kaufverhalten zwar mehr Geld, frisst jedoch deutlich weniger Zeit und Energie. Und am Ende sind es meist die Satisficer, die mit ihrer Entscheidung zufriedener sind. Denn den Maximizer quälen selbst hinterher noch Zweifel: Hätte es nicht doch vielleicht eine bessere Wahl gegeben? Sie bereuen schnell und hadern mit sich – und sind daher laut Barry Schwartz anfälliger für Depressionen.

Wer weiß, welcher Entscheidungstyp er ist, kann sich mit etwas Übung überlisten – und lernen, künftig weniger Geld auszugeben. Julia Riechert hilft die Erkenntnis dabei, ihre Lebenshaltungskosten besser im Blick zu behalten. Dadurch rutscht sie seltener ins Minus und kann gegebenenfalls rechtzeitig gegensteuern. Indem sie ausnahmsweise doch mal Preise vergleicht. Oder die alten Laufschuhe noch eine weitere Saison nutzt. Das macht vielleicht nicht direkt glücklich, aber langfristig zufriedener. Maximizer können versuchen, zumindest im Nachhinein nicht mehr zu schauen, wie sich der Preis entwickelt hat.

Selbsttest: Welcher Entscheidungstyp sind Sie?

„Warum gebe ich so viel Geld aus?“ Wenn Sie sich das häufig fragen und Ihnen das Sparen schwerfällt, könnte es also an ihrem Entscheidungstyp liegen.

Bewerten Sie sich selbst für jede Aussage auf einer Skala von 1 (stimme überhaupt nicht zu) bis 7 (stimme stark zu).

  1. Ich mag meinen Job. Aber ich halte stets die Augen offen nach Alternativen.
  2. Ich zappe gerne. Es könnte ja sein, dass auf einem anderen Programm etwas Besseres läuft.
  3. Kleidung einzukaufen oder Geschenke zu besorgen fällt mir eher schwer.
  4. Einkaufen nimmt meist viel Zeit in Anspruch.
  5. In Beziehungen ist es wie beim Einkaufen: Ich probiere viel an, bevor ich die perfekte Passform finde.
  6. Suche ich nach einer neuen Serie zum Streamen, habe ich Mühe, mich zu entscheiden.
  7. Ich kontrolliere E-Mails und WhatsApp-Nachrichten auf Rechtschreibung, bevor ich sie versende.
  8. Ich stelle mir oft vor, auf eine völlig andere Art und Weise zu leben als aktuell.

Ergebnis

Unter 24 Punkten gelten Sie als Satisficer, ab 40 Punkten klar als Maximizer. Im Alltag sind viele Menschen eher eine Mischung aus beidem. So kann es passieren, dass sie sich schwertun, das beste Angebot für den nächsten Urlaub auszuwählen, aber beim Kauf eines neuen Fahrrads nach zehn Minuten erfolgreich waren.

Geben Sie zu viel Geld aus?

Wie Sie Ihre Lebenshaltungskosten berechnen – und vor allem senken können – erfahren Sie hier.

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