Dritte Leitzinssenkung in Folge ,
Warum senkt die EZB den Leitzins?

17.10.2024 – Lange ging’s rauf, jetzt geht’s wieder runter: Im Oktober hat die EZB ein weiteres Mal entschieden, den Leitzins zu senken. Was sind die Folgen?

"Leitzins runter!" Sind aller guten Dinge drei?

Sie hat es wieder getan: Am 17. Oktober entschied die Europäische Zentralbank (EZB), den Leitzins erneut zu senken. Nun liegt er bei 3,25% – diese dritte Kurskorrektur nach unten bringt den Zinssatz zurück auf das Niveau vom Mai 2023.

Damit geht die Talfahrt weiter, die im Sommer begonnen hatte.

Erinnern Sie sich noch?

  • 8 Jahre lang lag der Leitzins negativ – bis er im Juli 2022 aufgrund der steigenden Inflation zunächst auf 0,0% angehoben wurde.
  • Bis zum September 2023 stieg der Leitzins schrittweise weiter, erreichte mit 4,0% seine Spitze – und lag damit sogar über dem bisherigen Höchstwert von 3,75% im Oktober 2000.
  • Seit Juni 2024 sinken die Zinsen wieder. Nach einer zweiten Zinssenkung im September folgte nun im Oktober die dritte auf den aktuellen Wert von 3,25%.

So beeinflusst der Leitzins die Wirtschaft

Die Zinssenkungen der EZB haben enormen Einfluss: Unternehmen und Kreditnehmer dürften sie freuen, Sparer eher verärgern. Warum das so ist, wird klar, wenn man die Funktionsweise von Leitzinsen versteht:

Mehr Kredite, günstigere Kredite

Zunächst eine wichtige Unterscheidung: Wenn wir davon sprechen, dass der Leitzins nun bei 3,25% liegt, meinen wir den sogenannten Einlagensatz.
Das ist der Zinssatz, den Geschäftsbanken (wie z. B. wir, die Commerzbank) erhalten, wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB “parken”.

Klingt kompliziert? Ist ganz einfach:

  • Die EZB ist wie ein “Sparkonto” für Geschäftsbanken: Die Banken legen hier Geld an, das sie gerade nicht in Form von Krediten vergeben oder investieren können und erhalten dafür Zinsen in Höhe des Einlagesatzes.
  • Banken “parken” z. B. dann Geld, wenn die Nachfrage nach Krediten sinkt oder die Menschen in unsicheren Zeiten mehr sparen. Auch aus regulatorischen Gründen sind Banken verpflichtet, Liquiditätsreserven zu halten.

Durch die Senkung des Einlagesatzes erhalten die Banken nun weniger Zinsen für ihr geparktes Geld – und sind eher motiviert, das Geld in Form von Krediten zu vergeben.

Darüber hinaus gibt es noch den Hauptrefinanzierungssatz. Im Zuge der jüngsten Zinspolitik ist auch er immer weiter gesunken und liegt aktuell bei 3,4%.

  • Der Hauptrefinanzierungssatz ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken (wie die Commerzbank) kurzfristig Geld bei der EZB leihen können, wenn sie zusätzliches Kapital benötigen.
  • Sinkt der Satz, erhalten Banken günstiger frisches Kapital, das sie in Form von attraktiveren Krediten weitergeben können.

Durch die Zinssenkung sorgt die EZB also dafür, dass

  1. mehr Kredite vergeben werden,
  2. Kredite günstiger werden und somit
  3. mehr investiert wird, was wiederum die Wirtschaft ankurbelt.

Was die Inflation damit zu tun hat

Doch warum entscheidet die EZB sich gerade jetzt dafür, die Zinsen zu senken und damit Investitionsanreize zu setzen?

Der Grund heißt wie so oft: Inflation.

Der Leitzins ist das wohl wichtigste Instrument der EZB, um die Inflationsrate zu steuern:

  • Als die Inflation zwischen 2021 und 2023 immer weiter stieg, hob die EZB den Leitzins an. Die Folge: Kredite wurden teurer, es wurde weniger investiert und konsumiert – das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich und der Preisdruck ließ nach. Dadurch sank die Inflationsrate.
  • Seit der zweiten Jahreshälfte 2023 sinkt die Inflationsrate wieder – und mit diesem Trend hat auch die EZB ihre restriktive Geldpolitik gelockert und den Leitzins langsam gesenkt.
  • Seit September ist die Inflationsrate aber so niedrig, dass sie selbst die von der EZB anvisierte Grenze von 2 % unterschreitet. Durch weitere Zinssenkungen will die EZB Kaufkraft und Wirtschaftswachstum ankurbeln, um eine zu niedrige Inflationsrate – oder gar eine Deflation – zu verhindern.

Was ist an einer zu niedrigen Inflation schlecht?

Eine zu niedrige Inflation oder gar eine Deflation kann das Wirtschaftswachstum hemmen: Rechnen Verbraucher mit fallenden Preisen, können sie Anschaffungen aufschieben. Die Nachfrage sinkt, Unternehmen produzieren weniger, bauen Personal ab und die Wirtschaft stagniert. Schlimmstenfalls kann das zu einer Abwärtsspirale führen, bei der Preise weiter fallen und die Arbeitslosigkeit steigt.

Was bedeutet die Leitzinssenkung für Sparende?

Sinkt der Leitzins, sinken in der Regel auch die Zinsen auf Spareinlagen wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten. Denn die Banken geben die niedrigen Zinsen gewissermaßen an ihre Kunden weiter – und das betrifft nicht nur Kredite, sondern auch die Zinsen auf Spareinlagen.

Ob die EZB weitere Zinssenkungen vornehmen wird, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Einige Experten rechnen aber damit und prognostizieren, dass der Leitzins bis Ende 2025 auf 2,5 % – möglicherweise sogar unter 2 % – fallen wird.

Daher unsere 2 aktuellen Tipps für Sparer:

1. Tipp,

Nutzen Sie das Zinshoch, solange es geht

Aktuell ist die Situation für Spareinlagen günstig: Die Inflation ist niedrig, die Zinsen auf Tagesgeldkonten hoch. Wenn Sie noch kein Tagesgeldkonto bei der Commerzbank haben, können Sie sich jetzt noch einen Zinssatz von 3 % p. a. sichern.

2. Tipp,

Sparen Sie zinsunabhängig mit Wertpapieren 

Mit Wertpapier-Sparplänen können Sie für eine feste monatliche Sparrate ETF- und Fondsanteile erwerben. Das geht schon ab 25 Euro pro Monat und Sie können auch in Niedrigzinszeiten möglicherweise Gewinne einfahren. Zwar kann es bei Wertpapieren zu Schwankungen kommen, durch die breite Streuung sind die Risiken bei ETF- und Fondssparplänen aber eher geringer. Um zu starten, brauchen Sie lediglich ein Depot – das ist bei der Commerzbank mit einem laufenden Sparplan kostenlos.