Jetzt kaufen, später zahlen, Buy now, Pay later: 2 Fakten, die uns nachdenklich machen
28.08.2025 – Jetzt kaufen, später zahlen – im Netz boomt das Shopping auf Pump. Eine gute Entwicklung? 2 Fakten machen skeptisch – aber es gibt auch Alternativen.
“Rechnung? Zahl ich später!”, Immer mehr Menschen kaufen auf Pump
Haben Sie schon einmal etwas gekauft und erst später dafür bezahlt?
Falls nicht, könnten Sie zu einer schwindenden Spezies gehören: Denn bereits jetzt nutzt jeder vierte Deutsche1 die Möglichkeit, erst später für seine Käufe zu bezahlen – in den jüngeren Verbrauchergruppen der Millennials und Generation Z sind es sogar noch mehr Menschen. Tendenz: steigend.
“Buy now, Pay later” (kurz “BNPL”) lautet die neudeutsche Bezeichnung für solche “Einkäufe auf Pump”, die meist im Netz getätigt werden: Immer mehr Online-Shops bieten ihren Kunden über Dienstleister wie Klarna oder Paypal verschiedene Möglichkeiten, ihre Zahlung aufzuschieben – z. B. mit dem Kauf auf Rechnung oder Ratenkrediten, die inzwischen schon für kleine Beträge unter 100€ möglich sind.
Es war also nie einfacher, heute Wünsche zu erfüllen, die man sich erst morgen leisten kann. Doch ist das gut? Tatsächlich gibt es zwei Fakten zu “Buy now, Pay later”, die nachdenklich stimmen – und Ihnen beim nächsten Rechnungskauf bewusst sein sollten:
Fakt 1, Viele Shops wollen, dass Sie “auf Pump” kaufen
Für viele Unternehmen ist das “Buy now, Pay later”-Angebot sehr lukrativ: Eine Studie der Goethe-Unversität Frankfurt hat gezeigt, dass die Umsätze im Online-Handel um bis zu 20% steigen2, wenn der Shop eine BNPL-Methode anbietet.
Und das ist nicht alles: Durch BNPL kaufen Kunden nicht nur wahrscheinlicher, sondern auch häufiger und mehr. Das hat vor allem psychologische Gründe: Der Zahlungsaufschub verringert das Gefühl, sich finanziell einschränken zu müssen3 und durch Ratenkäufe wirkt die finanzielle Belastung geringer.
Weltweiter Transaktionswert von “Buy now, Pay later” im E-Commerce
Angaben in Milliarden US Dollar
Einige Bezahlsysteme nutzen diesen Effekt aus und verleiten ihre Kunden inzwischen ganz gezielt zum Kauf per “Buy now, Pay later”-Methode – indem sie beispielsweise die Buttons zum Sofortbezahlen geschickt verstecken4. Und das hat nicht nur gute Seiten:
Fakt 2, Vor allem junge Menschen geraten durch BNPL in Zahlungsschwierigkeiten
Große Wünsche, aber wenig Geld – so erleben es die meisten Menschen, wenn sie jung sind. Doch “Buy now, Pay later”-Methoden ermöglichen, dieses Dilemma zu durchbrechen: Der größere Fernseher, das bessere Handy, all das ist plötzlich mit wenigen Klicks erreichbar.
Kaum verwunderlich, dass immer mehr junge Menschen die Möglichkeiten des Raten- und Rechnungskaufs nutzen. Der Abschluss ist schnell und unkompliziert, eine Bonitätsprüfung findet in vielen Fällen gar nicht statt. Auch für einkommensschwache Menschen sind Käufe per BNPL deshalb besonders verlockend.
Aber: Rechnungs- oder Ratenkäufe sind Schulden – und da sie so einfach abzuschließen sind, verliert man leicht den Überblick. Bei Zahlungsversäumnis drohen Mahngebühren und schließlich Inkassokosten. Und dazu kommt es gerade bei jungen Menschen häufig: In Deutschland hat knapp die Hälfte der 18-25-jährigen5 BNPL-Nutzer schon einmal eine Zahlung versäumt.
Wie sehr das außer Kontrolle geraten kann, zeigt ein Fall der Schuldnerberatung Tübingen: Ein 18-Jähriger hatte die Möglichkeit zur späteren Zahlung ganze 39 Mal genutzt – und dadurch Schulden in Höhe von über 3.000€ angehäuft6.
Immerhin: Bis Ende des Jahres muss Deutschland die neuen EU-Regeln zu Verbraucherkrediten umsetzen, die auch Anbietern von BNPL-Methoden strengere Regeln auferlegen sollen7.
3 Tipps & Alternativen zum “später Bezahlen”
Grundsätzlich bietet “Buy now, Pay later” natürlich auch Vorteile: Wer seine Finanzen im Griff hat, kann Ausgaben viel flexibler gestalten und unerwartete Kosten problemlos verteilen, ohne dafür sein Erspartes anfassen zu müssen.
Wichtig ist, dass Sie dabei die Kontrolle und den Überblick behalten. Damit das gelingt, sollten Sie die folgenden Punkte beachten:
Tipp 1: Erst Konditionen lesen – dann klicken
Viele Dienstleister bieten eine zinsfreie Vorkasse an. Doch geraten Sie in Zahlungsverzug, entstehen schnell zusätzliche Kosten – manchmal bis zu 15% Zinsen8 oder hohe Gebühren. Prüfen Sie also die Zinssätze, Fristen, Gebühren und Rückzahlungsmodalitäten, bevor Sie den Kauf tätigen.
Tipp 2: Stellen Sie sich Zahlungserinnerungen ein
Nutzen Sie Kalender-Apps oder E-Mail Reminder, um sich selbst an die Begleichung Ihrer Rechnungen zu erinnern. Manche Zahlungsdienstleister bieten solche Erinnerungen auch innerhalb der eigenen App an. Planen Sie zusätzlichen Puffer ein, um am Ende nicht doch in Verzug zu geraten.
Tipp 3: Vermeiden Sie den Weg über Dienstleister
Die Konditionen und Zinssätze externer Dienstleister oder BNPL-Drittanbieter sind nicht immer klar einsehbar – das erhöht die Gefahr von unerwünschten Zusatzkosten. Lassen Sie stattdessen Ihre Bank in Vorkasse gehen, profitieren Sie von mehr Verbraucherschutz und strengen Regularien.
Bei der Commerzbank geht das z. B. mit dem 3-Raten-Service Ihrer Kreditkarte: Damit können Sie Zahlungen schon ab 200€ in drei gleiche monatliche Teilbeträge aufteilen. So verteilen Sie größere Kaufsummen schnell und flexibel auf mehreren Monaten auf und verschaffen sich so mehr finanziellen Gestaltungsspielraum.
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