EuGH schränkt Einfluss des Schufa-Scores ein

25.04.2024 – Lesen Sie, was das Schufa-Score Urteil des Europäischen Gerichtshof für Verbraucher, Unternehmen und die Auskunftei selbst bedeutet und wie Sie persönlich Ihren Schufa-Score verbessern können.

Eine junge Frau sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und schaut auf den Laptop auf ihrem Schoß.

Schufa-Score darf nicht maßgeblich für Kreditwürdigkeit sein

Zwei Fälle aus Deutschland haben den Europäischen Gerichtshof (EuGH) veranlasst, den Schufa-Score genauer unter die Lupe zu nehmen. Am 7. Dezember 2023 entschied der EuGH, dass das Schufa-Scoring künftig nicht mehr als alleinige Bewertung der Kreditwürdigkeit herangezogen werden darf. Ansonsten würde das Scoring der SCHUFA gegen die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstoßen: Denn wichtige Entscheidungen dürfen nach Artikel 22 der DSGVO nicht ausschließlich auf Basis automatisiert verarbeiteter Daten getroffen werden.

Welche Konsequenzen hat das EuGH-Urteil für den Schufa-Score?

Die wenigsten Schufa-Kunden würden das Schufa-Scoring nach eigener Aussage als alleiniges Kriterium zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit verwenden, sodass sich für alle Beteiligten in der Praxis erst einmal keine Änderungen ergeben dürften. Trotzdem setzt das Urteil klare Grenzen für die Verwendung des Schufa-Scores und stärkt den Verbraucherschutz beim Bonitäts-Scoring in der EU.

Was ist der Schufa-Score?

Bei dem Schufa-Score handelt es sich um einen Wert, der die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern beurteilt. Der Wert gibt also an, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Person ihrer Zahlungsverpflichtung nachkommt. Der Schufa-Score stammt von der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa), der größten Auskunftei Deutschlands.

Neben der Schufa gibt es noch andere Anbieter für Bonitätsauskünfte wie Crifbürgel, Arvato Financial Solutions und Creditreform Boniversum.

Die Schufa arbeitet nach dem Gegenseitigkeitsprinzip. Das bedeutet, dass mehr als 10.000 Vertragspartner die Schufa mit Informationen versorgen – im Gegenzug erhalten Unternehmen Zugriff auf die von der Schufa gespeicherten Informationen zu mehr als 68 Millionen Verbrauchern in Deutschland.

Banken, Versicherungen und Energieversorger verwenden den Schufa-Score

Bei berechtigtem Interesse, also beispielsweise vor einem Vertragsschluss, bekommen Institutionen und Unternehmen wie Banken, Telekommunikationsunternehmen oder Onlinehändler eine Einschätzung zur Bonität ihrer Kunden. Ziel ist es, sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern. Ein positiver Schufa-Score erleichtert Verbrauchern Kreditaufnahmen und Vertragsschlüsse – auch potenzielle Vermieter verlangen von Mietbewerbern häufige eine Schufa-Auskunft als Bonitätsnachweis. Die Schufa unterscheidet den Basis- und den Branchenscore.

Basisscore

Der Basisscore gibt die Kreditwürdigkeit einzelner Verbraucher an. Je höher der Prozentwert, desto unwahrscheinlicher sind Zahlungsausfälle. Der Basisscore ist in erster Linie zur Selbsteinschätzung gedacht.

Branchenscore

Der Branchenscore gibt ebenfalls die Kreditwürdigkeit einzelner Verbraucher an und berücksichtigt dabei Anforderungen an Verbraucher in unterschiedlichen Branchen wie Banken, Versandhändler oder Mobilfunkanbieter.

Wie berechnet sich der Schufa-Score?

Die exakte Berechnungsmethode, die dem Basis-Score zugrunde liegt, ist geheim. Immer wieder wird die Intransparenz bei der Berechnungsmethode des Schufa-Scores von Verbraucherschützern kritisiert. Sicher weiß man, dass unter anderem folgende Aspekte in die Berechnung des Scores miteingehen:

  • Daten zu Zahlungsverpflichtungen
  • Infos zu Girokonten
  • Daten von Inkassounternehmen
  • Informationen über Verbraucherinsolvenzverfahren

Außerdem gilt: je mehr relevante Informationen analysiert werden können, desto exakter ist der Score. So können Verbraucher, die z. B. gerade vertragsgerecht einen Kredit abbezahlen, zum Teil über einen höheren Score verfügen als Verbraucher, die gar keinen Kredit aufgenommen haben.

Was ist ein guter Score bei der Schufa?

Folgende Darstellung hilft Ihnen bei der Interpretation Ihres Scorewerts. Wichtig: Ein Schufa-Score von 100% kann praktisch nicht erreicht werden, da Zahlungsausfälle nie komplett ausgeschlossen werden können. Liegt Ihr Score unter 90%, empfehlen sich auf jeden Fall Maßnahmen zur Verbesserung des Scores.

  • 100% bis 97,5%: sehr geringes Zahlungsausfallsrisiko
  • 95% bis 97,5%: geringes bis überschaubares Risiko
  • 90% bis 95%: zufriedenstellendes bis erhöhtes Risiko
  • 80% bis 90%: deutlich erhöhtes bis hohes Risiko
  • 50% bis 80%: sehr hohes Risiko
  • 0 bis 50%: sehr kritisches Risiko

Wie schnell ändert sich der Schufa-Score?

Der Schufa-Score wird alle drei Monate erneut berechnet. Sie müssen sich also etwas gedulden, bis Änderungen, wie die Aktualisierung von Schufa-Daten, das Entfernen von falschen Einträgen oder Veränderungen im Zahlungsverhalten, im Score sichtbar werden.

Was schadet meinem Schufa-Score?

Insbesondere Mahnverfahren signalisieren ein erhöhtes Zahlungsausfallrisiko und verschlechtern damit Ihren Schufa-Score. Die Schufa erfährt nicht automatisch von jeder unbezahlten Rechnung, aber Sie können davon ausgehen, dass Ihnen spätestens nach der zweiten Mahnung mit einem Schufa-Eintrag gedroht wird. Weitere Faktoren wie eine hohe Anzahl an Konten sowie wiederholte Umzüge oder Kreditanfragen können ebenfalls Einfluss auf Ihren Schufa-Score nehmen.

Finanzen im Griff haben, erleichtert Kreditaufnahme

Jeder Kreditgeber kann selbst entscheiden, welche Anforderungen er an die Bonität seiner Kunden stellt. Generell gilt: Je höher Ihr Scorewert, desto positiver ist der Eindruck, den Sie beim Kreditgeber machen. Tatsächlich nutzen aber nicht alle Kreditgeber den Schufa-Score. Zum Teil werden auch nur die oben genannten Negativmerkmale abgefragt oder es wird basierend auf Infos wie einer Haushaltsrechnung ein eigener Score berechnet.

Solange Sie sich stets vertragskonform verhalten, also z. B. Rechnungen und Raten rechtzeitig und vollständig bezahlen, sollten Sie keine Probleme bei der Kreditbeantragung haben – unabhängig davon, welche Beurteilungskriterien der Kreditgeber für seine Entscheidung verwendet.

Wo kann ich meinen Schufa-Score abfragen?

Auch wenn der Schufa-Score nicht maßgeblich für die Kreditwürdigkeit ist, kann er Ihnen bei der Einschätzung Ihrer eigenen Bonität helfen. Über die Webseite der Schufa können Sie unter dem Menüpunkt „Datenkopie“ eine unentgeltliche Selbstauskunft anfordern. Die Schufa-Selbstauskunft enthält eine Kopie aller gesammelten persönlichen Daten. Ebenfalls enthalten sind die Quellen, aus denen die Daten stammen, Unternehmen, die Ihren Schufa-Score abgefragt haben sowie Informationen zu Ihrem aktuellen Schufa-Score, unterteilt nach Branchen wie Banken, Telekommunikation und Versand.

Gut zu wissen: Sie haben außerdem die Möglichkeit, einen kostenpflichtigen Schufa-BonitätsCheck zur Weitergabe an potenzielle Vermieter zu erstellen. Der Schufa-BonitätsCheck enthält alle Informationen, die für potenzielle Vermieter für den Abschluss eines Mietvertrags von Relevanz sind: eine allgemeine Einschätzung der Zahlungsfähigkeit, Ihren Namen, das Geburtsdatum und Ihre Adresse.

Was für eine positive Bonität wichtig ist

Rechnungen pünktlich bezahlen

Bezahlen Sie offene Forderungen wenn möglich immer rechtzeitig und vollständig. Wenn Sie Rechnungen auch nach mehrfacher Mahnung nicht begleichen, kann ein negativer Schufa-Eintrag folgen.

Ungenutzte Karten und Konten kündigen

Laut der Statistik erhöht sich die Gefahr von Rückzahlungsschwierigkeiten mit einer steigenden Anzahl an Konten und ab mehr als zwei Kreditkarten. Ein Konto, das schon lange besteht, wirkt sich hingegen positiv auf Ihre Bonität aus.

Konditions- statt Kreditanfragen stellen

Häufige Kreditanfragen können ein Zeichen dafür sein, dass jemand Probleme hat, einen Kredit zu bekommen. Wenn Sie einen Kredit abschließen möchten, nutzen Sie lieber Konditionsanfragen, anstatt bei jedem Anbieter eine Kreditanfrage zu stellen.

Viele kleine Kredite vermeiden

Viele kleine Kredite, z. B. Ratenzahlungen bei Möbelhäusern oder Onlinehändlern, haben einen negativen Effekt auf Ihre Bonität. Es empfiehlt sich, lieber einen größeren (Raten-)kredit für mehrere kleine Anschaffungen aufzunehmen.

Fehlerhafte Schufa-Daten korrigieren

Prüfen Sie regelmäßig, ob die Daten, die die Schufa von Ihnen speichert, aktuell und korrekt sind – am besten mit einer jährlichen kostenlosen Selbstauskunft. Melden Sie eventuelle Fehler unverzüglich der Schufa und bitten Sie um eine Korrektur.

Kredit aufnehmen? Damit sind Sie nicht allein.

Viele Menschen beschäftigen sich mit ihrer Bonität, wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen. Und das kommt gar nicht so selten vor – immerhin haben 75% der Deutschen in ihrem Leben schon einmal einen Kredit in Anspruch genommen.
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