Vermögensverteilung, Die Privatvermögen sind in Deutschland ungleich verteilt
01.09.2022 – Die Deutschen sind vermögend, doch es gibt deutliche Unterschiede in der Vermögensverteilung. Wir zeigen auf, in welchen Bereichen.
Die deutsche Wirtschaft ist die größte Volkswirtschaft in Europa. Auch deshalb gehört Deutschland zu den wohlhabendsten Nationen der Welt. Doch wie steht es um den Wohlstand der deutschen Bürgerinnen und Bürger? Ein Blick auf die Vermögensverteilung im Land verrät es.
Geldvermögen der Deutschen: Tendenz steigend
Laut einer Erhebung der Deutschen Bundesbank umfasste bereits das reine Geldvermögen der Deutschen im Jahr 2021 etwa 7.618 Milliarden Euro. Das ist ein neuer Rekordwert. Im Vorjahr belief sich das Vermögen der privaten Haushalte noch auf 7.024 Milliarden Euro. Damit hat sich das Geldvermögen der Deutschen trotz Pandemie bereits zum dreizehnten Mal in Folge erhöht.
Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland von 1999 bis 2021 (in Mrd. Euro)
Allerdings bedeutet das nicht, dass auch alle Deutschen wohlhabend sind. Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund in seinem Verteilungsbericht 2021 schildert, ist das Gesamtvermögen hierzulande ungleich verteilt. Zum Gesamtvermögen zählen Anlage- und Verbrauchsvermögen oder Grund und Boden. Rund die Hälfte der Erwachsenen verfügt über fast kein Vermögen oder hat sogar Schulden. Die wohlhabendsten zehn Prozent des Landes hingegen besitzen über die Hälfte des gesamten Nettovermögens. Allein das reichste Prozent der Deutschen versammelt laut Deutschem Gewerkschaftsbund über 30 Prozent des Gesamt-Nettovermögens.
Bundesbank liefert neue Erkenntnisse zur Vermögensverteilung
Nun haben Experten der Bundesbank eine neue vorläufige Analyse-Methode entwickelt. Damit lässt sich die Vermögens- und Verschuldungsentwicklung der privaten Haushalte in Deutschland in kurzen Zeitabständen untersuchen. Das Ergebnis überrascht: Zwischen 2009 und 2021 hat sich die Vermögens-Ungleichheit leicht reduziert. Besaßen die vermögensärmeren Haushalte im Jahr 2009 noch 0,2 Prozent des Nettovermögens, waren es 2021 bereits 1,2 Prozent. Zu bedenken gilt es allerdings, dass dieses Wachstum von einem niedrigeren Niveau ausging. Die obere Mitte der Vermögensverteilung profitierte hingegen vom steigenden Wert ihres Immobilienvermögens. Auch wenn sich eine leichte Umverteilung des Vermögens erkennen lässt: Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist weiterhin hoch.
Unterschiede in der privaten Vermögensstruktur
So unterschiedlich wie die Verteilung ist auch die deutsche Vermögensstruktur. Ärmere Haushalte belassen ihr Geld überwiegend bei der Bank, um im Notfall schnell darauf zugreifen oder Einkommensschwankungen abfangen zu können. Allerdings lässt sich so kaum Vermögen aufbauen. Weitaus sinnvoller sind Sparpläne, die bereits mit kleinen Beträgen bespart werden können. Reichere Haushalte besitzen in größerem Umfang Wertpapiere sowie vor allem Immobilien- und Betriebsvermögen.
Frauen sind meist weniger vermögend
Doch wie ist das Vermögen der Deutschen demografisch verteilt? Hierbei gibt erneut der Verteilungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbunds Auskunft. Frauen machen mit 53 Prozent einen Großteil der unteren Hälfte der Vermögensverteilung aus. In diesem Fall umfasst das Netto-Vermögen weniger als 22.800 Euro. Dies liegt unter anderem daran, dass Frauen im Berufsleben häufig weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen und innerhalb familiärer Strukturen den Großteil an unbezahlter Hausarbeit, Pflege und Fürsorge übernehmen.
Das Geldvermögen baut sich mit den Jahren auf
Der Vermögensaufbau folgt klassischen Mustern. Junge Erwachsene bis 25 Jahre besitzen häufig ein geringes Vermögen, da sie gerade erst in das eigenverantwortliche Leben starten. Die größte Gruppe innerhalb der unteren Vermögenshälfte bildet die Gruppe der 25- bis 49-Jährigen. Doch wer sich bereits in jungen Jahren mit dem Vermögensaufbau beschäftigt, steigert die Chancen, später einer wohlhabenderen Gruppe anzugehören.
Zur oberen Mittelschicht gehört dann, wem 22.800 Euro bis 26.000 Euro Netto-Gesamtvermögen zur Verfügung stehen. Der Abschluss der Ausbildungsphase, der Eintritt in das Berufsleben und eine länger werdende Erwerbsbiografie sind entscheidende Faktoren beim Vermögensaufbau. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit von Erbschaften und Vorab-Übertragungen. Doch auch die Bildung ist ausschlaggebend. Je höher der Bildungsgrad, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einer vermögenden Gruppe anzugehören.
Finanzielle Unabhängigkeit nimmt zu
Dennoch leben Frauen laut Angaben des Statistischen Bundesamts mittlerweile emanzipierter. Im Jahr 2021 waren 17,5 Prozent im Alter von 18 bis 64 Jahren finanziell von einem Familienmitglied abhängig. Im Vergleich zur Jahrtausendwende hat sich ihre finanzielle Abhängigkeit somit um über elf Prozentpunkte reduziert.
Der Anteil derer, die für sich selbst sorgen, hat auch in der Breite zugenommen. Während im Jahr 2000 lediglich 41 Prozent der deutschen Bevölkerung hauptsächlich vom eigenen Einkommen leben, waren es 2021 immerhin 46 Prozent.
Geldanlage spielt wichtige Rolle
Beim frühzeitigen und nachhaltigen Vermögensaufbau spielt neben der passenden Anlageform und Sparrate vor allem das Durchhaltevermögen eine entscheidende Rolle. Die modernen Wege der Geldanlage lassen sich bereits mit kleinen Sparbeträgen beschreiten. So schaffen Sparende auch in herausfordernden Zeiten den Spagat zwischen finanzieller Flexibilität und dem Vermögensaufbau.
Tipp: Bei jedem Sparvorhaben ist Vielfalt entscheidend. Es ist immer ratsam, einen jederzeit verfügbaren Notgroschen zu besitzen, der nicht für Investitionen genutzt wird. Gleichzeitig erfordert das gegenwärtige Umfeld die Investition des übrigen verfügbaren Betrages und Vermögens in Anlageformen, welche die Inflation ausgleichen. So können Anleger sicherstellen, dass ihr persönliches Sparziel in greifbare Nähe rückt.